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von Herbert Ammon
Am 8. Januar 2011 starb in Prag Jiri Dienstbier. Die Medien erinnerten an seine historischen Verdienste als Dissident in der Tschechoslowakei vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989. Nach Niederwerfung des ›Prager Frühlings‹ am 21. August 1968 als Journalist bei Radio Prag entlassen und mit Berufsverbot belegt, schlug Dienstbier sich als Heizer, Archivar und Nachtwächter durch. Im Freundeskreis um Vaclav Havel gehörte er zu den Unterzeichnern der auf demokratische Freiheit pochenden »Charta '77«. Für das oppositionelle Manifest saß er drei Jahre im Gefängnis.
von Helmut Dahmer
Im Oktober 1905 wurde ein 24jähriger Feuerkopf in die Exekutive des Petersburger Arbeiter-Delegiertenrats gewählt, der unter dem Pseudonym »N. Trotzki« in drei Zeitungen schrieb und als einer der besten Redner der revolutionären Bewegung galt. Der junge Mann war der Sohn eines wohlhabenden, jüdischen Bauern im südrussischen Gouvernement Cherson. Bücher gingen ihm schon in seiner Kindheit über alles.
von Perry Anderson
Wer wäre ein kompetenterer Autobiograf als ein Historiker? Historiker müssten sich eigentlich hervorragend für die schwierige Aufgabe einer Lebensbeschreibung eignen, haben sie doch gelernt, die Vergangenheit mit unparteiischem Blick zu untersuchen und ungewöhnliche Zusammenhänge ebenso aufmerksam wahrzunehmen wie die Listen der Geschichte.
Merkwürdigerweise haben nicht sie, sondern die Philosophen sich in diesem Genre hervorgetan – sie haben es sogar faktisch erfunden. Genau genommen, wenn Philosophie die abstraktesten und unpersönlichsten Texte liefert, dann die Autobiografie die konkretesten und persönlichsten. Eigentlich sollten sie sich wie Öl und Wasser zueinander verhalten. Und dennoch gaben uns Augustinus und Rousseau ihre persönlichen und sexuellen Bekenntnisse und Descartes eine erste Geschichte des eigenen Geistes.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G