von Herbert Ammon
Vom Schmerz der Erinnerung
Mit Edelbert Richter teile ich das Geburtsjahr 1943 sowie eine darin begründete Lebensgeschichte in einem »schwierigen Vaterland« – ein heute, anno 2013, seltsam obsolet, ja peinlich anmutender Begriff des Bundespräsidenten Gustav Heinemann (1899-1976).
Persönlich verbunden war ich dem politischen Theologen Richter über eine gewisse biographische Wegstrecke dank gemeinsam und zwangsläufig – aufgrund eines 1983 verhängten Einreiseverbots in die DDR – separat unternommener politischer Bestrebungen vor und nach dem wundersamen Jahr 1989. Persönlich begegnet bin ich Edelbert Richter in jenem Zeitraum nur einige wenige Male.
Unvermeidlich fließen im Rückblick auf diese Jahre widersprüchliche Reminiszenzen, Empfindungen und Perzeptionen zusammen. Es sind einerseits Erinnerungen an heute bereits weit zurückliegende Momente von Hoffnung und Zweifel, von Glück und Wehmut. Es sind andererseits aktuell wiederkehrende Fragen nach den politischen Chancen vor und nach 1989, nach der seit dem Mauerfall grundlegend veränderten deutschen Wirklichkeit, allgemein nach den Bedingungen eigenständigen Denkens und Handelns in einer etablierten, für »alternativlos« deklarierten Ordnung, nicht zuletzt nach dem Sinn menschlicher Existenz in der ›postmodernen‹, so hochmoralischen wie weithin sinnentleerten Welt.
Derartige Fragen, dem erhebenden Sinn einer Festschrift womöglich entgegengesetzt, entspringen nicht resignativer Altersstimmung, wie sie etwa im Titel Siebzig verweht eines der Tagebücher des erst drei Jahrzehnte später, 103jährig verstorbenen Ernst Jünger anklingt. Ihre Rechtfertigung finden sie in der Reflexion der von einem Denker wie Edelbert Richter stets mitbedachten Geschichtsdaten deutscher Geschichte, aus denen der 9. November 1989 als – nicht nur für Jüngere – mittlerweile bereits historisch verblasster Tag unerhörten Glücks herausragt.
Daten deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert
Die Biographie und das theologisch-politische Wirken meines Generationsgenossen Edelbert Richter ist von den Daten, mehrheitlich Unglücksdaten, deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert bestimmt. In Ergänzung zu den diesjährigen, das Jahr 1933 evozierende Gedenktagen seien einige der vielen, den – nicht zwangsläufigen – Weg in die Katastrophe markierende Kalendertage genannt: 13. Oktober 1913, 1. August 1914, 15. Januar 1919, 28. Juni 1919, 24. Juni 1922, 18. September 1930, 9. Nov. 1938, 1. Sept. 1939, 22. Juni 1941, 23. April 1943, 20. Juli 1944.
Aus den Nachkriegsjahren, in denen die deutsche Teilung noch kein unüberwindliches Faktum schien, stechen der 17. Juni 1953 sowie der 13. August 1961 hervor. Eine bis heute nachwirkende historische Zäsur signalisierte der 2. Juni 1967, an dem der Student Benno Ohnesorg – von einem Westberliner Polizisten, einem erst Jahrzehnte später als Stasi-Agenten erkannten Mann, erschossen wurde. Im vielbeschworenen Jahr ›1968‹ spaltete sich nicht nur die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft, sondern auf spezifische Weise auch die jüngere deutsche Nachkriegsgeneration in Ost und West. Die von SED-Parteichef Walter Ulbricht höchstpersönlich angeordnete Sprengung der Leipziger Paulinerkirche am 30. Mai 1968 nahmen die Studenten in der Bundesrepublik, erregt vom Attentat auf Rudi Dutschke und vom ›Pariser Mai‹, kaum zur Kenntnis, nicht einmal die wenigen, die wie der aus der DDR ›abgehauene‹ Dutschke auf utopisch-revolutionären Umwegen über die Dritte Welt eine gesamtdeutsche Vision verfolgten. Drei Monate später, am 21. August 1968 erstarben die weit weniger utopischen Hoffnungen der jungen DDR-Deutschen auf einen freiheitlich reformierten Sozialismus angesichts der sowjetischen Panzer auf dem Wenzelsplatz in Prag.
