von Herbert Ammon
Eigentlich legt das Datum des 11. September 2001– nine eleven – Betrachtungen über den Weltzustand nahe, die über das bekannte Erklärungsschema Islamismus (oder islamischer Fundamentalismus) versus westlicher Liberalismus (oder liberales Wertesystem) hinausreichen. Mit einer Analyse, die das Ursachengeflecht von europäisch-westlicher Expansion und traditonsgebundener Kultur im 19. Jahrhundert, von archaischen Herrschaftsstrukturen und liberalen, nationalistischen oder sozialistischen Modernisierungsideologien im 20. Jahrhundert, sowie von geopolitischen oder weltpolitischen Rivalitäten nach dem Zweiten Weltkrieg auszuloten versucht, kommen wir den Ursprüngen der Schreckensbilder jenes Tages vor neunzehn Jahren fraglos näher.
Globalismus und Protektionismus, Links und Rechts, Nationalstaat und Europäische Union müssen sich ergänzen
von Heinz Theisen
Der Liberalismus blickt in den letzten fünf Jahrhunderten und die liberale Demokratie in den letzten Jahrzehnten auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte in der westlichen Welt zurück. Die dem Mauerfall folgenden globalen Entgrenzungsprozesse haben die Karten für die liberalen Demokratien aber ganz neu gemischt.
von Jens-U. Hettmann
Dass Afrikas Frauen – quer über den ganzen Kontinent – auch dort, wo sie laut Verfassung ›gleichberechtigt‹ sein sollen, dies in ihrer überwältigenden Mehrheit im realen Leben aber genau nicht sind, dass ihre Lebenslage selbst hinter die ›Standards‹ etwa des zeitgenössischen Europa um ›Lichtjahre‹ abfiel, wurde mir nach wenigen Jahren vor Ort – ab der Mitte der 1980er Jahre etwa – immer klarer. Ebenso klar wurde, dass diese Verhältnisse nicht frisch vom Himmel gefallen waren und dass sie in ihren Ursprüngen deutlich vor die Kolonialzeit (die aktuell vielfach als die einzige Ursache der weithin äußerst schwierigen Lebensverhältnisse der Menschen in Afrika angesehen wird, was allerdings nur bedingt richtig ist) zurückreichen. Frauen und Mädchen waren – und sind – in ihren Rechten weit davon entfernt, gleichberechtigt mit den Männern bzw. Jungen zu sein, und zwar in so ziemlich sämtlichen Lebensbereichen: angefangen bei der Bildung, über wirtschaftliche Autonomie bis hin zu politischer Partizipation bei der Gestaltung der ›polity‹, zu der sie alle gemeinsam gehör(t)en. In Mali mussten damals Frauen sogar noch schriftliche Genehmigungen ihrer Ehemänner beibringen, wenn sie ein Visum für eine Auslandsreise beantragten. Mädchen gingen – das ist wohl leider bis heute verbreitet so – im Durchschnitt weit weniger lange zur Schule als Jungen. Die Wirtschaftstätigkeit der ›Durchschnittsfrau‹ (selbst wenn die genauso berühmten wie seltenen ›Mama Benz‹ durch ihre Erfolge im Bereich ›Handel‹ immer wieder für Gesprächsstoff und Bewunderung sorgten) beschränkte sich im Normalfall auf die Erhaltung der Funktionsfähigkeit des ›foyers‹, und zwar fast ausschließlich mit den in aller Regel sehr bescheidenen Mitteln, die das Familienoberhaupt ›Mann‹ mehr oder weniger widerwillig zur Verfügung stellte. Zwar begegnete man immer mal wieder auch in höheren Funktionen des Staatsdienstes Frauen, aber diese waren eher die Ausnahme, die die Regel bestätigten, dass die Frauen zwar sehr viel arbeiteten, vielfach schufteten, im Gegenzug aber dafür alles andere als gerecht entlohnt wurden bzw. am politischen Leben partizipierten.
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