von Johann Lauer

Bundespräsident Steinmeier verleiht heute seiner ehemaligen Chefin und Förderin den höchsten deutschen Orden. Kann man Frau Merkel auf eine Stufe mit den beiden Kanzlern, Adenauer und Kohl stellen? Wenn dies nicht der Fall ist, dann haben wir es mit modernem Nepotismus zu tun. Eine abgehobene politische Klasse fördert sich gegenseitig mit Ämtern und Orden.

Der nachfolgende Vergleich vor allem der außenpolitischen Leistungen von Kohl und Merkel zeigt, dass es geradezu ein Frevel wäre, Frau Merkel auf eine Ebene mit Kohl zu stellen. Kohl, ›der Provinzler aus Oggersheim‹, hat von allen deutschen Kanzlern die besten Ergebnisse in der Außenpolitik erzielt. Merkel, ›die Führerin des Westens‹, liegt genau auf dem anderen Extrem, sie ist die bei weitestem überschätzte Politikerin.

Vorbemerkung: Der Vergleich in der Politikwissenschaft

Der Vergleich ist eine der leistungsfähigsten wissenschaftlichen Methoden. Damit kann man erstens Gemeinsamkeiten und zweitens Unterschiede herausarbeiten. Der Vergleich ist seit Aristoteles, neben Platon einem der Gründerväter der Politikwissenschaft, die leistungsfähigste und wichtigste Methode auch in der Politikwissenschaft. Der Vergleich wird vor allem in der Politik von vielen abgelehnt, da manche meinen, dass eine Gleichsetzung bewiesen werden sollte. Gleichheit ist kaum feststellbar, da es immer eine Vielzahl von Unterschieden, welcher Art auch immer, zwischen verschiedenen politischen Systemen, Parteien, Staaten etc. gibt. Erst der Vergleich ermöglicht eine historische Einordnung des Geschehens und somit auch aus der Geschichte zu lernen.

Im Folgenden wird ein Vergleich der außenpolitischen Leistungen von Kohl und Merkel unternommen. Dabei wird die außenpolitische Situation vor Regierungsantritt der beiden Kanzler mit der Situation bei deren Abtritt verglichen.

Kohl war die existentielle Abhängigkeit Deutschlands von der NATO und der EU sowie der Westeinbindung im Ganzen sehr bewusst; weiterhin, dass solche Bündnisse Rechte und Pflichten enthalten und vor allem ein egoistisches Vorgehen Deutschlands unangebracht war. Er hatte ein Gespür dafür, zwischen berechtigtem Eigeninteresse und egoistischem, parasitärem Verhalten zu unterscheiden.

Merkel hat unter dem Deckmantel des Multilateralismus ›Germany first‹ seit Beginn ihrer Kanzlerschaft 2005 betrieben, noch bevor Trump den Slogan ›America first‹ erfunden hat. Damit hat sie trotz ihres zur Schau gestellten Multilateralismus zur Spaltung sowohl des Westens als auch der EU beigetragen. Hinzu kommt die Spaltung Deutschlands. An mehreren Beispielen soll dies im Folgenden geschildert werden: Verteidigungs-, China-, Energie-, Technologie- und Migrationspolitik.

Situation des Westens beim Regierungsantritt von Helmut Kohl

Der Westen befand sich in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts in der ersten schwerwiegenden Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Die USA, die Führungsmacht des Westens, wurden 1975 in Vietnam sowie 1979 im Iran geradezu gedemütigt. Ebenfalls 1979 kam es zum Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan. Damit erreichte die Sowjetunion und mit ihr die kommunistische, sogenannte Zweite Welt den Höhepunkt ihrer machtpolitischen Entfaltung.

Die Sowjetunion und ihre Verbündeten im Ostblock hatten ebenfalls in den 70er Jahren die NATO auch militärtechnisch überholt. Um das Gleichgewicht des Schreckens aufrechtzuerhalten, kam es vor allem auf Drängen von Helmut Schmidt zum NATO-Doppelbeschluss. Die NATO würde auf eine Aufrüstung verzichten, wenn die Sowjetunion die Mittelstreckenraketen abrüstete. Ansonsten käme es zu einer weiteren Aufrüstung des Westens, um das militärische Gleichgewicht wiederherzustellen. Schmidt konnte diesen Beschluss nicht mehr durchsetzen, da seine eigene Partei ihm die Gefolgschaft versagte.

Wiederherstellung der Einheit des Westens

Kohl wurde 1982 Kanzler und setzte den NATO-Doppelbeschluss gegen große Widerstände in Deutschland durch. Damit trug er entscheidend zur Wiederherstellung der Einheit des Westens bei und ermöglichte gleichzeitig eine erfolgreiche Eindämmung der sowjetischen Machtbestrebungen. Vor allem aufgrund dieser Leistung und des damit einhergehenden Vertrauens wurde von George Bush senior nach dem Ende des Kalten Krieges Deutschland eine ›partnership in leadership‹ angeboten. Diese Leistung wird vor allem in Deutschland wegen ideologischer Gründe in der Regel unter den Teppich gekehrt. Kohls Leistungen zur Einheit Europas und Deutschlands können hingegen auch von seinen größten Gegnern nicht geleugnet werden.

