
Finaler Vorschlag zur Stabilisierung der Nato-Ostflanke
Kürzester Beitrag zur Kriegslage ever
von Ulrich Schödlbauer
Auf die Meister der Pomade
wartet Reue ohne Gnade.
Völker, hört die Signale! Man durchforste die einschlägigen Archive, schaffe die ausgemusterten Dreckschleudern besserer Pressetage, desolate Munitionslage hin oder her, an die Front, bringe sie gegeneinander in Stellung und programmiere sie auf Dauerbetrieb: vierundzwanzig Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche. Ukrainistas, Putinistas, Wir-sind-auch-was! So wird das was und das kostbare State-of-the-art-Kriegsgerät einer gewohnt vielfältigen Medienlandschaft darf sich munter auf die Bekämpfung der aufständischen Affenpocken konzentrieren, bevor es im Herbst wieder losgeht mit dem vollen Virenprogramm, Intensivbetreuung für alle vom Affen Gef**en inklusive.
Heureka.
P.S.: Unmaßgeblicher Rat an die ukrainischen Freunde: Schaut nach Nahost – Zukunft kann man sehen.
Der erste Neofeudalkrieg
von Johannes Eisleben
Wir leben, wie Joel Kotkin (The coming of Neo-Feudalism) griffig formuliert hat, in einem Übergang zum Neofeudalismus. Nur vor diesem Hintergrund lässt sich der Krieg in der Ukraine verstehen. Was bedeutet das?
Kein Mittelerde
Für viele Beobachter ist Putin ein irrationaler Aggressor, der aus Russland wieder ein globales Imperium nach dem Vorbild der UdSSR machen will und zu diesem Zweck die Ukraine überfallen hat. Der Westen kämpft nach dieser Lesart durch Waffenlieferungen und Bereitstellung von Söldnern als militärischem Führungs- und Ausbildungspersonal um die westlichen Werte: Freiheit und Demokratie. Der Konflikt ist also aus Sicht dieser Zeitgenossen ein klassischer Antagonismus zwischen den Kräften des Guten, uns, dem Westen, und dem bösen, fremden Osten, den Russen. Wir werden gewissermaßen Zeugen eines epischen Ringens um Werte, wie er in vielen literarischen Werken geschildert wird, beispielsweise dem Herrn der Ringe des Sprachwissenschaftlers J.R.R. Tolkien, in dem ein Kampf um ›Mittelerde‹ tobt. Putin ist in dieser Interpretation der ›Sauron‹ aus dem ›Mordor‹ im Osten, oder auch ganz einfach ›Hitler‹. Seine gnadenlosen, hilflose Zivilisten abschlachtenden Truppen gleichen den Orks des bösen Sauron. Russlands Atomwaffen sind der ›Ring der Macht‹. Der Westen, das sind im Wesentlichen ›Eriador‹, ›Rohan‹, ›Gondor‹ und das ›Elbenland‹, muss daher Russland-›Mordor‹ besiegen, damit ›Sauron‹ mit seinen ›Orks‹ nicht ganz Europa unterjochen kann, was zweifelsohne sein ›Kriegsziel‹ ist.
Wie überleben im Schmutzland?
von Ulrich Schödlbauer
Wer halbwegs aufmerksam die mit bemerkenswerter Hartnäckigkeit die ›Ausgestoßenen der Woche‹ präsentierende Kolumne des Achse-Journalisten Kolja Zydatiss verfolgt, der muss sich irgendwann fragen … nicht, auf welche Seite er gehört oder wie weit er sich, unter den gegebenen Umständen, aus dem Fenster zu lehnen wünscht, sondern welchen Wert eine Öffentlichkeit besitzt, in der offenbar täglich ein paar Stimmbänder durchtrennt werden müssen, damit die Lüge unangefochten den Puls der Zeit bestimmt. Es erklärt sich leicht, eine solche Öffentlichkeit sei nichts weiter als eine Verabreichungsform des Unwahren und daher nicht wert, dass ein ernsthafter Mensch sich mit ihr weiter befasst. Aber damit lässt sich das Problem nicht beheben. Das Problem besteht darin, dass, wer die Öffentlichkeit flieht, über kurz oder lang den Raum des Privaten zum öffentlichen Raum umfunktioniert. Die Trennung der menschlichen Anliegen in eine private und eine öffentliche Komponente erscheint mit der Gesellschaft und wird erst mit ihr verschwinden. Negiere die erste Öffentlichkeit und du erschaffst eine zweite. Und über kurz oder lang, den gesellschaftlichen Trend vorausgesetzt, gleichen sich erste und zweite Öffentlichkeit einander an, so dass höchstens ein weiteres Stück Privatsphäre dabei verloren geht.
Rede auf der Abschlusskundgebung des Frankfurter Ostermarschs auf dem Römerberg am 18. April 2022
von Peter Brandt
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!
Das letzte Mal, da ich – noch ein Jugendlicher – bei der Abschlusskundgebung des Frankfurter Ostermarschs nicht weit von hier stand, damals natürlich als einfacher Teilnehmer, war 1966, vor 56 Jahren. Damals ging es neben dem aufkeimenden Protest gegen den Vietnamkrieg der USA um die stets latent vorhandene Atomkriegsgefahr zwischen den von den Supermächten geführten Militärblöcken, von denen die eine Seite behauptete, für die Freiheit zuständig zu sein, während die andere den sozialen Fortschritt für sich beanspruchte. Es war ein wichtiger Schritt der damaligen Friedensbewegung wie auch der viel breiteren Friedensbewegung der 80er Jahre, mit der Blocklogik, stets mit Aufrüstungslogik verbunden, zu brechen, sich prinzipiell davon frei zu machen. Das ist der Sinn des Begriffs ›Äquidistanz‹: die geistige, politische und organisatorische Eigenständigkeit, nicht die Selbstverpflichtung, in jeder konkreten Auseinandersetzung eine mittlere oder unparteiische Position einzunehmen.
Elon geht schoppen
Einige Bemerkungen zum Twitter-Krieg
von Helmut Roewer
Zur Zeit kauft Mainstream-Hätschelkind Elon Musk die Nachrichtenplattform Twitter. Plötzlich kann ihn keiner mehr leiden. Umsturz – und sei es der Meinungen – hat mich immer schon beschäftigt. Hier sind die Einzelheiten.
Ob jemand twittert oder in Hamburg fällt ‘ne Schaufel um, ist für mich und sicher viele Leser von ähnlicher Bedeutung, nämlich keiner. Mein Interesse am zur Zeit stattfindenden Verkauf der Nachrichtenplattform Twitter an den südafrikanischen Tausendsassa Elon Musk speist sich aus anderen Quellen: Warum wird hier so plötzlich das Hohelied der Meinungsfreiheit angestimmt? Und das auch noch durch zwei miteinander unvereinbare Behauptungen: Wiederherstellung gegen Bewahrung der Meinungsfreiheit. Ja, was denn nun? Oder anders gefragt: Was ist hier eigentlich so Empörendes geschehen, dass alle Billig-und-gerecht-Denkenden so urplötzlich ein wildes Katzenkonzert gegen ihren einstigen Liebling anstimmen?
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Die frei verwendeten Motive stammen von Monika Estermann, Renate Solbach und Ulrich Schödlbauer.