Welche Hoffnungen Edelbert Richter in die Neue Ostpolitik der sozial-liberalen Koalition setzte, die am 19. März 1970, begleitet von hohen gesamtdeutschen Emotionen anlässlich des Erfurter Treffens von Bundeskanzler Willy Brandt mit dem DDR-Ministerpräsidenten Stoph einsetzte, weiß ich nicht. Ebensowenig weiß ich über seine Wahrnehmung der politischen Lage in den 1970er Jahren, als anfangs hochgespannte Erwartungen auf einen kontinuierlichen, von ›Entspannung‹ zwischen den Weltmächten begleiteten »Wandel durch Annäherung« (Egon Bahr) in das mühselige Tagesgeschäft des Status quo mündete, und dieser für die große Mehrheit der Deutschen in der DDR das Arrangement mit der SED-Diktatur nahelegte. Auch der anno 1969 gegründete Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR begann sich, teils genötigt, teils mit Hintergedanken, als »Kirche im Sozialismus« – so der von Albrecht Schönherr 1971 eingeführte Begriff – einzurichten. Immerhin betonten die Kirchenleute in der DDR – anders als das auf ›Abgrenzung‹ setzende Regime – die besondere Verbundenheit mit den ›Brüdern und Schwestern‹ der auf die Bundesrepublik eingegrenzten EKD.
Dank historischer Dialektik blieb so ein nationales Band im geteilten Land erhalten, auch wenn Exponenten der Kirchen in West und Ost die staatliche Teilung inzwischen nicht nur anerkannten, sondern mehr und mehr den Status quo für unabänderlich, gleichsam gottgewollt, erklärten. Dabei vollzogen nicht wenige Protestanten einen eigenartigen, theologisch überhöhten Positionswechsel. Die in den ersten Nachkriegsjahrzehnten noch vehement beklagte deutsche Teilung wurde als Folge deutscher Schuld gedeutet, die Existenz der beiden deutschen 1949 gegründeten Nachkriegsstaaten galt nicht mehr als machtpolitisches Ergebnis des 1946/47 aufgebrochenen Ost-West-Konfliktes, sondern als friedenspolitische Voraussetzung der europäischen Nachkriegsordnung. Die deutsche Teilung erschien als Basis des west-östlichen Gleichgewichts oder, politikwissenschaftlich unterfüttert, als Funktionselement des bipolaren Systems. An derlei Friedensordnung zu zweifeln, war in Zeiten der ›Entspannung‹ verpönt, zumindest unerbeten. Als der Schriftsteller Martin Walser 1977 dazu aufrief, Die Wunde namens Deutschland offenzuhalten, stieß er in den Feuilletons auf mokantes Befremden.
Für lästige Unruhe im stagnierenden Entspannungsgeschäft sorgten äußerst gegensätzliche Kräfte. Es waren zum einen Rudi Dutschke – er starb am Weihnachtstag 1979 in Aarhus – samt einer Handvoll Achtundsechziger, die sich in West-Berlin um die Zeitschrift Langer Marsch gruppierten. Zu ihnen stießen die – ein politisches Eigentor des auf Eigenstaatlichkeit und (vermeintlicher) »Souveränität« bedachten Regimes – aus der DDR ausgebürgerten oder freigekauften Oppositionellen, die nicht im geringsten daran dachten, im Westen sich ins Unpolitische zurückzuziehen. Zu erinnern ist an Namen wie Siegmar Faust, Ulrich Schacht sowie insbesondere an den 1999 – spätes Opfer der Stasi – verstorbenen »Jenaer« Jürgen Fuchs. An der revolutionären Überwindung des Sowjetreiches (der »Supermacht« im Osten) arbeiteten in jenen Jahren auch einige Aktivisten aus den maoistischen Sekten KPD und KBW, ganz abgesehen von den stets unermüdlichen Trotzkisten. Auf ideologischen Umwegen flossen diverse Bestrebungen, die entgegen dem herrschenden Konsens an der »nationalen Frage« festhielten – von Rudi Dutschke über die K-Gruppen bis hin zu dem konservativen CDU-Mann Herbert Gruhl und zu den ursprünglich eher ›rechts‹ angesiedelten Nationalneutralisten der AUD (Aktionsgemeinschaft unabhängiger Deutscher) – in der Gründungsphase der Grünen zusammen.
Erinnerung an friedensbewegte Jahre
Auf dem anlässlich der Verurteilung des Regimekritikers Rudolf Bahro von ›undogmatischen Linken‹ inszenierten »Bahro-Kongreß« im Herbst 1978, an dem auch ausgebürgerte (oder freigekaufte) Jenenser teilnahmen, fiel mir ein Flugblatt der »Aktion 18. März« – eine dank ›Schirmherrschaft‹ unter Heinrich Albertz und Ingeborg Drewitz sowie einwandfreier Unterschriftenliste (von Albertz bis Walser) unverdächtige Initiative des Ex-Maoisten Volker Schröder – in die Hand. Das schwarz-rot-golden umrahmte Flugblatt warb – anstelle des 17. Juni in der Bundesrepublik – für einen in beiden deutschen Staaten akzeptablen ›neuen‹ Nationalfeiertag. Mit patriotischer Verve rief es zugleich »Konservative, Christen, Demokraten und Sozialisten« zu gemeinsamen Anstrengungen »für ein friedliches, demokratisches vereintes Deutschland« auf.
