von Johannes Eisleben
Die ersten 20 Artikel unserer Verfassung enthalten im Wesentlichen die Menschenrechte, die sich aus dem Naturrecht entwickelt haben. Sie sind derzeit teilweise aufgehoben. Diese Einschränkungen der Menschenrechte schreitet in allen westlichen Gesellschaften weiter voran, die ›freedom days‹, die derzeit in vielen Ländern ausgerufen werden, sollten uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Tendenz anhält und sich weiter verschärft. Es ist nicht zu erwarten, dass das überpositive, normative Naturrecht ohne weiteres wiederkehrt, sondern wir werden Zeugen seiner offenen Abwrackung.
Wie ist es zu dieser erschreckenden Entwicklung gekommen? Was sind ihre historischen und kulturellen Grundlagen?
von Wolfgang Rauprich
Zu Zeiten, in denen außer Corona, sogenannten Corona-Maßnahmen, Impfen und Impfpflicht sowie der Beschimpfung deren Gegner kaum noch ein anderes Thema öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen scheint, macht plötzlich ein Begriff, insbesondere unter Nerds, aber auch in den Medien und unter risikoorientierten Investoren die große Runde, der bislang allenfalls in der Science-Fiction-Literatur und im Film eine Rolle spielte: ›Metaverse‹. Und das, weil Marc Zuckerberg sein Imperium Facebook wohl aus gutem Grund in ›Meta‹ umbenannt hat. Als Logo dient ihm hierfür nicht mehr das allbekannte ›F‹ mit dem erhobenen Daumen, sondern ein etwas ›vereiertes‹ Unendlichkeitszeichen von dem Spötter behaupten, dass es bei flüchtigem Hinsehen dem Abdruck eines Gesäßes ähnele. Abgesehen davon spiegeln der neue Name und dieses Logo nur konsequent gewisse Entwicklungslinien wider, die im Prinzip in allen großen Tech-Konzernen im Silicon Valley und nicht nur dort virulent sind. Es ist in letzter Konsequenz die Idee von einer Welt, oder besser die Ideologie von einer kommenden Menschheit, die ihr Leben zunehmend in virtuellen Umgebungen zubringt, in denen Transhumanisten die menschliche Zukunft verorten.
von Rainer Paris
In einem Cicero-Artikel (Ein Schloss im Nebel, in: Cicero 10/2021) hat der bulgarische Politologe Ivan Krastev das politische Grundproblem Deutschlands nach dem Ende der Merkel-Ära folgendermaßen auf den Punkt gebracht: ›es weiß nicht, wie man eine Führungsrolle übernimmt, ohne Vorbild zu sein‹.
Eine treffende Formulierung – und zugleich ein Verweis auf eine grundlegende Differenz, die in politischen Diskussionen oft verwischt wird. In der Tat: Führung ist etwas ganz anderes als der Wunsch oder das Bestreben, Vorbild zu sein. Ja mehr noch: Auch wer Vorbild ist, muss deshalb keineswegs erfolgreich führen.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G