von Ulrich Schödlbauer
Mein lieber ***
auf Ihrem Weblog las ich vor wenigen Tagen die Bemerkung, es sei besser ein wenig Licht zu verbreiten als schmollend im Dunkeln zu verharren. Das ist, ohne jeden Zusatz gedacht, die Formel der Aufklärung, zuzüglich des Schmollens, auf das ich noch zu sprechen kommen werde. Man kann diese Formel heute überall finden. Sie ist der Weichmacher der Informationsgesellschaft, in der die digitalen Flutlichtanlagen jeden Winkel aufs Grellste ausleuchten (und das keineswegs nur in der Theorie). In dieser Gesellschaft kommen auf jeden, der brav sein Lämpchen hochhält, tausende von Scheinwerfern, die ihm ins Gesicht brüllen und ihm nicht mehr als ein hilfloses Zwinkern erlauben. Viele mögen das Bild übertrieben oder völlig falsch finden. Ich gebe ihnen den Rat: Betrachten Sie sich selbst, Ihre geistige Verfassung, unter dem Gesichtspunkt des Außer-sich-Seins und ich verspreche Ihnen, Sie werden binnen kurzem fündig werden – vorausgesetzt natürlich, Sie besitzen das Talent zur Selbstreflexion und plappern nicht nur nach, was andere Ihnen vorplappern.
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- Geschrieben von: Schödlbauer Ulrich
- Rubrik: Kultur
von Helmut Roewer
Nebst einigen schnoddrigen Bemerkungen über Kinder-Autobiographien und deren Leser
Das Auffinden des sogleich besprochenen Buches ist einem Zufall geschuldet. Ich wartete vor meiner Haustür auf die Anlieferung des neuen Kochherdes und entdeckte im Kellerfester des gegenüberliegenden Wohnhauses einen kleinen Stapel Bücher. Natürlich konnte ich mich nicht bremsen und sah die herrenlos Gewordenen durch. Es waren zwei, die ich unbesehen an mich brachte: ein Roman von Jakob Wassermann (Das Gänsemännchen) und die Memoiren von Otto Flake (Es wird Abend).
Ich nahm beide Bücher auf die anstehende Flugreise mit. Beide waren enttäuschend, denn bei Wassermann, dessen große Zeit bei mir Jahrzehnte zurücklag, störte ich mich alsbald an den Romanfiguren, die alle auf verquere Weise in einer über Hunderte von Seiten wild mäandernden Handlung miteinander zu tun hatten. Das war nicht mehr mein Ding.
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- Geschrieben von: Roewer Helmut
- Rubrik: Kultur
von Don Albino
Dem Frieden dienen, den Frieden erhalten.
Frage ich mich, welcher Hund mich im Laufe meines Lebens am meisten beeindruckt, ja geprägt hat, dann fällt mir automatisch Goethe ein, ein Zwergpinscher, den ich für die längste Zeit unserer Bekanntschaft nicht zu Gesicht bekam, was der Intensität unserer Beziehung aber keinen Abbruch tat, denn seine durchdringende Stimme tat es auch. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, mich durchfährt jedes Mal eine merkwürdige Empfindung, wenn jemand das Wort Stimme auf das Gekläff eines Hundes anwendet, eine Instanz, die ich nicht weiter kenne, möchte es für menschliche Laute reserviert wissen, was natürlich der reinste Humbug ist. Selbstverständlich haben Hunde, wie andere Tiere, Stimmen, recht kräftige dazu, wie unschwer feststellen kann, wer mit einem Hund unter einem Dach lebt, aber nicht die Wohnung teilt. Hundebesitzer haben kein Ohr für den Krach, den ihr treuer Gefährte veranstaltet, geschweige denn für die seelischen Verwüstungen, die er bei ihren häuslichen Mitbewohnern anrichtet. Das liegt, wie alle, die es angeht, wissen, am fehlenden seelischen Band. Nicht zuletzt deshalb sind Hundebesitzer der Auffassung, man müsse ihren Liebling (oder ihre Lieblinge) einfach mögen, andernfalls sei man ein herzloses Subjekt, bei dem Mitgefühl fehl am Platz sei.
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- Geschrieben von: Don Albino
- Rubrik: Kultur
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