Idee und Konzept der Initiative erschienen gänzlich realitätsfern, aber als Anstoß für neues Nachdenken über die Überwindung der Teilung unterstützenswert. Auf einer Zusammenkunft der Berliner Initiativgruppe, die im Gemeindesaal der Zehlendorfer Ernst-Moritz-Arndt-Kirche stattfand, lernte ich – zufällig, und doch kein Zufall – Peter Brandt kennen, mit dem mich seither herzliche Freundschaft verbindet.
Völlig unerwartet eröffneten sich um die Jahreswende 1979/1980 neue Perspektiven für die als abgeschlossen deklarierte ›deutsche Frage‹. Die Sowjetunion hatte sich durch den Einmarsch in Afghanistan zur Rettung eines ethnisch zerstrittenen kommunistischen Regimes auf ein Kriegsabenteuer eingelassen, das sie gemäß historischer Erfahrung in Bedrängnis bringen könnte. Zum anderen stand in jener Phase der sog. NATO-Doppelbeschluss im politischen Raum. Die Kreml-Führung unter Parteichef Leonid Breschnew sah sich in ihrer eigenen auf sicherheitspolitische Kontroversen in der NATO zielenden – es ging um die Entkoppelung der westlichen und westdeutschen Sicherheitsrisiken – politisch-militärischen Strategie herausgefordert.
Sobald über die NATO-›Nachrüstung‹ eine politische Debatte entbrannte, kam nach Logik der Dinge – über die gestörte Blocklogik – die ›deutsche Frage‹ wieder hoch: Ging es ernstlich um eine Minderung der Risiken eines Nuklearkriegs, so musste für das hochgerüstete deutsche Zentrum des über die Jahre eingefrorenen Konflikts ein neuer Modus – womöglich ein reales »disengagement« wie in den Abrüstungsdebatten der 1950er Jahre – gefunden werden. Regte sich beim westdeutschen Bündnispartner massiver Widerstand gegen die ›Nachrüstung‹, so kam die Souveränitätsfrage – und somit die 1954/55 vertraglich fixierte Nachkriegsordnung ins Spiel. Im umgekehrten Fall – der erfolgreichen Durchsetzung des ›Doppelbeschlusses‹ – drohte der Sowjetunion nicht nur ein machtpolitischer Gesichtsverlust. Seit Jahren hatte die Sowjetdiktatur durch Planwirtschaft, geringe Innovation, ressourcenverzehrende Rüstungsökonomie sowie politisch-militärische Expansion in der ›Dritten Welt‹ ihr Machtpotential überzogen. Nicht nur Dissidenten wie Andrej Amalrik (1938-1980) fragten bereits Anfang der 1970er Jahre: »Kann die Sowjetunion das Jahr 1984 überleben?« Auch kluge Akteuren im engeren sowjetischen Machtzirkel wie Nikolai Portugalow waren sich der inneren Schwäche des Imperiums bewusst und sannen auf Auswege. Diese mündeten notwendig in Überlegungen – und Lockangebote – zur ›deutschen Frage‹.
Es ist nicht zu leugnen, dass bei derlei ›realpolitischer‹ Analyse stets auch ein spekulatives Moment im Spiel war. ›Rational‹ und im machtpolitischen Sinne stets zu bedenken war seitens der im Westen oft als »Gerontokraten« bespöttelten Sowjetführung der jederzeit mögliche Rückgriff auf brutale Macht – selbst der Reformer Gorbatschow scheute in der Phase des Zerfalls des Imperiums (im April 1989 in Tbilissi, im Januar 1991 in Riga) nicht vor blutiger Repression zurück. Immerhin war der Ansatz, das von den Mächtigen in Moskau selbstverursachte Dilemma für Status-quo-verändernde Zwecke zu nutzen, keineswegs abwegig, sondern politisch zielgerichtet und verantwortbar. Im Dezember1981, nach der spektakulären Veröffentlichung des Havemann-Briefes an Generalsekretär Breschnew, wurden Peter Brandt und ich von Harald Loch, dem Vorsitzenden des FDP-Kreisverbandes Tiergarten zu einer Diskussion über Friedensfragen mit sowjetischen Vertretern, an der Spitze der Botschaftssekretär A. Dmitrijew, eingeladen. Zur Überraschung der im Plenum anwesenden SEW-Genossen herrschte mit den Gesprächspartnern auf dem Podium weitgehendes Einvernehmen. Nach dem Mauerfall stellte sich heraus, dass der einladende FDP-Mann im Dienste des KGB agierte.
