von Gunter Weißgerber
17. November 2020
Anlässlich meines Ausscheidens aus dem Deutschen Bundestag 2009 schenkte mir der Bundestagspräsident Norbert Lammert eine Nationalflagge. Wir kannten uns aus dem Ältestenrat gut und er wusste, noch über meiner SPD-Mitgliedschaft stand für mich die ›Mitgliedschaft‹ in der Bundesrepublik Deutschland. Nur dieses Gemeinwesen gewährt Meinungs- und Demonstrationsfreiheit und damit auch das freie Agieren politischer Parteien. Für diese Freiheiten im Rahmen des demokratischen Nationalstaates stehen seit den Befreiungskriegen 1813/1825 die Farben ›Schwarz-Rot-Gold‹.
von Eckhard Jesse
Am 3. Oktober 2020, dem 30. Jahrestag der deutschen Einheit, klang das Echo nicht nur positiv. Oft hieß es, angesichts gravierender – politischer, wirtschaftlicher, sozialer wie kultureller – Defizite und Differenzen müsse noch viel für die innere Einheit getan werden. Die beiden Verfasser sehen dies anders. Der Titel ist Programm. Sie betonen das Erreichte, ohne das Noch-Nicht-Erreichte zu verschweigen. Da sie ihr Augenmerk auch auf die Zeit vor der deutschen Einheit lenken, gewinnen sie realistische Einsichten.
von Herbert Ammon
Es gibt sie noch, die Bündische Jugend, doch die blaue Blume der deutschen Romantik, die zu suchen die Nachfahren der ›Wandervögel‹ noch immer unterwegs sind, blüht heute sehr im Verborgenen. Der Name Eberhard Koebel, selbst dessen Selbstbezeichnung tusk (von schwedisch tysk = deutsch, Deutscher), ist anno 2020 den Jüngeren kein Begriff mehr. Das war vor mehr als einem halben Jahrhundert, in der Ära der ›68er-Bewegung›, noch anders. In der ›Bündischen Jugend‹ pflegte man das Andenken an die Geschwister Scholl und betonte deren frühe Prägung durch den in einigen Teilen der Hitlerjugend fortlebenden Geist der von tusk gegründeten dj.1.11. Inspiriert von Tusks Reisen nach Lappland und Nowaja Semlja unternahmen Jugendbewegte der frühen Bundesrepublik noch große Nordlandfahrten. Eine ganze Anzahl der Protagonisten von ›1968‹ kam aus der sich weithin als ›links‹ und antibürgerlich verstehenden Deutschen Jungenschaft oder aus den Reihen der Pfadfinderbünde. In diesen Gruppen fungierte der von den Nazis ins Exil getriebene Eberhard Koebel (1907-1955) als Identifikationsfigur, die von ihm erfundene Kohte diente als gleichsam mythischer Ort für Natur- und Gemeinschaftserlebnisse.