von Helmut Roewer
Nebst einigen schnoddrigen Bemerkungen über Kinder-Autobiographien und deren Leser
Das Auffinden des sogleich besprochenen Buches ist einem Zufall geschuldet. Ich wartete vor meiner Haustür auf die Anlieferung des neuen Kochherdes und entdeckte im Kellerfester des gegenüberliegenden Wohnhauses einen kleinen Stapel Bücher. Natürlich konnte ich mich nicht bremsen und sah die herrenlos Gewordenen durch. Es waren zwei, die ich unbesehen an mich brachte: ein Roman von Jakob Wassermann (Das Gänsemännchen) und die Memoiren von Otto Flake (Es wird Abend).
Ich nahm beide Bücher auf die anstehende Flugreise mit. Beide waren enttäuschend, denn bei Wassermann, dessen große Zeit bei mir Jahrzehnte zurücklag, störte ich mich alsbald an den Romanfiguren, die alle auf verquere Weise in einer über Hunderte von Seiten wild mäandernden Handlung miteinander zu tun hatten. Das war nicht mehr mein Ding.
von Don Albino
Dem Frieden dienen, den Frieden erhalten.
Frage ich mich, welcher Hund mich im Laufe meines Lebens am meisten beeindruckt, ja geprägt hat, dann fällt mir automatisch Goethe ein, ein Zwergpinscher, den ich für die längste Zeit unserer Bekanntschaft nicht zu Gesicht bekam, was der Intensität unserer Beziehung aber keinen Abbruch tat, denn seine durchdringende Stimme tat es auch. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, mich durchfährt jedes Mal eine merkwürdige Empfindung, wenn jemand das Wort Stimme auf das Gekläff eines Hundes anwendet, eine Instanz, die ich nicht weiter kenne, möchte es für menschliche Laute reserviert wissen, was natürlich der reinste Humbug ist. Selbstverständlich haben Hunde, wie andere Tiere, Stimmen, recht kräftige dazu, wie unschwer feststellen kann, wer mit einem Hund unter einem Dach lebt, aber nicht die Wohnung teilt. Hundebesitzer haben kein Ohr für den Krach, den ihr treuer Gefährte veranstaltet, geschweige denn für die seelischen Verwüstungen, die er bei ihren häuslichen Mitbewohnern anrichtet. Das liegt, wie alle, die es angeht, wissen, am fehlenden seelischen Band. Nicht zuletzt deshalb sind Hundebesitzer der Auffassung, man müsse ihren Liebling (oder ihre Lieblinge) einfach mögen, andernfalls sei man ein herzloses Subjekt, bei dem Mitgefühl fehl am Platz sei.
von Burckhard Dücker
Für die kulturwissenschaftliche Untersuchung der humoristischen Dimension (Humor, Ironie, karnevalistische Szenen, Komik, Parodie, Schwank, Verlachen, Witz u.a.) als kommunikative Handlungsform in Johannes Bobrowskis »Zeitroman[en]« mit historischem Bezug Levins Mühle (1964) und Litauische Claviere (postum 1965) scheint ein Blick auf Geltung und Funktion von Humor und Komik in der öffentlichen Kommunikation der Gegenwart nützlich zu sein, weil er den Rezeptionskontext der Studie erschließt. Markieren zeitgenössische Belege doch einen entsprechenden Referenzrahmen, in dem Wahrnehmungen und Einschätzungen von sowie Erwartungen an Situationen und Formen des Lachens sichtbar werden. Haben Lachen, Humor und Komik bestimmbare soziale Bedeutung und gesellschaftliche Funktionen?
GLOBKULT Magazin
herausgegeben von
RENATE SOLBACH und
ULRICH SCHÖDLBAUER
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