von Gerd Held
Die gegenwärtigen Krisen sind keine vorübergehende Schwächeperiode, sondern Teil einer großen Zivilisationskrise, die sich über mehrere Stufen aufgebaut hat. (Ein Essay in vier Teilen)
Die Bundesregierung hat ihre Wachstumsprognose für das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2024 von 1,3 Prozent auf 0,2 Prozent gesenkt. Das ist eine krasse Senkung. Für eine Regierungskoalition, die behauptet, dass sie – und nur sie – die Zukunft Deutschlands repräsentiere, ist es eine Bankrott-Erklärung. Ihre Politik der großen Transformation bringt dem Land alles andere als einen ›New Deal‹. Vor dem Hintergrund des stagnierenden Bruttoinlandsproduktes bekommen die rasant steigenden Schulden nun ein viel größeres Gewicht: Zum ersten Mal seit Gründung der Bundesrepublik ist ihre finanzielle Solidität wirklich erschüttert.
von Rainer Paris
Eine soziologische Wortmeldung
In den jahrelangen Debatten um eine angebliche ›Spaltung der Gesellschaft‹, die Zuspitzung kultureller Konflikte oder vielfältige Gefährdungen der Demokratie zeichnet sich eine gewisse Übersättigung ab. Fortdauernder Alarmismus hat das Problem, dass er sich mit jeder Wiederholung schwächt und irgendwann erlahmt. Und auch das Prinzip Penetranz der ideologischen Dauerpropaganda funktioniert nicht ewig.
von Michael Klein
Über die psychologische Macht von Glaubenssystemen
Menschen brauchen in ihrem Denken Sinnhaftigkeit und Konsistenz. Widersprüche und Ambiguitäten sind ihnen zuwider. Vor mehr als 150 000 Jahren hat sich im humanen kognitiven System die Fähigkeit zu komplexem, abstraktem Denken entwickelt – und damit die Möglichkeit und auch der Zwang, abstrakte Sinnsysteme zu entwickeln oder sich nach ihnen zu verhalten. Das war die Geburtsstunde von Ideologien. Für den modernen Menschen werden rigide, emotional manipulierende Ideologien (wie Faschismus, Kommunismus, aber auch dogmatische Religionen) aufgrund der Massenkommunikation zunehmend zum Problem. Solche Ideologien entwickeln in der modernen Medienwelt eine zunehmende Toxizität, die durch das unkritische Wirken der Massenmedien noch verstärkt wird. Es bedarf eines kritischeren, reflektierteren Umgangs mit den allzu oft widerspruchsfrei und unkritisch daherkommenden Ideologien des 21. Jahrhunderts – Klimaapokalypse, Alternativlosigkeit der Migration, Wokeness, Aufrüstung und Kriegspropaganda und Zerstörung der Wirtschaft sind nur einige der zu dekonstruierenden Gegenwartsideologien. Ohne Bezug zu Freiheit des Denkens und der Meinungsäußerung besteht die wachsende Gefahr einer politisch-medialen Meinungsdiktatur, in der Widerspruch und Kritik an sich schon stigmatisiert werden. Die politischen und medialen Anstrengungen zur Normierung des Denkens sind derzeit unübersehbar, was eine Gefährdung von Freiheit und Demokratie bedeutet.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G