Rimland and Heartland
Vor und während des II. Weltkrieges entwickelte der aus den Niederlanden stammende Theoretiker Nicholas Spykman (1893-1943), ein Kenner der Geopolitik Karl Haushofers, ein zukunftsweisendes geopolitisches Modell. 1938/39 trat er als Gegner des – in den Neutralitätsgesetzen der 1930er Jahre verfestigten – amerikanischen Isolationismus hervor. Für Spykman, Gründer des Institute of International Studies in Yale und Vertreter der realistischen Schule unter den amerikanischen Politiktheoretikern, war die Geographie »die dauerhafteste« historisch-politische Wirkungskraft, die geographische Lage eines Staates war »the most fundamental factor in its foreign policy«. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, zur Zeit des japanisch-chinesischen Krieges in Fernost, des italienischen Abessinien-Krieges und des Spanischen Bürgerkrieges in Europa, erkannte Spykman die Vorboten eines neuen großen Krieges. Vor diesem Hintergrund spitzte er seine Doktrin in dem Satz zu: »The geographic area of the state is the territorial base from which it operates in time of war and the strategic position which it occupies during the temporary armistice called peace.« (Zitate in: Francis P. Sempa: Spykman´s World, in: American Diplomacy 2006, http://www.unc.edu/depts/diplomat/item/2006/0406/semp/sempa_spykman.html)
Internationale Politik unterliegt nach Spykman allein der allen Staaten inhärenten Machtdynamik. Aus diesem Faktum ergibt sich das Bild eines sich permanent wandelnden Magnetfeldes. Der geläufige Begriff der Machtpole (etwa in dem 1989/91 untergegangenen ›bipolaren System‹) entspringt dieser Machtmetaphorik. »A shift in the relative strength of the poles or the emergence of new poles will change the field and shift the lines of force.« Staatsräson war für Spykman Machträson, in unverblümt darwinistischer Begrifflichkeit »identical with the struggle for survival«.
Unter dem dominanten Aspekt der Geographie subsumierte Spykman, Berater des Präsidenten Franklin D. Roosevelt, 1942, in dem Buch America's Strategy in World Politics: The United States and the Balance of Power zehn Machtfaktoren eines Staates: Fläche, Grenzen, Bevölkerung, Rohstoffe, ökonomisch-technischer Entwicklungsstand, Kapitalkraft, ethnische Homogenität, soziale Integration, politische Stabilität, Moral (»national spirit«), Stärke seiner Feinde. In klassischer Denktradition seit Machiavelli – dem amerikanischen moralischen Selbstbild klar entgegengesetzt – ordnete er Moral der Macht unter: »The search for power is not made for the achievement of moral values; moral values are used to facilitate the attainment of power.«
Demnach unterliegt selbst das für Friedensperioden unerlässliche Machtgleichgewicht dem Vorbehalt des Machtvorteils, des Gewinns eines »großzügig bemessenen Vorsprungs« der jeweiligen Staaten (»Not an equilibrium, but a generous margin is their objective.«). In der Konsequenz der ewigen Realität von Macht liegen Allianzen und Rüstungskonkurrenz, zuweilen Krieg. Moralische Abscheu gegen Krieg entspringt nach Spykman verwirrten Emotionen und unklarem Denken. Krieg im 20. Jahrhundert wurde militärisch, politisch, wirtschaftlich und ideologisch geführt, bedeutete somit »totalen Krieg«, so die Schlussfolgerung des amerikanischen Politikwissenschaftlers Francis P. Sempa.
Für die USA definierte Spykman anno 1942 die bis heute gültige Perspektive auf Europa: »We have an interest in the European balance, as the British have an interest in the continental balance.« ( Den Globus teilte er in Anlehnung an Mahan und Mackinder in geopolitische Regionen ein. Schlüsselregionen waren Mackinders »Heartland«, die Meeresregionen um Eurasien als »the great circumferential maritime highway of the world«, die »große konzentrische Pufferzone«, bestehend aus Europa, Persien, dem Nahen Osten, Südwestasien, China, Indochina und Ostsibirien. Von besonderer strategischer Bedeutung erkannte er den Bogen vom Nahen Osten über den Golf hin zum »südwestlichen Asien« wegen der dortigen Ölregionen.
