von Roland Wehl
Gegenseitiges Unverständnis
Im Streit um die Flüchtlingskrise ist das gegenseitige Unverständnis groß. Kritiker und Verteidiger der jetzigen Flüchtlingspolitik werfen sich gegenseitig Verantwortungslosigkeit vor, weil sie in der Analyse zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Unbestritten ist, dass es sich um ein globales Problem handelt.
von Werner Stanglmaier
Vor kurzem wurde ich gefragt, ob ich einige Eindrücke von der ›Front‹ (meine Arbeit in einem Erstaufnahmelager für Flüchtlinge in Berlin) formulieren könnte.
von Ulrich Siebgeber
... es kommen ja nicht nur Menschen, also Arme, Beine, Köpfe, Bedürfnisse, Arbeitsbegehrende, Konsumbegehrende, Versorgungsbegehrende, es kommen Gedanken, Träume, Überzeugungen, Orientierungen, Absichten, es kommen Sozialstrukturen, Abhängigkeiten, Dispositionen, es kommen Vorder- und Hintergedanken, Vorder- und Hintermänner, liebenswerte, verletzte, hilfsbedürftige Menschen, Vertrauenswürdige, Vertrauensunwürdige, Opfer, Täter, Drangsalierte und Drangsalierer, gegenwärtige, vergangene und zukünftige: das alles will öffentlich bedacht, es will besprochen sein. Wenn Willkommenskultur heißt: Keine Auffälligkeiten, denkt, was ihr wollt, solange ihr euch sorgsam verstellt, dann will das nicht viel heißen, dann rühren sich viele Arme und Beine umsonst, auch das will bedacht sein. Die Sprengsätze, die in Paris gezündet wurden, lassen sich nicht im Feuilleton entschärfen, sie lassen sich auch nicht durch beruhigende Statements wegreden, sie sind mitten in den Köpfen der angespannten Bevölkerung gezündet worden und dort explodiert. Auch das muss bedacht und beredet werden.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G