von Gerd Held
Wenn sich alles auf das ›Palästina-Problem‹ zuspitzt, geraten wichtige Errungenschaften im Nahen und Mittleren Osten in Gefahr. Auch der Westen sollte sich davor hüten, diese Errungenschaften geringzuschätzen.
Die Trauer über das Leid auf beiden Seiten der Kämpfe in Gaza ist aufrichtig. Diese schlimmen Wochen hat niemand herbeigesehnt. Aber diese Trauer ist keine sichere Position gegen Vernichtungskriege. Aus ihr kann keine gegenseitige Anerkennung des Daseins von Völkern und Staaten hervorgehen. Ein ›Gleichgewicht des Leids‹ kann keine sicheren Existenzrechte begründen. Nur eine pluralistische Welt souveräner, territorial begrenzter Staaten kann sie bieten. Aus dieser Erkenntnis erwächst die Aufgabe, den Blick etwas zu weiten und ihn auf die Gesamtheit der Länder des Nahen und Mittleren Ostens zu richten. Das soll nicht getan werden, um irgendeinen größeren Gesamt-Schuldigen zu suchen, sondern um sich an die Fortschritte zu erinnern, die in vielen Ländern dieser Weltregion in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gemacht wurden. Eine Fixierung auf die ›Palästina-Frage‹ würde diese Fortschritte gefährden. Es würde zu einer dramatischen Verengung kommen – zu einem politischen Kurzschluss, der die Entwicklungsanstrengungen in dieser Region entwertet und zunichte macht.
von Immo Sennewald
Wer aus der Geschichte nicht lernen wolle – so heißt es – sei dazu verdammt, ihre Wiederkehr zu durchleiden. Gemeint sind natürlich vom Menschen verschuldete historische Katastrophen. Die zweifellos tödlichsten waren Zeiten totalitärer Herrschaft: Die von Kommunisten, die Marx, Lenin, Stalin, Mao, Pol Pot … folgten, ebenso die von Politbürokraten, deren Sozialismus – hinter allerlei Masken getarnt – Menschen massenhaft zur Gefolgschaft verführte: als nationaler, ›real existierender‹, ›demokratischer‹.
Die bis heute gefälligste Maske ist die des ›Sozialismus mit menschlichem Antlitz‹. Hier konnte sich jeder als Menschenfreund fühlen, denn er propagierte wie alle anderen, dass er die ›Ausbeutung des Menschen durch den Menschen‹ abschaffen wolle.
von Ulrich Schödlbauer
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Schmierig: angesichts der laufenden Massaker auf Äquidistanz gehen.
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»Unschuldige Frauen und Kinder« – die Allerweltsformel impliziert, dass alle anderen ›schuldig‹ sind und die Konsequenzen (›wie ein Mann?‹) zu tragen haben. Schuld woran? Man hätte es gern gewusst: vorgestern, gestern, heute, morgen und übermorgen.
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Zusehen … wie Medienschaffende angesichts des Unerträglichen diskret das Palästinensertüchlein zücken, um sich vor Rührung zu –: Déjà-vu.
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Das fehlende Erstaunen der ›zivilisierten Welt‹ über die Mordspur ihrer Aufbauhilfen-Empfänger im Land der Anderen sagt mehr aus als die obligaten Bekundigungen des Abscheus. Soviel zur Phänomenologie des Anderen.
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Man kann Fanatismus nicht kaufen. Man kann ihn nur für sich laufen lassen, indem man ihm die nötigen Mittel zukommen lässt. Auszuschließen ist die Gefahr, ihm in die Quere zu kommen, nie. Deshalb rät das Machtkalkül, seinen Führern Exil zu gewähren und das Fußvolk sich von Zeit zu Zeit verschleißen zu lassen.
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Wissen und Wollen sind in der Politik dasselbe. Darin besteht ihr unsäglicher Kern. Je flacher die Rede, desto distinkter die Politik.
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