Anders als von manchen SED/SEW/DKP affinen Initiatoren diverser ›Friedensappelle‹ intendiert, entfaltete der alsbald aufgebrochene Massenprotest gegen »neue Raketen auf deutschem Boden« als deutsch-deutsche, in nuce gesamtdeutsche Friedensbewegung eine spezifische politische Dynamik. Großes Aufsehen erregte im Oktober 1981 die von friedenspatriotischen, gesamtdeutschen Tönen begleitete Demonstration im Bonner Hofgarten, sodann der von einer Unterschriftenliste aus Ost und West gezierte Brief des DDR-Regimekritikers Robert Havemann mit klaren politischen Forderungen: Es gehe nicht nur um Raketen, sondern um die ausstehenden Friedensverträge mit beiden deutschen Staaten. Am Ende der – aus dem Gedächtnis zitierte – Kernsatz: »Wie die Deutschen danach ihre nationale Frage lösen, muß man ihnen selber überlassen, und keiner sollte sich davor mehr fürchten als vor dem Atomkrieg.«
Der erste Anstoß zu der in ganz Europa beachteten deutsch-deutschen Provokation kam nach dessen Auskunft von unserem Mitstreiter Jürgen Graalfs, der wiederum engen Kontakt zu dem Kreis um Bärbel Bohley pflegte. Bei der Vorstellung des Havemann-Briefes auf einer Pressekonferenz saß ich zusammen mit dem aus Ost-Berlin stammenden Künstler Helmut Diehl, einem Gefährten Havemanns neben dem damaligen Grünen-Prominenten Otto Schily und dem exzentrischen Schriftsteller Gerhard Zwerenz auf dem Podium. Große Resonanz war dem Auftritt nicht beschieden, da am selben Tag die Ermordung des ägyptischen Staatspräsidenten Anwar As-Sadat (6.10.1981) die Schlagzeilen beherrschte.
In der Folge verlor der deutschlandpolitische Impetus in der Friedensbewegung relativ schnell an Bedeutung. Bei den spektakulär erfolgreichen Grünen setzten sich die Kräfte, die an der ›deutschen Frage‹ – aus ›deutschen‹ Gründen – bewusst desinteressiert waren oder wie der ›deutschlandpolitische Sprecher‹ Dirk Schneider als Stasi-Agenten fungierten. Dessen ungeachtet hielten grüne Prominente wie Petra Kelly und Gerd Bastian bis zum Mauerfall ständigen Kontakt zu ihren Ostberliner Verbündeten um Ulrike Poppe und Gerd Poppe.
Um 1983, als die neuen NATO-Raketen ohne die zuvor vielbeschworene Apokalypse auf deutschem Boden stationiert wurden, hatte die Friedensbewegung in Westdeutschland an politischem Elan verloren. Überdies trugen mir in jenem Jahr die persönlichen Kontakte zu den Friedensaktivisten in Ost-Berlin ein Einreiseverbot in die DDR ein, das erst durch den Mauerfall zur Makulatur wurde. An diesem misslichen Faktum wird das Dilemma unseres Freundeskreises – besonders erwähnt sei der 2011 verstorbene unbestechliche protestantische Pazifist Thomas Flügge – sichtbar: Wir versuchten einerseits, auf ›realpolitischem‹ Wege, die Dinge in Bewegung zu setzen, bewegten uns andererseits im Kreis der wegen ihrer »staatsfeindlichen Umtriebe« vom Regime bedrängten Dissidenten. Inwieweit der von uns ventilierte Gedanke einer blockfreien, deutsch-deutschen Konföderation mit dem ja noch nicht keineswegs von der sowjetischen Vormacht desavouierten SED-Regime realistisch sein konnte, steht auf einem anderen Blatt.
Stationen einer Begegnung
Einen letzten Höhepunkt des friedenspolitischen Bewegungsaktivismus bildete eine maßgeblich von der britischen Gruppierung des END (European Nuclear Disarmament) veranstaltete Konferenz im West-Berliner ICC (Internationales Congress-Centrum) im Sommer 1983. Schon zuvor hatte der kanadische Friedensforscher und -aktivist Hans Sinn brieflichen und persönlichen Kontakt mit mir gesucht. Hans Sinn, Vorsitzender der pazifistischen Organisation Peace Brigades International (PBI), kooperierte seit den 1950er Jahren mit Wolf Schenke und Richard Sperber, Verfechter eines nationalneutralistischen Kurses. Seit Beginn der Anti-Raketen-Bewegung in der Bundesrepublik korrespondierten Sinn und Sperber – der mit Friedensvertragsentwürfen die Blockstruktur aus den Angeln zu heben hoffte – mit Edelbert Richter, der als Studentenpfarrer am Katechetischen Oberseminar in Naumburg Theologiestudenten zu systemkritischem Denken inspirierte und ermutigte. Von Hans hörte ich zum ersten Mal den Namen Edelbert Richter. Über den Atlantik hinweg tauschte er Briefe mit Edelbert, mit Christian Dietrich, Michael Kleim, Stephan Bickhardt und anderen. Sperber unternahm einige Reisen zu den christlichen Friedensaktivisten, bis ihm die DDR-Organe die Einreise verweigerten. Nicht anders erging es alsbald auf seinen periodischen Europa- und Deutschland-Reisen Hans Sinn. In ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen sind zudem die persönlichen und indirekten Kontakte, die der wegen seiner vehementen Kritik am ›Doppelbeschluss‹ sowie am NATO-Bündnis aus der CSU ausgeschlossene, jetzt als Nichtmitglied für die Grünen in den Bundestag gewählte Alfred Mechtersheimer zu Richter und seinen Schülern aufbaute.
