von Max Ludwig
Im Schauspiel Hannover läuft gerade die Faust-Bearbeitung Goethes Faust – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie von Barbara Bürk und Clemens Sienknecht. Es lohnt sich diese Inszenierung anzusehen – nicht, um den Faust kennenzulernen, sondern weil diese Adaptation Auskunft über den Zustand unserer Kultur gibt. Und weil sie, wenn man sich darauf einlässt, wirklich unterhaltsam ist. Schauen wir uns beide Aspekte an.
von Ulrich Siebgeber
Man könnte eine Liste literarischer Nachkriegsexistenzen zusammenstellen, deren Modelle durch die politmediale Entwicklung der letzten Jahrzehnte obsolet wurden. Allen voran das großgeschriebene ICH des österreichischen Society-Grantlers Thomas Bernhard: Es auszulöschen reichte der Massenerfolg der sozialen Medien aus, in denen Volkes Stimme sich nicht mit allgemeinen Schimpfkanonaden in Richtung ›Elite‹ begnügt, sondern Ross und Reiter eintunkt, wann immer die Galle überläuft. Sie ist nicht der einzige Überläufer in diesen Tagen. Das hat, wie jeder weiß, zu Hassparagraphen Anlass gegeben, ohne dass die Notgemeinschaft der Verletzten und Beleidigten damit des Problems Herr geworden wäre.
von Helmut Roewer
Warum es mir auf der Leipziger Buchmesse gut gefallen hat – nebst einigen Buchempfehlungen
Eins
Herr Kästner, wo bleibt denn das Positive, ließ der Erfolgsautor einen angeblichen Leser bei ihm selbst anfragen. – Hier ist es. Ich schicke voraus, dass ich nicht weiß, was Mainstream über die Veranstaltung der Frühjahrs-Buchmesse 2024 in Leipzig berichtete, doch was die sogenannten Alternativen zu sagen wussten, das streifte ich schon. Es war das Übliche: Stimmungsbilder in Moll. Der Untergang des Abendlandes, nur weil einige Kulturschreckschrauben beiderlei Geschlechts Zettel zum gemeinsamen Hochhalten haben verteilen lassen. Nein, nicht mit Von-der-Sowjetunion-lernen-heißt-siegen-lernen, sondern irgend ein Stuss vom Kampf gegen dies und das.
An den staatsmonopol-kapitalistischen Vielfaltsproduzenten und deren finster blickenden Funktionären eile ich vorüber. Auch an den grellen Gestalten (Manga irgendwas), die ich schon vom letzten Jahr her kenne. Als ich vor Jahresfrist Fotos dieses Treibens veröffentlichte, erhielt ich schneidende Kommentare. Ich wüsste wohl nicht... Nein, wusste ich wirklich nicht, so dass ich es naheliegend fand, den Zusammenhang zwischen Lesen-können und der Flucht ins Absurde zu beschreiben.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G