von Michael Klein
Viele Darstellungen aus der kultur- und sozialhistorischen Hitler-Forschung lassen den Schluss zu, dass Adolf Hitler Kind eines Alkoholikers war, ohne dass dies jedoch tiefer fokussiert und auf die Implikationen hin untersucht wurde. Meistens wird dieser Zusammenhang aus der Kindheit des späteren Diktators wenig oder gar nicht beachtet, teilweise auch schlichtweg negiert. Die Quellenlage ist inzwischen jedoch so überwältigend, dass von einem chronischen Alkoholproblem bei Hitlers Vater Alois auszugehen ist und es unwahrscheinlich ist, dass es sich um ein exkulpierendes Schutznarrativ der Hitler-Biografik handelt.
von Gunter Weißgerber
Es wurde Zeit! Berlin, Deutschland, die Europäische Union sind nicht der Nabel der Welt. Unsere gewohnte Perspektive ist die von Fröschen, die von ihrem Seerosenblatt über den Teich schauen. Von anderer Stelle aus, bereits wenige Zentimeter weiter, ist die Perspektive anders, stehen die mehr oder weniger auffälligen Punkte anders und in anderem Verhältnis zueinander. Die Welt mit den Augen der anderen betrachten, das sollte man sich öfter gönnen. Besonders wenn es um Geschehnisse weltweiter Relevanz geht. Dan Dinner sei beglückwünscht zu dieser Idee und zu diesem Buch!
Vor einiger Zeit war ich zwei Jahre fast ununterbrochen geschäftlich in der Türkei unterwegs. Durch das Geschäftliche bedingt waren es weniger die touristischen Stätten, die ich kennenlernte. Es war ein Zug durch die türkische Gesellschaft von unten nach oben, von links bis rechts und quer. Es liegt in der Natur der Sache, dass es neben den notwendigen geschäftlichen Gesprächen, die ihrerseits einen sehr guten Einblick in das wirtschaftliche und soziale Denken ›der Türken‹ in der Türkei gaben, am Rande immer wieder aktuelle, historische und zwischenmenschliche Themen berührt wurden. Und plötzlich merkte ich, dreitausend Kilometer Luftlinie weiter südöstlich handelt es sich um dieselbe Welt und doch wird sie in jeder Hinsicht aus einer anderen Perspektive wahrgenommen. Auch und besonders die beiden Weltkriege.
von Felicitas Söhner
Ein Anwendungsbeispiel für die Winterthur-Methode nach Fleming
Einleitung
Artefakte sind auf mehrfache Weise mit Geschichte verbunden. Zum einen liegt jedem Ding selbst eine ›Biografie‹ zugrunde, da es nach seiner Anfertigung unterschiedliche Nutzungsphasen durchläuft; zum anderen lässt sich über den Vergleich mehrerer Objekte als Exemplare einer Produktgattung der Wandel in Gestaltung und Ausstattung sowie Nutzung und Bedeutung eruieren.(Weber, S. 164) Objekte lassen sich als mögliche ›Schlüssel‹ für Handlungsmuster in soziomaterialen Beziehungsnetzen verstehen. Ausgehend von der Materialität des Objekts können dessen Situiertheit und soziale Ordnung erfragt werden. ›Materialität‹ verweist vor allem auf eine physisch-stoffliche Beschaffenheit, dessen Haptik und mögliche sensuelle Erfahrung.(Artner / Böhringer, S. 178.) So kann die Beschäftigung mit Objekten im Sinne einer experimentellen Sozialgeschichte deutlich machen, welche Handlungsräume durch bestimmte Artefakte eröffnet werden. Francis Parott analysiert die Auswirkung von Objekten auf die soziale Wirklichkeit, beispielsweise wie im stationär-psychiatrischen Setting der Bezug zum persönlichen Lebensraum durch Objekte vermittelt wird.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G