Eines Tages erhielt ich per Einschreiben mit Rückschein (!) einen vielfach verklebten dicken Brief in Großformat aus Naumburg. Nach kurzem Befremden entschied ich mich ihn zu öffnen. Er enthielt einen auf schlechtes Papier getippten friedenspolitischen Aufsatz von Christian Dietrich unter dem Titel A.E.I.O.U. Nicht um die Herrschaftsaufgabe des Hauses Österreich auf dem gesamten Erdkreis ging es dem Verfasser, sondern um Österreichs friedenspolitische Mittlerfunktion zwischen Ost und West – als denkbares und wünschbares Modell für das zweistaatlich existierende Deutschland. Von diesem Tag an datiert meine Freundschaft mit Christian Dietrich, bis vor kurzem Pfarrer in Nohra am Fuße des Ettersberges und der KZ-Gedenkstätte Buchenwald.
Mit Christian korrespondierte ich per Postkarte, er schickte Briefe nach West-Berlin, dem Augenschein in unversehrten Kuverts. Inzwischen boten sich durch die von Michail Gorbatschow mit großer Fanfare (glasnost) eröffnete Perestrojka neue Chancen. Selbst wenn, wie wir mittlerweile wissen, der neue Parteichef sich der ›deutschen Frage‹ nur widerstrebend – und im Hinblick auf sein Rettungskonzept für die Sowjetunion deutlich zu spät – näherte, geriet zum einen aufgrund der bloßen Reformversprechen, zum zweiten dank der tatsächlichen Liberalisierung im Innern, nicht zuletzt dank der von dem zuvor von deutschen ›Linken‹ geschmähten Ronald Reagan eingeleiteten Abrüstungsoffensive die östliche Blockstruktur wieder in Bewegung. Wäre das Politbüro um Erich Honecker rechtzeitig auf den Reformzug aufgesprungen, existierte der Staat DDR womöglich noch heute...
Während die SED-Führung, wirtschaftspolitisch unfähig, nach innen repressiv, nach außen verschuldet, außenpolitisch phantasielos, deutschlandpolitisch konzeptlos, die Ewigkeit der Mauer proklamierte, gab es im Reiseverkehr von Ost nach West in den späten 1980er Jahren gewisse Lockerungen. Eines Tages, im Sommer 1987, rief Stephan Bickhardt bei mir an und kündigte für den späten Nachmittag einen Besuch zusammen mit dem aus Jena hinausgeworfenen Roland Jahn an. Mit voller Überzeugung, keinerlei Zweifel zulassend, sprach Stephan vom bevorstehenden Zusammenbruch und Sturz des DDR-Regimes. Meine Skepsis ob derlei jugendlicher Siegesgewissheit behielt ich für mich.
Ein Jahr danach erhielt ich vom Wichern-Verlag eine von Stephan Bickhardt herausgegebene Textsammlung (mit einem Vorwort von Altbischof Kurt Scharf) mit dem umfangreichen Titel Recht ströme wie Wasser. Christen in der DDR für Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung. Ein Arbeitsbuch aus der DDR. (Ich schrieb dazu eine Rezension, die unter der Überschrift Neues Denken noch vor dem Mauerfall im Deutschland Archiv 3/1989 erschien.) Das ›Arbeitsbuch‹ enthielt einen Aufsatz von Edelbert Richter über Abgrenzung und nationale Identität. Er schrieb für westdeutsche Ohren, zumindest für die mehrheitlich am Status-quo orientierte Politik, unerhörte Sätze: »Die bedrohliche militärstrategische Lage Anfang der achtziger Jahre hat nicht ohne Grund die Sehnsucht nach der Einheit Deutschlands wieder wach werden lassen. Wenn die Großmächte uns vor die Alternative stellten, entweder in absehbarer Zeit und selber gegenseitig zu vernichten oder umzukehren und so erfinderisch für den Frieden zu werden, wie wir es in den letzten hundert Jahren für den Krieg waren, dann setzten sie in jedem Fall voraus, daß es uns – ›die Deutschen‹ – in irgeneinem Sinne noch gab. […] Obwohl die Situation sich inzwischen entspannt hat, sollte der Schock jener Jahre uns eine Lehre bleiben und sollten wir die Suche nach unserer Identität als Deutsche weitertreiben. Was sich in den zurückliegenden Jahren nur als hart Notwendigkeit aufdrängte, hat vielleicht jetzt eine Chance der Verwirklichung.«