Mitten im Krieg gegen Japan prognostizierte Spykman den Aufstieg Chinas und folgerte daraus die Notwendigkeit einer Allianz USA-Japan zur Erhaltung des asiatischen Machtgleichgewichts. Spykman starb am 26. Juni 1943. Aus seinem Nachlass erschien 1944 ein Buch mit dem progammatischen Titel The Geography of Peace. Aus amerikanischer Perspektive – von der kontinentalen ›Insel‹ in der westlichen Hemisphäre aus – revidierte Spykman Mackinders Betonung des ›Heartland‹ zugunsten des ›Rimland‹. Materiell und machtpolitisch relevant sei die Pufferzone zwischen dem ›Heartland‹ und den angrenzenden Meeren. Die Gefahr für eine Seemacht (USA) liege im Zugriff einer eurasischen Landmacht auf die Randzonen. Mackinders Formel war daher abzuändern. Spykmans auf das ›Rimland‹ gerichtete geopolitische Doktrin lautete: »Who controls the Rimland rules Eurasia, who rules Eurasia controls the destiny of the world.«
Geopolitik im Kalten Krieg
Die ›Rimland‹-Theorie fand ihren faktischen Niederschlag in dem noch im Zweiten Weltkrieg ausgehandelten Verträgen der USA mit Saudi-Arabien. Im geostrategischen Rahmen kam sie – als geographisch exakte Entsprechung zu Mackinders ›Heartland‹ – in den Paktsystemen der 50er Jahre (NATO, CENTO, ANZUS) zum Vorschein. Derzeit ist der im September 2021 – gezielt gegen die Weltmacht China – zwischen den USA, Großbritannien und Australien beschlossene Militärpakt (AUKUS), der den älteren, 1951 geschaffenen ANZUS-Pakt (Australien, Neuseeland, USA) überlagert bzw. ersetzt, der skizzierten Doktrin zuzuordnen.
In den amerikanischen Konzepten für eine Nachkriegsordnung und den daraus hervorgegangenen Institutionen (Bretton-Woods-System mit IWF und Weltbank, UNO) treten geopolitische Aspekte kaum hervor. Sie werden allenfalls erkennbar in der Doktrin weltweiten Freihandels sowie in dem antikolonialen Selbstverständnis der amerikanischen Außenpolitik. In den Jahren des Kalten Krieges trat diese ›idealistische‹ Dimension amerikanischer Außenpolitik hinter vermeintlicher geostrategischer Zweckmäßigkeit zurück, insbesondere in der Unterstützung und Fortsetzung des französischen Kolonialkriegs in Indochina.
In der Phase der Entkolonialisierung (zeitlich markierbar mit der Unabhängigkeit Ghanas 1957) traten die USA mit einem vor allem auf Afrika gemünzten Konzept des ›nation-building‹ (innerhalb der als unveränderlich dekretierten Kolonialgrenzen) auf den Plan. Das politologisch fundierte Konzept einer sich auf liberaler Wirtschaftsordnung erhebenden demokratischen Staatsordnung diente nicht nur als Gegenentwurf zu den kommunistisch inspirierten, von sowjetrussischer Seite instrumentalisierten Befreiungsbewegungen. Es sollte zugleich die nach Unabhängigkeit strebenden Territorien in einen vom amerikanischen Interesse her definierten liberalen Weltmarkt einordnen.
Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht des ›Großdeutschen Reiches‹ zerbrach die Anti-Hitler-Koalition in den Jahren 1947/48 an den machtpolitischen, ideologisch zugespitzten Konflikten über die Kontrolle des Kontinents, insbesondere über das Potential des besiegten Deutschland. Der neue Globalkonflikt mündete in den mit teils herkömmlichen, teils ›modernen‹ geopolitischen Instrumenten (komplexe konventionelle und nukleare Waffensysteme, Militärbündnisse) und geopolitischen Zielen (Besetzung von politisch-militärischen Operationsbasen, Sicherung von Energiequellen, Besetzung von geostrategischen Positionen) ausgetragenen Kalten Krieg.
