Es gibt Formulierungen, die geeignet sind, das Tor zur Erkenntnis zu öffnen. Kürzlich, als nach langem Ringen neue Kredite für Griechenland bewilligt wurden, war von den besonders schwierigen Verhandlungen im Zusammenhang mit Wohnungen und Häusern die Rede, deren Besitzer ›ihre Kredite nicht bedienen‹ können. Man sieht förmlich, wie die Betroffenen vor der Bank ihren Diener machen, sich um Dienstleistungsjobs bemühen oder katzbuckelnd um Senkung der Zinsen bitten, die sie für ihren Kredit zahlen müssen (und für Ersparnisse nicht bekommen würden).
Zur Überwindung von Sentimentalität beim Betrachten meines Bücherschranks
Das Wetter ist grauslich, also bin ich nicht in die Ausstellung gegangen, habe aufgeräumt und weggeworfen – ein paar alte Programme, Fizzelkram, der auf jeder freien Fläche liegt, Papier, Papier, Papier. Bücher wollte ich auch wegtun, aber das schaffe ich nicht. In die Werke von Bourdieu und all dieser Theoretiker aus Zeiten, in denen noch Weltbilder entworfen wurden, voraussichtlich auch in die von Kant und Hegel werde ich nie mehr hineinschauen … und wie viel Platz diese Wörterbücher, der Grimm, und das Kindler-Literaturlexikon okkupieren!
… ein paar Tage weg gewesen, keine deutschen Zeitungen gelesen. Auf Youtube war ich auch nicht. Das hole ich jetzt nach. Das Video mit den Flüchtlingen, die nach Spielfeld eindringen (tausend, Hunderte? Die genannte Zahl habe ich mir nicht gemerkt, aber es waren sehr viele) ist ebenso beängstigend wie die Meinungen derer, die von der »Flut«, »Welle« und »Masse«, von kriminellen Arabern und einem geschlachteten und verspeisten Pferd erzählen. Ich höre, dass ein reiches Telekom-Unternehmen die Flüchtlinge steuert, Araber vor der Haustür oder im Schrebergarten deutscher Bürger pinkeln, sehe hier Horrorszenarien, da eine euphorische Willkommenskultur. Ob ich eine Meinung dazu habe?
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