Der Autor reflektierte den Begriff ›nationale Identität‹ unter dem Aspekt der ›objektiven‹, auf Sprache und Kultur gegründeten Kulturnation und der ›subjektiven‹ – am französisch-republikanischen Ideal orientierten – Begriff der politischen Willensnation und fand beide zur Beschreibung der deutschen Wirklichkeit unangemessen. Aber: »Den Status quo der Spaltung Deutschlands dürfen wir nicht anerkennen (auch nicht mehr in Gestalt der friedlichen Koexistenz...), weil er genau die Spaltung der Menschheit, ihre politische Handlungsunfähigkeit, ihre Lähmung angesichts eines quasi-naturhaften Schicksals spiegelt.« Nicht nur im Hinblick auf die welt- und machtpolitischen Gegebenheiten – zum einen der Widerstand der Großmächte, zum anderen die Gefahren einer »einer Art (deutscher) Welthegemonie« schließe das Ziel einer ›Wiedervereinigung‹ aus. Als politische Zukunftsaufgabe der Deutschen sah Richter eine produktive Mittlerfunktion zwischen Ost und West vor, ein konföderales Gebilde (»Deutscher Bund«), das über den anvisierten Ausgleich und das erstrebenswerte Miteinander beispielhaft »Weltinnenpolitik« betreiben solle. Derlei Überlegungen und Zielen sprachen mir und manch anderen – nicht allen – auf Veränderung Sinnenden ›im Westen‹ in jenen Jahren geradezu aus der Seele.
Als im August 1989 – die Franzosen feierten das Bicentenaire ihrer Großen Revolution – die Bilder von der Durchtrennung des ›Eisernen Vorhangs‹ und der ungehinderten Flucht junger Deutscher aus der DDR eine revolutionäre Wende signalisierten, erlebte in meinem Berliner Freundeskreis sowie in Teilen der Alternativen Liste (AL) die Deutschland-Debatte einen plötzlichen Aufschwung. Zu den deutschlandpolitischen ›Aktivisten‹ gesellte sich jetzt der Philosoph Guntolf Herzberg, der wiederum von seinem Freund Edelbert Richter sprach. Noch vor dem Mauerfall war mir angesichts der revolutionären Szenen – sowie aufgrund der eindeutigen Äußerungen von Ausgebürgerten und Flüchtlingen – klar, dass die Bewegung in der DDR in Richtung ›Wiedervereinigung‹ gehen würde. Notwendig schien mir eine von unabhängigen ›Linken‹ angestoßene Initiative zur Vorbereitung einer verfassunggebenden Nationalversammlung.
Im nachhinein denke ich darüber eher skeptisch: Im Westen hätten mutmaßlich die etablierten Parteien die Debatte dominiert, aus der DDR waren angesichts geringer politischer und staatsrechtlicher Erfahrung der Oppositionellen kaum wegweisende Impulse zu erwarten, ganz abgesehen von dem politisch-manipulativen Geschick der soeben gescheiterten SED. Der maßgeblich von westdeutschen (!) Autoren – nach den die Einheit nach westlichem Muster vorwegnehmenden Wahlen am18. März – geschriebene Entwurf für eine Verfassung der DDR blieb nicht zufällig bedeutungslos. Insofern die in der ›Wendezeit‹ hervortretenden Gruppen wie ›Demokratischer Aufbruch‹, ›Demokratie jetzt‹ oder die anfangs als SDP firmierende SPD keine einheitliche Kraft formieren konnten – soweit sie nicht überdies mit Stasi-gesteuerten Führungsfiguren besetzt waren –, erwies sich die Hoffnung auf einen friedlich-revolutionär herbeigeführten demokratischen Neuanfang gemäß Art. 146 als chancenlos. Nur als bittere Ironie der Geschichte erscheint der Umstand, dass die im Revolutionsjahr 1989/90 mehrheitlich der Einheit abgeneigten Grünen im Dezember 1990 nur mit Hilfe eines vom damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble wahlpolitischen Gnadenaktes für die einstige DDR-Opposition im Bundestag überlebten. Bis zu den nächsten Bundestagswahlen hatten sich die von ihren patriotischeren Wählern bestraften westdeutsche Parteiführung bereits wieder politisch-ideologisch gefestigt.
