von Christoph Jünke
Als er die Nachricht bekam, soll sich der Vater der westdeutschen Demokratie, Bundeskanzler Konrad Adenauer, seinem Tross von Mitarbeitern und Journalisten halb überrascht und halb triumphierend zugewandt und ausgerufen haben: »Nun raten Se mal, meine Herren, wat da soeben passiert ist. (…) Den Agartz haben se verhaftet!« Das war am 25. März 1957. Und auch wenn sich heute nur noch wenige an den Namen Viktor Agartz erinnern, war doch der streitbare Gewerkschafter und radikale Sozialdemokrat eine der wichtigsten Persönlichkeiten der deutschen Innenpolitik der 1950er Jahre.
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- Geschrieben von: Jünke Christoph
- Rubrik: Geschichte
von Christoph Jünke
Im Jahre 2006 erinnerte Arno Klönne in einem kleinen Zeitungsartikel an den hundertsten Geburtstag von Wolfgang Abendroth und pries dabei dessen politisch-intellektuellen Charakter. Abendroth sei ein linker Politikanalytiker in der Tradition der klassischen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung gewesen, der die Entschiedenheit in der antikapitalistisch-sozialistischen Sache mit einem freundlichen Umgang ebenso mischte wie die Schärfe des politischen Geistes mit der Ablehnung jeder Effekthascherei. Abendroth habe Theorie und Praxis nicht auseinander gerissen und politische Wirksamkeit in Gewerkschaften, Parteien und sozialen Bewegungen mit der Mitarbeit in publizistischen Projekten und linken Kleingruppen verbunden. Er habe dabei beschränkte Sichtweisen ebenso kritisiert wie Scheinradikalität, und wollte die Bürokratisierung linker Organisationsformen ebenso überwinden wie die rechthaberische Isolation im gesellschaftlichen Gegen-Ghetto. Ein solcher Politikanalytiker, so Klönne vor nun einem Jahrzehnt, sei der deutschen Linken zu wünschen, doch leider gebe es ihn nicht.
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- Geschrieben von: Jünke Christoph
- Rubrik: Geschichte
von Gunter Weißgerber
Am 8. Oktober 1992 starb mit Willy Brandt ein wahrhaft großer Deutscher, Europäer und Sozialdemokrat. Diese Aufzählungsabfolge ist mir wichtig, verantwortungsvollen Politikern muss immer das Wohlergehen des gesamten Landes wichtiger sein, denn das Wohlergehen der eigenen Partei. Je näher beides zusammenkommt, desto besser ist es auch für die eigene Partei. Eingedenk des Wissens, vier Jahre sind die Parteien am Zuge, am Wahlabend ist es die Wahlbevölkerung – wie eine unauflösbare Schicksalsgemeinschaft halt so funktioniert.
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- Geschrieben von: Weißgerber Gunter
- Rubrik: Geschichte
- Nachruf auf einen originellen Denker
- Ein Grenzgänger des 20.Jahrhunderts: Leo Kofler
- Die Widerstandskämpferin Annedore Leber als Journalistin, Autorin, Politikerin und Verlegerin
- Die Vielfältigkeit des europäischen Sozialismus
- Das dritte Leben des Viktor Agartz
- Ehrenfester Republikaner und andauernder Skandal
- Zirl / Cécile Steingart (1916-2013)
- Der DDR-Historiker Ernst Engelberg
- Chaim Zhitlowsky
- Gut gemacht, Eric Hobsbawm
- ›Die Schura‹
- Friedrich Heitmüller und seine Auseinandersetzung mit Kirche und Staat in der Weimarer Republik
- Die politische Theologie Dietrich Bonhoeffers
- Demokratie und Kapitalismus: Freunde oder Feinde?
- Zum Tod von Jiri Dienstbier (1937-2011)
- Feder und Schwert: Leo Trotzki (1879-1940)
- Das Zeitalter des Eric Hobsbawm
- Ein Signal an Seydlitz über Madame Kollontai
- Meister des Ausgleichs – Der DGB-Vorsitzende Ernst Breit
- Dietrich Bonhoeffer – christlicher Abendländer und deutscher Patriot
- Erinnerung an einen Chronisten der DDR
- 13 Mäuse für Deng Aus der Sturm- und Drang-Zeit eines Staatsbaumeisters