von Peter Brandt
Die deutsche Revolution von 1918/19 war alles drei zugleich: Endpunkt jahrzehntelanger Liberalisierungs- und Demokratisierungsbestrebungen, spontane Volkserhebung zur Beendigung des faktisch schon verlorenen Krieges und sozialdemokratisch geprägte Klassenbewegung mit antikapitalistischer Tendenz. Die Verschränkung liberal-demokratischer, antimilitaristischer und proletarisch-sozialistischer Komponenten in der Revolution ergab sich aus dem Charakter des Kaiserreichs von 1871 und der Doppelrolle der sozialdemokratischen Bewegung in ihr als Organisation der klassenbewussten Arbeiter wie als einzige starke Kraft, die ohne Einschränkung für die politische Demokratisierung des Deutschen Reiches, einer konstitutionellen Monarchie mit starken autoritären Elementen, eintrat.
von Peter Brandt
Vom 6. bis 8. April 1917 tagte in Gotha die zweite Reichskonferenz der innersozialdemokratischen Opposition, hauptsächlich Delegierte aus 91 Wahlkreisen, daneben 15 SPD-Reichstagsabgeordnete und vier sonstige Teilnehmer, um die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) zu gründen. In Absetzung von der Mehrheitssozialdemokratie erneuerte dieser Gründungsparteitag (der auf Anordnung der Militärbehörden unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand) die grundsätzliche Gegnerschaft der Vorkriegs-SPD zum bestehenden politischen und sozialen Herrschaftssystem, ergänzt um den Krieg und die Kriegspolitik der kaiserlichen Regierung. Das alte Statut der SPD wurde fast unverändert ebenso wie das Erfurter Programm von 1891 bis auf weiteres beibehalten.
von Herbert Ammon
Inwieweit in einer zusehends multiethnisch und multikulturell divergierenden und desintegrierenden Gesellschaft wie der Bundesrepublik Deutschland allgemein der historischen, insbesondere der nationalgeschichtlich orientierten Erinnerung überhaupt noch Bedeutung zukommt, scheint fraglich. Das gilt im Blick auf die Zukunft selbst für die Geschichte und die symbolische Wirkkraft des Holocaust, des zentralen Bezugspunkts deutschen Gedenkens in der Gegenwart.
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