Begegnung und Entfernung
Im Dezember 1989 kam es endlich zu dem angekündigten Besuch Edelberts bei mir in Berlin-Steglitz. Welche Themen im einzelnen diskutiert wurden, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Ohne Frage herrschte in jener Zeit in unseren Analysen,Wahrnehmungen und politischen Zielen weitgehendes Einvernehmen: Eine rasche Wiedervereinigung der beiden Staaten war kaum denkbar, vorrangig waren friedensvertragliche Regelungen, Denuklearisierung, Abzug der fremden Truppen, Abrüstung, Friedenspolitik. Die DDR sollte sich mit westdeutscher Unterstützung wirtschaftlich regenerieren, eine ›soziale Marktwirtschaft‹ einschließlich eines intakten, bürokratisch entschlackten Staatssektors und lebendiger Privatinitiative sollte im Osten den ökonomischen Aufschwung, naturgemäß unter Beachtung ökologischer Prinzipien, eine bessere Zukunft eröffnen. Die evangelische Kirche würde dank ihrer unzweifelhaften Führungsrolle bei der friedlichen Revolution eine die atheistische Gesellschaft mit christlichen Inhalten neu prägende Rolle einnehmen. Nicht zuletzt gehörte der Begriff des demokratischen Sozialismus beidseitig zu unserem geistigem Inventar.
Ein paar Wochen später begegnete ich Edelbert Richter und Stephan Bickhardt bei einem von Mechtersheimer einberufenen Treffen. Wenig später zerbrach der von Edelbert maßgeblich mitbegründete ›Demokratische Aufbruch‹: Friedrich Schorlemmer und Edelbert Richter traten der von dem altersweisen Willy Brandt mit patriotischer Leidenschaft beflügelten SPD bei, andere – wie Angela Merkel steuerten den ›Demokratischen Aufbruch‹ über die ad hoc kreierte ›Allianz für Deutschland‹ in Richtung CDU unter Helmut Kohl, wieder andere gesellten sich – zum Teil nur für kurze Jahre wie etwa Vera Lengsfeld – den Grünen zu. Damit mündete die von großen Hoffnungen begleitete Revolution im östlichen Teil Deutschlands in die westliche Parteienlandschaft. Durch die Niederlage bei den freien Wahlen am 18. März blamiert, schien nicht wenigen die SED-Nachfolgerin PDS ausgespielt zu haben.
Um Ostern 1990 herum besuchte ich Edelbert in Weimar. Auch Rolf Stolz, der zu den von mehreren Seiten angefeindeten patriotischen Friedensfreunden bei den Grünen zählte, war zu Besuch in Weimar eingetroffen. Zu unserem Erstaunen war bereits ein aus Fürth in Bayern stammender, in Bremen aktiver SPD-Funktionär angereist. Anstelle eines in friedenspolitisch inspirierten Bahnen verlaufenden Gesprächs nutzte der Parteimann den Abend, Edelbert zu den anstehenden Parteiaufgaben zu instruieren, ihm insbesondere die Einstellung von Frauen auf beliebige Positionen ans Herz zu legen. Derlei Themen lagen mir weniger am Herzen.
Noch einmal sah ich Edelbert als Abgeordneten in der im ›Palast der Republik‹ tagenden Volkskammer, als diese – die wichtigsten politischen Entscheidungen einschließlich der Währungsunion waren bereits gefallen – einen recht lustlosen Eindruck machte. Eine weitere Begegnung fiel auf die Feier zu Edelberts 50. Geburtstag. Zu diesem Zeitpunkt hatte Edelbert, inzwischen Mitglied der Grundwertekommission der SPD und Beobachter am Europäischen Parlament in Straßburg, mehrfach verdeutlicht, dass er mit der politischen Entwicklung seit der Vereinigung 1990 keineswegs einverstanden war, dass selbst in seiner Partei, der SPD, die von ihm verfochtene sozialistische Programmatik nicht hinreichend zur Geltung kam.
Zum letzten Mal begegnete ich Edelbert im September 1993 auf einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bad Godesberg, wo es unter der Gesprächsleitung von Bernd Faulenbach um »Die Ost- und Deutschlandpolitik der SPD in der Opposition 1982-1989« ging. Mit einer Prise Selbstkritik sollte die von der SPD mit einer Parteikommission der SED betriebene Politik – Vertiefung der Entspannung, ideelle Annäherung und Eruierung programmatischer Gemeinsamkeiten sowie, als Nebenprodukt, deutsch-deutsche Annäherung – auf der Basis des nunmehr für unveränderlich, ja friedenspolitisch notwendigen staatlichen Teilung gerechtfertigt werden. Als eine Art ›Dissident‹ auf dem Podium wandte ich mich gegen die nicht etwa nur realpolitisch unvermeidliche Hinnahme der deutschen Teilung, sondern die faktische Abwandlung der ehedem stets abgelehnten Teilung zur Parteidoktrin. Ich deutete an, dass hinter dieser ideologischen Überhöhung nicht selten politische Theologie in säkularisiertem Gewand, genauer: die im Linksprotestantismus verbreiteten Schulddoktrinen steckten und dass derlei Schuldpsychologie in Deutschland jederzeit politisch instrumentalisierbar sei.
In der Pause gab es nur ein kurzes, enttäuschendes Gespräch mit Edelbert. Er erklärte, er habe mich nicht verstanden. Das ist insofern nicht von der Hand zu weisen, als meine Ausführungen zur Schuldproblematik in indirekten Worten, in sehr verhaltener Weise vorgetragen wurden.
