von Christoph Jünke
Von türkischen Turbulenzen sprechen politische Kommentatoren und Analysten, von einem sich zuspitzenden Kulturkampf am Bosporus, und was wir gelegentlich über die Nachrichtenticker wahrzunehmen vermögen, klingt schon recht kurios. So erklärte das türkische Verfassungsgericht 2007 die türkische Regierungspartei AKP für verfassungswidrig und scheiterte nur knapp damit, sie deswegen verbieten zu lassen. Die gemäßigt islamische AKP wiederum setzte auf parlamentarischem Wege einen Verfassungszusatz in Kraft, der es türkischen Frauen ›ermöglicht‹, mit Kopftuch zu studieren, was daraufhin von den kemalistischen Verfassungswächtern wiederum für null und nichtig erklärt wurde.
von Herbert Ammon
Mit Geopolitik, den geographischen und historisch-kulturellen Bedingungen politischen Handelns, hat sich die ›kritische Linke‹ im 20. Jahrhundert kaum je befasst. Als ideologisch aufgeladenes Synonym für den Imperialismus, dereinst im Weltkriegsjahr 1916 (veröffentlicht 1917) von Lenin »gemeinverständlich« definiert »als höchstes Stadium des Kapitalismus«, war der Begriff verpönt. Selbst nach dem Mauerfall im Epochenjahr 1989, der viele alte Gewissheiten zum Einsturz brachte und die geopolitischen Realitäten erneut vor Augen rückte, machten die meisten ›Linken‹ einen Bogen um ›Geopolitik‹.
von Christoph Jünke
Wahlabstinenz, politische Apathie und Politikerverachtung haben sich im Alltagsleben unserer Gesellschaften nachhaltig verankert. Dass die Bürgerinnen und Bürger demokratiemüde geworden seien, heißt es nicht ganz zu Unrecht. Dass wir es hierbei mit einem Reflex auf die demokratiemüden ökonomischen, politischen und kulturellen Eliten und deren massiv vorangetriebene Demokratieaushöhlung zu tun haben, wird jedoch allzu gern verdrängt. Nicht so in Jacques Rancières Hatred of Democracy (franz. Original: La haine de la démocratie, Paris 2005).
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