von Felicitas Söhner
1849 erschien erstmals in Paris die internationale revolutionäre Tageszeitung La Tribune des Peuples. Als soziales politisches Organ der europäischen Demokratie rief sie auf zum Freiheitskampf im Namen der internationalen Solidarität und Brüderlichkeit. Hier veröffentlichte der polnische Romantiker und Revolutionär Adam Mickiewicz zahlreiche Beiträge für die Idee eines neuen, freien Europas. Am 14. März 1849 schrieb er in der Erstausgabe: »La situation de l'Europe est telle qu'il devient désormais impossible pour un peuple de marcher isolément dans la voie du progrès, sous peine de se perdre lui-même en compromettant ainsi la cause commune.« (Die Situation in Europa ist so, dass es unmöglich ist, dass auch nur ein Volk für sich allein den Weg des Fortschritts beschreiten könnte, es liefe dabei Gefahr, selbst unterzugehen und gleichzeitig die gemeinsame Sache damit zu kompromittieren. Übers.d.Verf.) (Mickiewicz 1907: 54)
von Herbert Ammon
Wie real ist die ›braune Gefahr‹, wie verbreitet sind rechtsextremistische Tendenzen unter Jugendlichen, was fasziniert an der Subkultur der Skinheads, an Nazi-Rock und martialischem ›Outfit‹? Wann immer von ›rechten‹ Gewalttaten zu berichten ist – da wird ein Obdachloser totgeprügelt, da wird ein Jugendlicher wegen seines ›linken‹ Aussehens zusammengeschlagen und in der Jauchegrube versenkt – sind die Medien mit Erklärungen schnell zur Hand: Schuld sei der nie überwundene Rechtsextremismus, der im Gefolge der Wiedervereinigung aufgelebt sei und vor allem im östlichen Deutschland seinen Nährboden gefunden habe. Werden ›Experten‹ zu Rate gezogen, so dient bezüglich der Ex-DDR als theoretisches Grundmodell vielfach noch der ›autoritäre Charakter‹ und die Faschismus-Skala, welche die westdeutschen 68er einst bei Th. W. Adorno u.a. erlernten und auf ihre Vätergeneration anwandten.
von Christoph Jünke
I.
Warum sollten sich Historiker, Sozialwissenschaftler und, vor allem, gewerkschaftlich Interessierte mit Leben und Werk von Viktor Agartz (1897-1964) auseinandersetzen? Nicht nur, aber vor allem weil Agartz einer der herausragendsten und umstrittensten Gestalten der deutschen Nachkriegszeit gewesen ist. Der bereits in den 1920ern aktive linke Sozialdemokrat gehört zu den wenigen Deutschen, die während des Nazi-Faschismus eine unbefleckte Weste ihr eigen nennen konnten. Er hat sich, soweit ihm dies möglich war, im antifaschistischen Widerstand innerhalb des Deutschen Reiches engagiert. Unmittelbar nach Krieg und Faschismus war er der neben Kurt Schumacher und Hans Böckler wohl wichtigste Funktionär und Vordenker von SPD, Gewerkschaften und Konsumgenossenschaftsbewegung, führend mitbeteiligt am ökonomischen und politischen Wiederaufbau des zerstörten Landes.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G