von Christoph Jünke
Vorbemerkung: Der britische Historiker Edward Palmer Thompson wird mittlerweile selbst in Deutschland zu den Klassikern der Geschichtswissenschaft gezählt. Und doch sind hier 2013 sein zwanzigster Todestag und das fünfzigjährige Jubiläum seines epochalen Werkes The Making of the English Working Class abermals weitgehend ignoriert worden. In seinem soeben im Hamburger Laika-Verlag erschienenen Buch Streifzüge durch das rote 20. Jahrhundert hat sich unser Autor Christoph Jünke ausführlich auch mit Leben und Werk E. P. Thompsons auseinandergesetzt. Aus diesem längeren Buchkapitel veröffentlichen wir im Folgenden einen exklusiven Auszug, in dem es um Thompsons theoriepolitische Auseinandersetzung mit dem französischen Marxisten Louis Althusser geht. Die Fußnoten und Literaturhinweise wurden hier weggelassen und können im Buch selbst nachgelesen werden.
Wie sich Bundeskanzler Willy Brandt um Israel und den Frieden im Nahen Osten bemühte
von Wolfgang Schmidt
Pünktlich zum 40. Jahrestag des ersten Israel-Besuchs eines amtierenden deutschen Kanzlers erschien am 9. Juni 2013 in der Welt am Sonntag ein Artikel von Michael Wolffsohn mit der Überschrift »Wie Willy Brandt die Friedenskarte verspielte«. Darin wird behauptet, der damalige Bundeskanzler hätte den Jom-Kippur-Krieg, der durch den Angriff Ägyptens und Syriens auf Israel am 6. Oktober 1973 ausgelöst wurde, verhindern können. Willy Brandt, heißt es da, treffe »objektiv« eine »Unterlassungsschuld«, weil er einer »Friedensinitiative« der israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir die Hilfe versagt habe. Dabei beruft sich Wolffsohn vor allem auf im Jahr 2013 deklassifizierte Akten aus dem Staatsarchiv Israels, die seither im Internet zugänglich sind, sowie auf bereits editierte deutsche Dokumente aus den »Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland (AAPD)«.
- Über Sinn und Unsinn des Streits um eine historische Tatsache
von Horst Helas
Immer wieder erlebe ich, dass sich Wissenschaftler, Publizisten und Politiker, die sich als ›Linke‹ verstehen, im Streit um Geschichtliches genauso verhalten wie es ihre Gegner erwarten. Sie begeben sich - oft freiwillig und aus Gewohnheit - in den Schützengraben des Kalten Krieges und gehen zur Rundum-Verteidigung über. Das geschichtliche Thema, ob es in der DDR Antisemitismus gegeben hat, woran das gelegen haben könnte und wie man dies heute von ›Links‹ kritisch und selbstkritisch bewerten sollte, ist dabei nur ein Thema von so vielen. Allerdings ein besonders sensibles.
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