Es war meine letzte Begegnung mit Edelbert. Es gab auch keinen sonstigen Kontakt mehr. Seinen Austritt aus der SPD 2005 und den zwei Jahre später vollzogenen Beitritt zur ›Linken‹ erfuhr ich aus den Medien sowie von seinen früheren Schülern.
Zur Dialektik politischer Theologie
Ginge es nur um Edelbert Richters Bewegungen auf dem Feld der Politik, so fiele ein ›gerechtes‹, abgewogenes Urteil nicht leicht. Seine Verdienste um die Überwindung der unmenschlichen Teilung unseres Landes, um ideelle und reale Bewegung in dem durch Machtblöcke, Mauer und Hochrüstung zementierten, mit Ideologie befrachteten Zustand Deutschlands, sind unstrittig. Sie gehören zu seinem Lebenswerk, bilden zu Recht den Stoff einer Laudatio.
Schwieriger ist seine politische Laufbahn nach dem Mauerfall zu würdigen, insbesondere seine Hinwendung zur ›Linken‹ (oder Linkspartei). Meine Kritik gilt hier nicht in erster dem Anschluss an das Gespann Gregor Gysi – Oskar Lafontaine, selbst nicht dem Schulterschluss mit den einst bekämpften Parteikadern, soweit sie nicht zu den unbelehrbaren Stalinisten zählen, die dort noch immer zu finden sind.
Meine Absage gilt der Vereinigung mit westlichen Kadern wie Ulla Jelpke, die in friedensbewegten Zeiten zu den schlimmsten Feinden der DDR-Oppositionellen zählten und, inzwischen zur Kerntruppe der sog. ›Antifa‹ avanciert, sich als Wächter politischer Moral gerieren. Diese Leute bekämpfen nicht nur – aus immerhin respektablen Motiven – die unser Land mit Hass und Verbrechen beschämenden neonazistischen Banden, sondern sie denunzieren ohne Skrupel jegliche Gruppe, Person oder Tendenz, die ihnen missfällt, als ›rechts‹, kryptofaschistisch oder gar neonazistisch. Empörend daran ist, dass die real existierende neonazistische Szene zumindest in den östlichen Bundesländern auf jenem Boden erwachsen ist, der jahrzehntelang von dem atheistischen SED-Regime bereitet wurde. Der Verweis auf die Vorgeschichte im Nationalsozialismus ist kein Gegenargument. – Ein Mann wie Edelbert Richter müsste zu diesem Thema auch als Christ die Stimme erheben.
Ein anderes mit dem Namen Edelbert Richter – und dessen Rückwendung zu der sich als sozialistisch verstehenden ›Linken‹ – verknüpftes Thema soll abschließend nur angedeutet werden. Der Theologe Richter, ein philosophischer Nachfahre des deutschen Idealismus, bezeichnet sich als Hegelianer. Ihm geht es um die Vermittlung des transzendent gedachten Geistes (Gottes) mit der immanenten Wirklichkeit des endlichen Menschen und des Menschengeistes. In der Reflexion der katastrophisch-mörderisch missglückten Geschichte des 20. Jahrhunderts geht es ihm um die Vermittlung der beiden Traditionen der Freiheit in Gestalt des Liberalismus und der Gerechtigkeit in Gestalt des Sozialismus, wobei der sozialistische Gedanke, das Streben nach Emanzipation von den Mechanismen des kapitalistischen Marktes – des liberaler Doktrin nach allein persönliche Freiheit garantierenden Raumes wirtschaftlicher Freiheit – im Zuge seiner Ablösung von der SPD in den Vordergrund gerückt ist.
Eine von vielen liberalen Linken in der Vergangenheit angestrebte Verknüpfung von Liberalismus und Sozialismus scheint bislang kaum je gelungen, nicht zuletzt, da Funktion, Umfang und Funktionsweise des interventionistischen Staates – als Vehikel sozialistischer Zielsetzung – stets umstritten sind. Ob die Partei ›die Linke‹ für derart hochkomplexe Themen brauchbare, ›sozialistische‹ Konzepte parat hält, sei dahingestellt, nicht allein wegen der ökonomischen Sprunghaftigkeit eines Oskar Lafontaine.
Edelbert Richter konnte ich auf seinen späteren politischen Wegen nicht mehr folgen. Die hegelianisch inspirierten Vermittlungen des politischen Theologen Richter kann ich zwar verstehen, aber nur philosophische Überzeugungskraft zubilligen. Von dem Theologen Edelbert erhoffe ich in kommenden Jahren noch christlich begründete Aussagen über den Sinn menschlicher Existenz in einer gottvergessenen, von völlig neuen Gefahren gekennzeichneten geschichtlichen Immanenz.