von Ulrich Schödlbauer
Wann war Delirieren je schöner? Die Titelseite des Stern gibt den Trump mit faschistischem Gruß, sie gibt ihm auch in dieser Pose noch Zucker, wenn sie ihn in die einzige Flagge auf Erden hüllt, die der Deutsche noch respektiert, aber das steht auf einem anderen Blatt. Das andere Blatt, der Spiegel, zwängt den mächtigsten Mann der Welt, zwecks Demaskierung, unter die weiße Maske des Ku Klux Klans, es fehlt nur die liegengebliebene Trump-Maske aus Wahlkampfzeiten und obendrauf eine überdimensionierte Sonnenbrille: die Banalität des Bösen, perfekt! Perfekte Banalität, diesmal des deutschen Wahlkampfs, verströmte, aus welchem Kalkül auch immer, der Kandidat: Spiegel online zufolge nannte er »Typen wie Donald Trump … Vertreter einer Politik, denen jede Niedertracht recht ist«. America first – daran haben, aus nüchterner Einsicht in die geltende Weltordnung, sich seit Hitlers Krieg noch alle deutschen Regierungen gehalten...
von Heinz Theisen
Warum die Ursachen von Donald Trump als politische Aufgaben erkannt werden müssen
Dass eine politisch unerfahrene, persönlich ungebildete und charakterlich ungefestigte Person wie Donald Trump zum mächtigsten Mann der Welt gewählt wird, muss Ursachen haben. Dass sich unsere politische Klasse bis weit in die Medien hinein weigert, über diese Ursachen nachzudenken, ist verständlich, denn die Hauptursache für Donald Trump ist sie selbst.
Sowohl der Brexit als auch die Wahl von Donald Trump sind als Reaktionen auf eine vorangegangene Ideologisierung von ›Weltoffenheit‹ zu verstehen, die sich in einer historisch beispiellosen Entgrenzungspolitik nach außen und innen niedergeschlagen hatte. Vom spekulativen Kasinokapitalismus der Neoliberalen, der Interventionspolitik der Neokonservativen bis zu den offenen Grenzen der politischen Linken wurde eine universalistische Politik voranzutreiben versucht. Dass die Welt heute aus den Fugen ist, liegt vor allem an diesen letztlich utopistischen Überdehnungen des Möglichen und Sinnhaften.
von Lutz Götze
›Siempre adelante con Evo‹ schreien die Parolen von Wänden und Mauern, als sich der Fremde, von Copacabana am Titicaca-See kommend, über üble Pisten und nicht zu Ende gebaute Vorstädte der bolivianischen Metropole La Paz nähert: ›Immer voran mit Evo‹, dem mythisch verklärten Präsidenten mit aymarischen Wurzeln. Vom armen Bauernsohn auf dem Altiplano ist Evo Morales 2006 zum bolivianischen Präsidenten aufgestiegen und erlebt jetzt, nach der Wiederwahl, seine zweite Amtsperiode. Er residiert, zumeist im alternativen Pullover, an der Plaza de armas im Zentrum der Millionenmetropole: Sitz des Parlaments und der Regierung, nicht aber Hauptstadt. Die bleibt unverändert, seit der Unabhängigkeit und Staatsgründung 1825, Sucre im Süden des Andenstaates.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G