
von Don Albino
Dem Frieden dienen, den Frieden erhalten.
Frage ich mich, welcher Hund mich im Laufe meines Lebens am meisten beeindruckt, ja geprägt hat, dann fällt mir automatisch Goethe ein, ein Zwergpinscher, den ich für die längste Zeit unserer Bekanntschaft nicht zu Gesicht bekam, was der Intensität unserer Beziehung aber keinen Abbruch tat, denn seine durchdringende Stimme tat es auch. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, mich durchfährt jedes Mal eine merkwürdige Empfindung, wenn jemand das Wort Stimme auf das Gekläff eines Hundes anwendet, eine Instanz, die ich nicht weiter kenne, möchte es für menschliche Laute reserviert wissen, was natürlich der reinste Humbug ist. Selbstverständlich haben Hunde, wie andere Tiere, Stimmen, recht kräftige dazu, wie unschwer feststellen kann, wer mit einem Hund unter einem Dach lebt, aber nicht die Wohnung teilt. Hundebesitzer haben kein Ohr für den Krach, den ihr treuer Gefährte veranstaltet, geschweige denn für die seelischen Verwüstungen, die er bei ihren häuslichen Mitbewohnern anrichtet. Das liegt, wie alle, die es angeht, wissen, am fehlenden seelischen Band. Nicht zuletzt deshalb sind Hundebesitzer der Auffassung, man müsse ihren Liebling (oder ihre Lieblinge) einfach mögen, andernfalls sei man ein herzloses Subjekt, bei dem Mitgefühl fehl am Platz sei.
von Burckhard Dücker
Für die kulturwissenschaftliche Untersuchung der humoristischen Dimension (Humor, Ironie, karnevalistische Szenen, Komik, Parodie, Schwank, Verlachen, Witz u.a.) als kommunikative Handlungsform in Johannes Bobrowskis »Zeitroman[en]« mit historischem Bezug Levins Mühle (1964) und Litauische Claviere (postum 1965) scheint ein Blick auf Geltung und Funktion von Humor und Komik in der öffentlichen Kommunikation der Gegenwart nützlich zu sein, weil er den Rezeptionskontext der Studie erschließt. Markieren zeitgenössische Belege doch einen entsprechenden Referenzrahmen, in dem Wahrnehmungen und Einschätzungen von sowie Erwartungen an Situationen und Formen des Lachens sichtbar werden. Haben Lachen, Humor und Komik bestimmbare soziale Bedeutung und gesellschaftliche Funktionen?
von Ulrich Siebgeber
1. Die einfachste Weise, Brecht zu verwechseln, besteht darin, seine Stücke auf die Bühne zu bringen. Nicht, dass sie nicht auf die Bühne gehörten, aber diese Bühne ist längst vergangen und war ohnehin nicht mehr als ein Zipfel der großen Weltbühne, die sich seither gründlich gewandelt hat. Trotzdem werden immerfort die alten Stücke gegeben, Stück für Stück, ohne dass man irgendwo den Groschen fallen hörte. Auch der Nachwuchs nimmt sich ihrer gelegentlich an, wie gerade wieder vom Berliner Ensemble demonstriert.
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