Im Zeichen des atomaren Patt entzündete sich der Ost-West-Konflikt – außerhalb des geteilten Deutschlands und Europas – nur in Stellvertreterkriegen in der ›Dritten Welt‹. Oberhalb dieser Konfliktebene gipfelte die Rivalität der beiden Weltmächte – vierzehn Monate nach dem Mauerbau in Berlin – in der Kubakrise 1962. Von dieser hochbrisanten – auch geopolitisch zu deutenden – Episode sowie dem ebenfalls ab 1962 eskalierenden Vietnamkrieg abgesehen, fungierte das machtpolitische Arrangement in Europa– begrifflich überhöht im Zeichen des ›bipolaren Systems‹ – im Kalten Krieg als eine Art Friedensgarantie. War die Hegemonie der östlichen Weltmacht in ganz Osteuropa auf reinen Zwang gegründet und somit stets labil, blieb die ›sanfte‹ Führungsrolle der USA ungeachtet des Vietnam-Protestes im wesentlichen unangefochten. Die von der amerikanischen Kulturrevolution inspirierte ›68er‹-Bewegung trug langfristig sogar zur Festigung der amerikanischen Kulturhegemonie – und Machtposition – bei.
Das »bipolare System« zerbrach in den 1980er Jahren. Geopolitische und geostrategische Faktoren bedingten maßgeblich den Zusammenbruch der Sowjetunion (Einmarsch [29.12 1979] und Scheitern in Afghanistan, ökonomisch-technische Herausforderung durch die »Strategic Defense Initiative« [SDI] des US-Präsidenten Ronald Reagan ab 1983). Mit dem Fall der Mauer, dem Auseinanderbrechen des sowjetischen Imperiums, mit der aufgrund der deutschen Wiedervereinigung forcierten Gründung der EU sowie mit dem rapiden (Wieder-)Aufstieg Chinas zur Weltmacht trat die Weltgeschichte in eine neue Epoche ein.
Geopolitische Perspektiven anno 2022
Seit Beginn des Ukraine-Krieg ist der Begriff ›Geopolitik‹ in aller Munde. Zum populären Thema historisch-politischer Analysen wurde er bereits, als Wladimir Putin anno 2005, fünf Jahre nach seinem Machtantritt, den Untergang der Sowjetunion als »die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts« bezeichnete. Mit seiner Brandrede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 kündigte er die Abkehr von einem Kurs der weltpolitischen Kooperation mit dem Westen an. Er begründete dies mit der auf dauerhafte Schwächung Russlands gerichteten Politik des Westens unter Führung der USA, wie sie durch die Ostausdehnung der NATO sowie durch die – völkerrechtlich fragwürdige – Intervention der NATO gegen Serbien im Kosovo-Konflikt 1999 manifest geworden sei.
Ein Jahr später, im August 2008, ließ Putin Panzer in Georgien einrollen, nachdem der damalige georgische Präsident Micheil Saakaschwili – in völliger Fehlwahrnehmung der Machtverhältnisse – und naivem Vertrauen auf NATO-Unterstützung an der Grenze zu dem 1990 mit sowjetischer Unterstützung abgefallenen südlichen Ossetien einen Angriff riskiert hatte. Seither befindet sich das russische Traumland Georgien in Gefahr direkter Annexion. 2017 besetzte die vom Selbstverständnis her gekränkte, noch immer als geschwächt geltende Großmacht Russland die seit Katharina II. d. Gr. in russischem Besitz befindliche Krim mit der Schlüsselposition Sewastopol, dem Haupthafen der russischen Schwarzmeerflotte.
Die Behauptung der amerikanischen Position im »euroatlantischen Raum« (bis zum Bug, nicht bis Wladiwostok) – so Zbigniew Brzezinski (1928-2017) in seinem Buch The Grand Chessboard 1997 – war das Ziel hinter der Osterweiterung der NATO in der Ära Clinton, wodurch die 1990 zwischen Präsident Bush Sr. und Präsident Gorbatschow – im Blick auf die noch bis Dezember 1991 bestehende Sowjetunion – de facto getroffene Übereinkunft negiert wurde. Frankreich, für eine eigenständige Rolle gegenüber den USA zu schwach, wies Brzezinski die Kontrolle Deutschlands zu. In Bezug auf Russland bezeichnete er die Ukraine – neben dem Kaukasus – als geopolitischen Angelpunkt.
