von Gunter Weißgerber
Der sozialdemokratische Verteidigungsminister Peter Struck sagte 2002: ›Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird heute auch am Hindukusch verteidigt‹.
Damit hatte er auch im Rückblick recht. Zwanzig Jahre hielt uns der ferne Afghanistan-Einsatz der NATO Probleme vom Hals, die wir seit dem schmählichen Abzug der Truppen im Sommer des Jahres nunmehr hautnah erleben. Probleme, die die Europäische Union ins Wanken zu bringen vermögen. Im Moment wird die EU-Außengrenze in Polen, Litauen und Lettland berannt. Alle drei Länder gehen deshalb zu Grenzsicherungen über, die 2016 bereits Ungarn für die Europäische Union realisierte. Damals wie heute gibt es (noch?) keinen Dank seitens der EU.
von Steffen Meltzer
Eines schönen Tages erreichte mich der Anruf einer Lehrerin, ob ich organisieren könne, dass polizeiliche Drogenspürhunde vor den versammelten Schülern und Lehrern auf dem Schulhof einige Ausbildungselemente vorführten. ›Kann ich absprechen, machen die bestimmt gern‹, so meine zustimmende Antwort am Telefon. Wir unterhielten uns noch eine Weile über den möglichen Ablauf, bis die Pädagogin plötzlich stockte und mit hoher Stimme fragte: Was machen wir eigentlich, wenn einer der Hunde bei einem der Schüler Drogen feststellt? Meine Antwort war: Die Polizei ist dann von Amtswegen verpflichtet, alle strafprozessualen Maßnahmen einzuleiten. Kurzum, das Gespräch fand ein schnelles Ende, sie hat sich nie mehr bezüglich der Suchtmittelspürhunde gemeldet. Nicht nur in Brandenburg pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass es an vielen Schulen mehr oder minder geduldete Treffpunkte gibt, wo die Schüler in den Pausen ihre Tüten rauchen. Dem will die Ampel-Koalition jetzt mit einer Legalisierungsinitiative Abhilfe schaffen. Raus aus dem ambivalenten Drogen-Schlamassel. Nur das könne den Kinder- und Jugendschutz betreffend Cannabis-›Konsum‹ garantieren.
von Jens U. Hettmann
Einstweilen können wir alle uns nur fragen, wie es möglich war, dass Merkels Fehlleistungen sowie ihre Unterlassungen nie (außerhalb der AfD) auf Kritik stießen, dass sie mit ihrem Politikstil – in den Medien verharmlost als ›Auf-Sicht-Fahren‹ – durchkam.In Wirklichkeit passten ihre punktuellen Ausbrüche (Grenzöffnung, Thüringen, Atomausstieg), die gravierende politische Wirkung zeitigten, nicht zu dem behaupteten Pragmatismus. Einzig ihrer Intervention in Thüringen kann man noch ein strategisches Konzept unterstellen. Die beiden anderen Entscheidungen entsprangen undurchdachtem Aktionismus. Exemplarisch deutlich wird dies an Merkels dreist-lakonischem Satz ›Jetzt sind sie halt da‹ nach der Grenzöffnung 2015.
Mit einem der Agenda 2010 vergleichbaren ›großen Wurf‹ konnte Merkel nie aufwarten, nie hat sie einen Plan für „ihr Land“ erkennen lassen. Einige ihrer Fehlleistungen und Unterlassungen hat Herbert Ammon in seinem Beitrag treffsicher aufgespießt: den vernachlässigten Ausbau der Infrastruktur, die ausufernde Bürokratie, den abrupten Ausstieg aus der Kernenergie, das Ignorieren des brisanten Rententhemas sowie die Folgen der Grenzöffnung bis hin zum Brexit.
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