von Gunter Weißgerber
Markus C. Kerber lernte ich im März 1990 auf einer Tagung der ›Kurt Schumacher Gesellschaft e.V. Bonn‹ kennen und schätzen. Ein Finanz- und Wirtschaftsexperte, der mir als Neuling auf dem großen Parkett deutschland-, EWG- und weltpolitischer Diskussionen prägnant auffiel. Stark im Wissen, klar in der Sprache und Sozialdemokrat – für mich damals der Beweis, dass Sozialdemokratie beileibe nicht nur Betriebsrat und Kümmerer bedeutet, sondern eine breite politische Kraft mit sozialmarktwirtschaftlicher Gestaltungskraft inklusive der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, ist. Nicht in jedem Punkt waren wir seitdem einer Meinung, das Ja zu Freiheit und Demokratie in Verbindung mit der sozialen Marktwirtschaft blieb immer unser gemeinsamer Nenner. Zu denen, die die SPD auf ihrem Zug ins ideologische Nirwana unterwegs verlor, gehören wir beide.
Nun also ›Der Deutsche Selbstmord – Wie unser Land in der Corona-Krise für Europa geopfert wird‹ – ein für mich typischer Kerber: argumentativ auf den Punkt, ohne Floskeln.
Wenn ein kluger Mann wie Klaus-Rüdiger Mai sich mit der Zukunft seines Landes beschäftigt, dann ist das Grund genug, genauer hinzuhören, als das im Medienbetrieb üblicherweise geschieht. Mai ist nicht der erste, der gegen das Schubladendenken der politischen Kräfte und ihrer medialen Knechte anschreibt, die immer wieder die Herren geben. Das Links-Rechts-Schema, könnte man dazu anmerken, veraltet nicht, es füllt sich nur mit neuen Inhalten. Das ist zwar richtig, impliziert aber auch, dass links wie rechts immer wieder Übernahmekämpfe zwischen Lagern stattfinden, die einander im Ernstfall spinnefeind sind.
Im vergangenen Jahr erschienen bemerkenswerte Bücher zum Thema ›Spionage im geteilten Deutschland.‹ Die Autoren hatten das Glück, dass inzwischen fast alle wichtigen Quellen für die zeitgeschichtliche Forschung zugänglich sind, sodass Fleiß und Akribie ausreichen, um interessierten Lesern erstaunliche Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit präsentieren zu können. Aus der Fülle der einschlägigen Literatur habe ich drei Werke ausgewählt.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G