Brzezinski, geboren als polnischer Diplomatensohn in Warschau, konnte sich – durch die maßgeblich von ihm inspirierte amerikanische Rolle in Afghanistan vor und nach der sowjetischen Intervention 1979 – einen hohen Anteil am Zusammenbruch des Sowjetimperiums zuschreiben. Nichtsdestoweniger warnte er später – nicht anders als der andere Realpolitiker Henry Kissinger – angesichts der durch den »Euro-Maidan« und den Machtwechsel in Kiew 2014 ausgelösten Kämpfe in der Ostukraine – vor einer unbedachten Herausforderung Russlands. Er empfahl »ein ähnliches Arrangement wie jenes zwischen Russland und Finnland, das seit Jahrzehnten für Stabilität und Frieden sorgt.« (Spiegel-online, 29.06.2015, 13.16 Uhr https://www.spiegel.de/politik/ausland/interview-mit-brzezinski-usa-russland-im-kalten-krieg-a-1040744.html).
Bei seinem 24. Februar 2022 an mehreren Fronten – von Norden, Osten und Süden – eröffneten Großangriff auf die Ukraine spekulierte Putin auf einen blitzkriegartigen Erfolg seiner »militärischen Spezialoperation«. Unabhängig von Dauer und Ausgang dieses – anders als die Kriege im zerfallenen Jugoslawien in den 1990er Jahren – für nahezu undenkbar gehaltenen Krieges hat das russische Vorgehen die geopolitische Landkarte Europas auf lange Sicht grundlegend verändert. Anstelle der von Putin angestrebten Zurückdrängung der USA hat der Krieg zur Festigung des atlantisch-europäischen Bündnisses und – durch den Beitritt Schwedens und Finnlands zur NATO – zur weiteren Schwächung der russischen geostrategischen Position in Europa geführt. Die – militärisch gestützte – Führungsrolle der USA in Europa ist stärker den je. Hingegen sind – nicht nur hinsichtlich der Blockade von Nordstream 2 – die vielerorts mit Misstrauen und Ablehnung verfolgten deutschen Sonderbeziehungen zu Russland offenbar dauerhaft beendet. Damit ist die Position Deutschlands innerhalb EU-Europas erkennbar gemindert.
Was die EU betrifft, so stellt sie – ungeachtet der hinsichtlich des Ukrainekriegs demonstrierten Einigkeit – entgegen den Intentionen seiner Protagonisten noch keinen geschlossenen Machtkomplex dar. Zum einen liegt ein politisch eigenständig agierendes Europa entgegen aller Rhetorik nicht im Interesse der USA. Die Vereinigten Staaten stützen ihre Position in Europa – nicht nur im Rahmen der NATO – durch ein weitgefächertes System von Militärbasen. Außer ihrer Sonderbeziehung zu Großbritannien verfügen sie über starke Einflussmöglichkeiten in Polen sowie in den baltischen Staaten. Zum anderen verfügt die EU – außer kleineren bi- oder multilateralen Einheiten – über keine eigenständige Verteidigungsstruktur, sondern die Mitgliedstaaten – wiederum mit Ausnahme Frankreichs – sind auf den Nuklearschirm der USA angewiesen. Zum dritten steht als ständiger ökonomisch-politischer Unsicherheitsfaktor die Frage der Umverteilung innerhalb der EU im Raum. Der von der Brüsseler Zentrale betriebene Abbau noch fortbestehender Nationalstaatlichkeit könnte vor allem in Ostmitteleuropa – nicht allein wie derzeit seitens Viktor Orbáns in Ungarn – Renitenz bewirken. Völlig unklar bleiben – abgesehen von den jüngsten Beitrittszusagen an die Ukraine und Moldavien (aber nicht an Georgien) – die Auswirkungen des Ukrainekriegs auf die künftige Machtverteilung innerhalb der EU.
