von Dirk Tänzler
Der Mordanschlag auf die Redaktionsmitglieder des Satiremagazins CHARLIE HEBDO und zwei Polizisten, die zum Schutz abgestellt waren bzw. den Tätern nachzustellen versuchten, hat weltweit zu einer Solidarisierung mit den Opfern geführt. Zum Motto dieser Kampagne - getragen als Transparent auf Demonstrationen oder als Button an der Festgarderobe von Hollywoodsternchen - wurde ein bekennerhafter Satz, der auf dem Titelblatt der Satirezeitschrift am Tag nach der Tat zu sehen war. Nach allgemeiner Meinung sei der Satz, den ein muslimisch aussehender Mann auf einem Schild vor seiner Brust hochhalte, als Identifikation der Muslime mit den Opfern des islamistischen Anschlages zu verstehen, woraufhin diesem – angeblich Mohammed selbst – stellvertretend für die Mehrheit der wahren Glaubensbrüder die Absolution und Vergebung aller Schuld erteil worden sei.
von Ulrich Siebgeber
Ein Zufall wars, der mich in der Baker Street mit unserem erfolgreich nach Harvard entliehenen Europakritiker Niall F. zusammenwehte. Oft sehen wir uns nicht, das liegt an seiner Profession, ich hätte nichts dagegen, ihm täglich die Meinung zu sagen, aber er ist eher der Typ, der seine Rede für Interviews spart, warum nicht. Gern hätte ich einen der dicken Wälzer geschrieben, in denen er die Schicksale der großen Weltreiche vor dem gebildeten Publikum auszubreiten pflegt, nach dem wir uns alle sehnen, aber – ich schwörs! – er schreibt sie alle selbst.
von Dmitrij Belkin
»Jungfrau Maria, jage Putin fort!«
Maria Aliochina, Jekaterina Samutsevich und Nadezhda Tolokonnikova, drei junge Frauen aus der Punk-Band Pussy Riot betreten am 21. Februar 2012 die Christ-Erlöser Kathedrale im Zentrum von Moskau und performen dort ihren Song »Mutter Gottes, jage Putin fort!« Die Frauen, zwei von ihnen Mütter von Kleinkindern, bekreuzigten sich 23 Sekunden lang. Sie haben insgesamt 41 Sekunden auf dem Ambo der Kathedrale verbracht und wurden dabei gefilmt, bis sie von Miliz und Sicherheitskräften überwältigt wurden.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G