von Ulrich Schödlbauer
11. Ein Stück Nachkriegsgeschichte
Wenn die ›Beziehung‹ soziales Kapital verspricht oder ›darstellt‹, dann sollte die Frage nach der deformierenden Gewalt, die dem Begriff als einem gesellschaftlichen Universale innewohnt, nicht nur den Minimalismus als den Mechanismus des Unsichtbarmachens der zentralen Aspekte der Fortpflanzung, der Weitergabe familiärer und kultureller Informationen im als ›eigen‹ wahrgenommenen Nahbereich umfassen, sondern auch den Begriff des sozialen Kapitals, wie er in dieser Anwendung erscheint. Dass der simple Gedanke der Beziehung (Relation) zweier Gesellschaftsglieder ein Erwerbsverhältnis impliziert, gehört nicht von vornherein zur Sache, es reflektiert die dritte Seite im Spiel. Die Annahme, dass einige Beziehungen sozial wertvoller sind als andere, verschiebt das sexuelle Spiel in den Bereich von Einfluss, Karriere und Macht...
von Ulrich Schödlbauer
8. Die ›stillschweigende Option‹
Befremdlich wirkt die Ergebenheit, mit der die öffentliche Debatte das Jahr 2050 (in dem die Prognosen aus gutem Grund enden) als Zielmarke einer homogenen Entwicklung hinnimmt – den Zeitpunkt, zu dem die Reste der sogenannten ›geburtenstarken Jahrgänge‹ ihr biblisches Lebensalter erreicht bzw. weitgehend gelebt haben werden (9,1 bzw. 9,9 Mio Achtzigjährige und älter). Das Dreieck aus ›Überalterung‹, ›Übervölkerung‹ und ›Überfremdung‹ tritt so vielleicht überproportional in Erscheinung. Spätere Zielmarken ließen womöglich andere Größen in den Vordergrund treten. Wenn heute über Zuwanderungszahlen, Rentenquoten und Sozialstaatsversprechen, über den schleichenden Kollaps des Schulsystems und die mangelnde Integrationsbereitschaft von Ausländern geredet wird, dann steht die Frage auf der Tagesordnung, welche Bevölkerungsgröße und -zusammensetzung für die Aufrechterhaltung des Prosperitätsversprechens als ›optimal‹ gelten darf...
von Christoph Jünke
Wenn wir hier über die nordrhein-westfälische Bildungspolitik und die Frage nach unseren Bildungszielen diskutieren wollen,* so ist ein kurzer historischer Rückblick auf das, was diesbezüglich die großen Linien der Vergangenheit waren – und darum wurde ich als Historiker von den Organisatoren gebeten –, sicherlich nicht verkehrt.
Umstritten war das deutsche Bildungssystem im 20. Jahrhundert weniger wegen seiner Leistungsfähigkeit. Im internationalen Vergleich war das deutsche Bildungssystem im 20. Jahrhundert eines der sozusagen modernsten, effektivsten und leistungsfähigsten.
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