von Herbert Ammon
I.
In einem Artikel für den Berliner Tagesspiegel beklagen Antje Vollmer und Peter Brandt das Fehlen einer linken Alternative zur seit nunmehr zwölf Jahre anhaltenden »Alternativlosigkeit« in der deutschen Politik. Vom angestrebten Ziel ins Kanzleramt seien die Sozialdemokraten derzeit weit entfernt, und es führe auch kein Weg »der politischen Linken zurück zu gesellschaftlichen Mehrheiten«. Ungeachtet dieser ernüchternden Diagnose fordern Vollmer-Brandt: »Raus aus der Gefangenschaft der Merkel-Politik!« (Der Tagesspiegel vom 5. 6. 2017) .
Die Neue Weltordnung 100 Jahre nach der Oktoberrevolution
von Gernot Erler
I. Von der »Pax Americana« zur multipolaren Weltordnung
Weltordnungen neigen dazu, länger zu halten. Sie wandeln sich nach dramatischen Ereignissen. Die letzte länger bestehende Weltordnung währte 40 Jahre lang, von 1949 bis 1989, und entstand in Folge des 2. Weltkrieges. Diese vier Jahrzehnte waren geprägt von der Blockkonfrontation, vom Kalten Krieg und von einem atomaren Patt, dessen Abschreckungswirkung funktionierte. Das Spannungsverhältnis zwischen Osten und Westen war nicht ganz neu, es ging eigentlich schon auf die Folgen der Oktoberrevolution von 1917 zurück.
von Christian Wipperfürth
Moskau besaß seit den 1960er Jahren eine nukleare Parität mit Washington. Die tiefgreifenden Abrüstungsmaßnahmen, die die beiden Supermächte seit Ende der 1980er Jahre vereinbart hatten, zementierten diesen Gleichstand, woran auch die Implosion der UdSSR nichts änderte. Die Reduktion des russischen Nuklearpotenzials veränderte die Stärkeverhältnisse Russlands zu den anderen Kernwaffenmächten auch nur graduell, aber keineswegs grundsätzlich: Russland verfügte zu jedem Zeitpunkt über deutlich mehr einsatzfähige Nuklearsprengköpfe als China, Frankreich und Großbritannien zusammen genommen.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G