Schreibverfahren in Medizin und Literatur– ein interdisziplinärer Blick
von Felicitas Söhner
Ärztliches Alltagshandeln ist geprägt von Schreibverfahren: medizinische Akteure protokollieren, beschreiben, empfehlen und halten in Akten fest. Technischer, diagnostischer und therapeutischer Fortschritt, administrative Anforderungen wie mechanische Aufzeichnungsformen nehmen und nahmen Einfluss auf medizinisch-epistemische Genres. Der vorliegende Sammelband geht zurück auf eine Ringvorlesung internationaler Wissenschaftler der Mercator-Forschergruppe Räume anthropologischen Wissens an der Ruhr-Universität Bochum in den Jahren 2011 und 2012. Darin konzentrieren sich die Herausgeber Yvonne Wübben, Medizinerin und Literaturwissenschaftlerin, und Carsten Zelle, Germanist, auf das Verhältnis von Literatur und Medizin.
von Gunter Weißgerber
Der Berliner De Gruyter Verlag überraschte Anfang des Jahres mit dem Reprint eines Buches von 1997. Das Ende der Kritik von Ulrich Schödlbauer, einem klugen Beobachter gesellschaftlicher Ermüdungsprozesse, die er aus seiner Sicht als ›Ende der Kritik‹ beschreibt.
Was bewegt einen Verlag, ein Buch nach über 20 Jahren erneut und zu keinem Massenwarenpreis zu veröffentlichen? Um dem Verfasser einen Gefallen zu tun? Sicher nicht. Zumal der Verfasser vom Reprint erst nach der Veröffentlichung erfuhr. Um Geld zu machen? Das sicherlich ebenfalls nicht. Ist der Titel auch eingängig und appetitanregend, der intellektuell anspruchsvolle wie wuchtige Text macht Arbeit. Der Markt dagegen bedient Schnellleser und füttert mit kurzen Parolen an.
von Ulrich Schödlbauer
Kardinal ist wohl, wer hin und wieder einen kardinalen Satz auszusprechen wagt. Ein solcher Satz des Münchner Kardinals und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, wird – wenn er ihn denn gesagt hat – im kulturellen Gedächtnis haften bleiben: Da könnte man auch fragen, ob der Atheismus zu Deutschland gehört. In diesen Tagen, in denen sich die Deutschen alles Mögliche anhören müssen, kommt der Satz wie gerufen, weil er einen Wendepunkt in der Geschichte der Konfessionen in Deutschland (und im ›christlichen Abendland‹ insgesamt) in Erinnerung bringt…
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G