von Felicitas Söhner
Autobiografien sind ein schwieriges Genre. Zu oft geraten sie zur Selbstbeweihräucherung oder versacken in endlosen Anekdoten. Karol Czejareks Mein Weg durch das Leben aber macht es anders. Das vor kurzem auf polnisch erschienene Werk ist nicht bloß eine Erinnerungsschau, sondern ein Dokument, das ein Jahrhundert europäischer Geschichte durch ein individuelles Prisma erfahrbar macht. Hier erzählt einer, der nicht nur Zuschauer war, sondern Akteur – zwischen Polen und Deutschland, zwischen Literatur und Politik, zwischen kulturellem Engagement und persönlichen Verlusten.
von Ulrich Schödlbauer
Jobst Landgrebe / Barry Smith: Why Machines Will Never Rule the World. Artificial Intelligence without Fear, 415 Seiten, New York und London (Routledge), zweite Auflage 2025
Wer regiert die Welt?
Einst stellte Noam Chomsky die Frage: »Who rules the world?« Bis heute gibt es darauf eine klare und eindeutige Antwort: Solange keine Weltregierung existiert, niemand. Allerdings hat sich, so weit westliche Machtprojektion reicht, eine etwas andere Auffassung festgesetzt. Sie lautet: Wer sonst als die Vereinigten Staaten von Amerika, the most powerful power in the world, könnte hier wohl gefordert sein? Die Weltregierung wäre, betrachtet man sie aus der Perspektive von Hobby-Politologen, eine Art Nebentätigkeit der US-Regierung, legitimiert durch die überwältigende militärische und vor allem ökonomische Macht, die sie repräsentiert. Zwar weiß alle Welt, dass auch die Welt-Ordnungsmacht Abstriche machen muss, empfindliche sogar, und dass sie hin und wieder, schon aus Gründen der Finanzierbarkeit, über ihre Rolle ins Grübeln gerät. Aber in einem verbalen Spektrum, in dem Anspruch und Realität noch immer fast bruchlos ineinander übergehen, tut das nichts oder wenig zur Sache.
von Helmut Roewer
Nebst einigen schnoddrigen Bemerkungen über Kinder-Autobiographien und deren Leser
Das Auffinden des sogleich besprochenen Buches ist einem Zufall geschuldet. Ich wartete vor meiner Haustür auf die Anlieferung des neuen Kochherdes und entdeckte im Kellerfester des gegenüberliegenden Wohnhauses einen kleinen Stapel Bücher. Natürlich konnte ich mich nicht bremsen und sah die herrenlos Gewordenen durch. Es waren zwei, die ich unbesehen an mich brachte: ein Roman von Jakob Wassermann (Das Gänsemännchen) und die Memoiren von Otto Flake (Es wird Abend).
Ich nahm beide Bücher auf die anstehende Flugreise mit. Beide waren enttäuschend, denn bei Wassermann, dessen große Zeit bei mir Jahrzehnte zurücklag, störte ich mich alsbald an den Romanfiguren, die alle auf verquere Weise in einer über Hunderte von Seiten wild mäandernden Handlung miteinander zu tun hatten. Das war nicht mehr mein Ding.
GLOBKULT Magazin
herausgegeben von
RENATE SOLBACH und
ULRICH SCHÖDLBAUER
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G