Innerhalb der EU – in einer speziellen Beziehung zu Frankreich – verfügte Deutschland, dank hoch entwickelter Wissenschaft und Technik und leistungsfähiger, exportorientierter Industrie, bis dato über eine Art halbhegemoniale Führungsposition. Wie lange diese – im Hinblick auf den Ukrainekrieg sowie auf die Beziehungen zum größten Handelspartner China – vorhält, steht offen. Als – bezüglich der Sozialsysteme sowie der unübersehbaren Defizite im Bildungssektor – gesellschaftlich und politisch schwächende Faktoren wirken in der Mittelmacht Deutschland die demographische Entwicklung, das Anwachsen der Alterspyramide und der unverminderte, politisch geförderte Einwanderungsdruck (›Migration‹), insbesondere aus dem islamischen Raum. Die Tabuisierung der Thematik – gerade im Hinblick auf die stets beschworene Integration – ist kennzeichnend für eine »grün« dominierte politische Klasse ohne historischen Weitblick.
Peter Brandt hat – in Kontrast zur vorherrschenden Sichtweise – in Globkult darauf hingewiesen, dass es sich in der Ukraine auch um einen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland handelt (Globkult v. 27.08.2022, https://globkult.de/politik/welt/2238-kein-stabiler-frieden-in-europa-ohne-russland). Zudem sind in der auf den Ukrainekrieg fixierten Wahrnehmung andere hard facts deutscher – und europäischer – Außenpolitik aus dem Blick geraten. Dazu gehört maßgeblich der – nicht nur auf den Fernen Osten beschränkte – neue Kalte Krieg zwischen den USA und China. (Dazu: H.A.: Der neue kalte Krieg, in: Tichys Einblick 02/2022, S. 20-24)
Vor diesem Hintergrund bringt der französische Publizist Michel Gurfinkiel die geopolitischen Aspekte des »heißen« Krieges in der Ukraine und der durch den Aufstieg Chinas geschaffenen Konfliktlage zu Bewusstsein. Im Blick auf die – nach fünfzig Jahren unerwartet erneuerte – Achse Russland/China spricht er von der potentiellen Herausbildung eines riesigen »heartland« und stellt die Frage, ob die Bündnissysteme des »globalen Westens« die Expansionskräfte eine solchen eurasischen Landmasse eindämmen können. (M. Gurfinkiel: Can the Rimland Contain China and Russia? The West is restoring the global strategic vision that gave it victory in the world wars and the Cold War, in: Wall Street Journal, July 29, 2022, https://www.wsj.com/articles/can-the-rimland-contain-china-and-russia-spykman-mackinder-eurasia-nato-aukus-quad-i2u2-middle-east-economy-technology-strategy-11659125573?st=g7vtax07crkuytn&reflink=article_email_share; siehe auch: Timothy Hopper: US And Russia’s Attempt To Rule The Heartland Of Greater Eurasia, in: eurasia review, Sept. 1, 2022, https://www.eurasiareview.com/01092022-us-and-russias-attempt-to-rule-the-heartland-of-greater-eurasia-oped/#comment-1063955)
In summa: Geopolitische Fakten und Momente erweisen ungeachtet der immensen Steigerung der militärischen Vernichtungspotentiale seit 1945, des veränderten Zeitfaktors im digitalen Zeitalter sowie des Ausgreifens der großen Mächte in den Weltraum ihre historische Wirkungsmacht. Der ›ewige Friede‹ (Immanuel Kant) mag im Hinblick auf die Zukunft der Menschheit erstrebenswert und geboten sein, er bleibt angesichts der fortwirkenden antagonistischen Momente in einer multipolaren Welt ungesichert. »International systems are anarchic, theorists tell us, in that no component within them is fully in control,« schreiben Hal Brands und John L. Gaddis (in: The New Cold War. America, China, and the Echoes of History, in: Foreign Affairs vol. 100, 6 (November/December) 2021– https://www.foreignaffairs.com/articles/united-states/2021-10-19/new-cold-war).
Derlei Einsichten in die Realitäten der »anarchischen« Weltordnung des 21. Jahrhunderts sind hierzulande noch immer wenig verbreitet.
Der obige Text ist die aktualisierte Version meines 2009 erschienenen Aufsatzes »Geopolitik – Zur Wiederkehr eines verloren geglaubten Begriffs im 21. Jahrhundert« (in: Iablis, 8.Jg. 2009)