von Helmut Roewer
Zweiter Anlauf, dem Konservativen auf die Schliche zu kommen
Falls Sie einen Christen kennen, kann es Ihnen widerfahren, dass dieser Sie beiseite nimmt, um Ihnen zu sagen, dass er konservativ sei. Sie stutzen und fragen, nachdem Sie sich umgesehen haben, zurück, wie er das denn meine. Nun, sagt er, er wähle, seit er denken kann, die CDU, und neuestens – erneutes vorsichtiges Umblicken – die Werteunion. Aber, ganz im Vertrauen gesagt, das müsse er sich jetzt doch noch mal überlegen. Also zur Not noch mal CDU? fragen Sie.
von Helmut Roewer
Falls Sie einen Konservativen kennen, so besuchen sie ihn ohne Scheu. Tun Sie es bald, denn… man weiß ja nie. Falls Sie einen Konservativen kennen, vermeiden Sie es, ihn danach zu befragen, was das denn sei, so ein Konservativer. Nehmen Sie stattdessen ein Schlückchen von seinem in überschaubaren Quanten angebotenem Roten, schlürfen den mit aufgesetztem Kennerblick und lassen sich die familiären Sammlungen zeigen, Stocknägel, Flinten, Krawattennadeln oder so. Freuen Sie sich im Übrigen an dem wohltemperierten Gespräch, das nur ab und an die Grenzen des Politischen streift und von dort mit kurzem Augen-zum-Himmel-heben wieder weggelenkt wird.
Sie werden sich höflich verabschieden und auch mit ebenderselben Höflichkeit verabschiedet werden, und wenn sie den angenehmen Abend Revue passieren lassen, dann werden Sie sagen: Schön, dass es sie noch gibt, diese Konservativen.
von Rainer Paris
In soziologischen Konflikttheorien spielt die Analyse der Feindschaft nur eine untergeordnete Rolle. In den einschlägigen Übersichtsartikeln sucht man das Stichwort oftmals vergebens; wenn es überhaupt auftaucht, dann häufig in Verbindung mit ›Krieg‹ oder als Verweis auf den Politikbegriff Carl Schmitts. Zudem konzentriert sich die Fragestellung in der Regel auf die sozialstrukturellen Ursachen gesellschaftlicher Konflikte (Parsons, Dahrendorf) oder in mikrosoziologischer Perspektive auf die interaktive Dynamik von Gewalt.
GLOBKULT Magazin
herausgegeben von
RENATE SOLBACH und
ULRICH SCHÖDLBAUER
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