Interview mit Richard Schröder
Globkult: Die von Ihnen zusammen mit Eva Quistorp und Gunter Weißgerber verfassten Zehn Thesen für ein weltoffenes Deutschland enthalten eine Reihe handfester Vorschläge zur Flüchtlings- und Einwanderungspolitik der Bundesrepublik. Zielen Sie damit auf die Arbeit der kommenden Regierung oder der künftigen Opposition?
Richard Schröder: Wir zielen auf die öffentliche Meinungsbildung.
von Richard Schröder, Eva Quistorp und Gunter Weißgerber
1. Da der Migrationsdruck auf Europa vor allem durch den Geburtenüberschuss in Nahost, Mittelost und Afrika bedingt ist, wird er auf absehbare Zeit nicht abnehmen. Wenn wir Erfolge in der Bekämpfung des Hungers in Afrika erlangen, wird er sogar zunehmen, weil dann mehr Menschen sich die Reise nach Europa leisten können. Hochrechnungen aufgrund von Befragungen haben ergeben, dass ca. 500 Millionen aus diesen Gegenden nach Europa kommen möchten, wenn sie könnten. Daraus ergibt sich zwingend, dass Europa die Immigration regulieren muss. Wir können nicht alle aufnehmen, die zu uns kommen wollen. Zudem verbreiten Schlepper illusionäre Erwartungen, die Enttäuschungen und Aggressionen vorprogrammieren.
Brief an den Herausgeber
von Walther Grunwald
60 Prozent der AfD-Wähler gaben laut Infratest an, dass sie die AfD nicht wegen der nazistischen, rechtsradikalen, antisemitischen Äußerungen verschiedener hoher AfD Funktionäre gewählt hätten. Sie hätten AfD gewählt aus ›Enttäuschung‹ über das Verhalten ›der Anderen.‹ Sie haben nicht der Wahl den Rücken gekehrt. Das kann nur heißen, dass sie andere Parteien wählen würden, wenn die ihre Probleme durch konkrete Schritte und Angebote verbesserten, statt seit mindestens drei Jahren hohle Phrasen zu servieren. Darüber hinaus bedürfte es einer genaueren Analyse, um zu erfahren wie viele von den 40 Prozent, die nicht von der CDU, SPD, den Grünen enttäuscht waren, aber trotzdem die AfD wählten, dies aus völkischer, nationalistischer, fremdenfeindlicher Überzeugung taten. Die nach mehrheitlichem gesellschaftlichem Konsens widerwärtigen Äußerungen von AfD-Funktionsträgern darf niemand als bloß Dahergeredetes abtun. Das geschah schon einmal. Als es geschah, haben es zu wenige ernst genommen.
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