von Ulrich Schödlbauer
Die DDR ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgegangen – die staatsrechtliche Formel suggeriert, neben dem Verschwinden, das Bild der aufgegangenen Saat: kein ganz beruhigendes Bild, wenn man, wie der Westteil des Landes in seiner überwältigenden Mehrheit, der Ostteil in seiner weit überwiegenden Mehrheit, von der Überlegenheit des westlichen Staats- und Gesellschaftskonzepts durchdrungen ist und kein Bedürfnis danach verspürt, von den Beharrungskräften jenes entsorgten Systems eingeholt zu werden. Wo Devotionalien kursieren, blüht Devotion.
von Kay Schweigmann-Greve
Allein schon die Wahl des Themas für dieses Heft ist verdienstvoll. Selten werden die sozialistischen Strömungen des Zionismus wahr- und ernst genommen. Hier werden sie zum Schwerpunkt des ganzen Heftes gemacht. Jüdische wie nichtjüdische Sozialisten des 19. Und 20. Jahrhunderts hatten ganz überwiegend ein ambivalentes Verhältnis zum Judentum. Während der Einsatz für jüdische Emanzipation und bürgerliche Gleichberechtigung selbstverständlich war und auch eine Mehrheit den Antisemitismus verabscheute, findet sich Sympathie für Projekte jüdischer Selbstbehauptung fast nirgends.
von Ulrich Schödlbauer
»In diesem Moment machte ich zwei Fotos. Das erste Foto war Abasse, wie er mich als ein blutig geschlagener Clown verwirrt ansah. Das zweite Foto war Abasse, wie ihn eine Faust im Gesicht traf.« Eine Personverdoppelung in zwei Sätzen, die wie ein missing link die Person dazwischen erraten lässt, ein Schemen, ergänzt aus Eigenem, ergänzt durch Material aus einer anderen Welt, einer Welt, in der es gewalttätig zugeht, auch wenn kein Blut fließt und gerade keine Fresse poliert wird, weil die Interessen ein scheinbar gesitteteres Verhalten nahelegen. Dagegen setzt der Erzähler den grünen Raum von Saint Leu, eine Strecke inmitten der Brandung, nur dem Surfer zugänglich, der am Strand von La Réunion seine Künste spielen lässt.
GLOBKULT Magazin
herausgegeben von
RENATE SOLBACH und
ULRICH SCHÖDLBAUER
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G