von Herbert Ammon
Was sich in diesen Tagen in Kabul abspielt, und was mutmaßlich noch über Jahre das Land am Hindukusch prägen wird, war vorauszusehen. Wir erleben die Wiederholung eines klassischen Lehrbeispiels der Geschichte, und zwar die Niederlage des Westens oder der aufgeklärten Moderne gegen die Kräfte der Tradition oder des ›finsteren Mittelalters‹. Der schmähliche Abzug der Amerikaner, der Deutschen und anderer ›Westler‹ erscheint auf den ersten Blick als Reprise der chaotischen Flucht aus Saigon anno 1975. Es handelt sich indes um nicht identische Vorgänge.
von Peter Brandt
Meine Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde!
Dies ist keine geschichtswissenschaftliche Fachtagung. Sie möchten angesichts der seit etlichen Jahren wieder wachsenden zwischenstaatlicher Spannungen in der Welt, auch in Europa, aus Anlass dieses Jubiläums – 75 Jahre Potsdamer Konferenz – ein politisches Signal aussenden: Wir brauchen internationale Verständigung, ein gesamteuropäisches Sicherheitssystem und Abrüstung, in Gang zu setzen durch eine neue Entspannungspolitik. Ich teile dieses Anliegen voll und ganz.
Meine Aufgabe besteht indessen darin, einleitend das Ereignis vorzustellen und in seinen historischen Zusammenhang einzuordnen. Wie in allen Wissensgebieten wird es desto komplexer und häufig auch komplizierter, je genauer man die Ereignisse und die dahinter stehenden Strukturen und Prozesse in den Blick nimmt. Könnte man aus der Geschichte gar nichts lernen, dann wäre sie allerdings wirklich nur eine Angelegenheit für Fachgelehrte und deren interne Streitigkeiten.
von Gunter Weißgerber
Es bleibt interessant. Nie waren die Prognosen unsicherer. Das ehemals stabile deutsche Parteiensystem ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Angela Merkel mit ihrem Gründrall inklusive des Jahrtausendfehlers ›Grenzöffnung 2015‹ und die SPD mit ihrem Politikersatz namens ›Kampf gegen rechts‹ statt Wirtschaftspolitik für ihre Stammwählerschaft zu machen, stehen vor einem für die Geschichte der Bundesrepublik einmaligen Scherbenhaufen. Wechselten sich beide politische Richtungen über Jahrzehnte mit Wahlergebnissen um die vierzig Prozent ab, so hat sich die SPD bei um die fünfzehn Prozent selbst verzwergt und CDU/CSU hoffen 2021 wenigstens dreißig Prozent zu erreichen. Beide möchten, den Bundeskanzler zu stellen. Die Union als Seniorpartner mit den Grünen oder der FDP und die SPD als Seniorpartner in einer Koalition der Habenichtse mit den Grünen und den Linken. Chancen hat hierbei jedoch tatsächlich die Union. Auf die künftige Politik hätte es marginale Auswirkungen, ob die Union mit der FDP oder den Grünen regieren würde. Mehr oder weniger grün sind fast alle Parteien. Allerdings würde es mit den Grünen in der Regierung extremer als mit der FDP. Das Regime der Klimaangst wird jedoch in jedem Fall Bestand haben.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G