Kohl hatte wie kein anderer Bundeskanzler vor und nach ihm zu den USA ein exzellentes Verhältnis aufgebaut und gepflegt, und zwar zu allen drei amerikanischen Präsidenten (Reagan, Bush und Clinton), egal welcher politischen Partei der Präsident angehörte (Republikaner oder Demokraten). Zu keinem Zeitpunkt vorher oder nachher war das Verhältnis Deutschlands zu den USA besser und vertrauensvoller.

Situation des Westens bei Beginn der Regierungszeit von Angela Merkel

Der Westen war an der Schwelle des 21. Jahrhundert in jeder Hinsicht schlicht konkurrenzlos: kulturell, militärisch, technologisch, wirtschaftlich etc. Es herrschte eine unipolare Welt, die die seit dem Zweiten Weltkrieg bestehende bipolare Welt abgelöst hatte. Auch die EU befand sich auf dem Gipfel der Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg. Weiterhin war Deutschland im Ausland beliebt wie nie in seiner Geschichte, als Merkel in Kohls Fußstapfen trat. Die Fußballweltmeisterschaft von 2006 ermöglichte einen PR-Erfolg, gerade weil Deutschland seit Jahren einen so guten Ruf besaß. Der außenpolitische Ruf basierte damals auf sehr positiven Beziehungen Deutschlands zu allen Ländern der Welt.

Westlessness, nach 16 Jahren Merkel

Im Jahr 2021 war der Westen mittlerweile in einer weitaus schlimmeren Lage als in den 70er Jahren, so dass bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2020 ein neuer Begriff kreiert wurde: ›Westlessness‹. Da stand die schlimmste Erniedrigung des Westens noch bevor, wer hätte gedacht, dass die Demütigungen von Saigon und Teheran irgendwann getoppt werden könnten.

Der Westen ist erstens gespalten wie nie zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg. Zweitens wird er von China, Russland sowie einigen muslimischen Staaten weitaus schlimmer bedroht als vom Ostblock und China in den 70er Jahren. Drittens hat die NATO eine vernichtende Niederlage erlitten. Die gesamte NATO wurde von Analphabeten mit Kalaschnikows in der Hand und Eiern in den Hosen aus Afghanistan vertrieben. Was noch schlimmer ist: Der Westen muss jährlich Milliardenbeträge als Tributzahlung, getarnt als Humanitätszahlungen, an die Taliban überweisen. Solche Erfolge konnten in der Vergangenheit nicht einmal die mächtigsten Sultane der Osmanen erzielen, obwohl diese einen im Vergleich zu heute fast wehrlosen Westen mit einer überlegenen Militärmacht überfielen.

Weitaus schwerer wiegt, dass die USA, Großbritannien und Australien ein neues Bündnis, AUKUS, gegründet haben. Dadurch wird die Spaltung des Westens am augenscheinlichsten dokumentiert. Welches ist nun der Anteil Deutschlands an dieser Spaltung des Westens, insbesondere der CDU-geführten Merkel-Regierungen?

Die USA waren und sind nach wie vor, dem weitverbreiteten Antiamerikanismus innerhalb des politischen Establishments zum Trotz, der wichtigste Verbündete Deutschlands. Sie bieten Deutschland den notwendigen sicherheitspolitischen Rückhalt. Von der Sicherung der weltweiten Seewege profitiert aufgrund der exportorientierten Wirtschaft Deutschland am meisten von allen Ländern der NATO, ohne sich auch nur im Entferntesten an den dafür nötigen Kosten zu beteiligen.

Deutschland, der größte Profiteur der Pax Americana, weigert sich beharrlich einen angemessenen und vertraglich vereinbarten Anteil an der Finanzierung des NATO-Bündnisses zu erbringen. Obama hat die deutsche Regierung jahrelang extrem freundlich gebeten, die Verteidigungsausgaben in Richtung der vereinbarten 2 Prozent des BIP anzustreben. Trump hat dies extrem verletzend getan. In der gleichen Zeit wurde durch extreme Vernachlässigung und noch schlechtere Minister aus der Bundeswehr eine Witzarmee. Deutsche neigen zu Extremen, mit einer Blitzarmee hatte man Europa in Schutt und Asche gelegt, jetzt kann man mit einer Witzarmee weder dem eigenen Land noch den Verpflichtungen in der NATO gerecht werden. Maß und Mitte sind Tugenden, die nur in kleinen Perioden der deutschen Geschichte in der Politik anzutreffen sind, so am längsten in der Bonner Republik (1949-1990).

Neben der Vernachlässigung der Verteidigungsanstrengungen kommt noch eine extreme ›Germany first‹-Politik hinzu, die Vorteile Deutschlands durchsetzt, auch wenn dies auf Kosten der westlichen Partner geht. Vor allem auf Betreiben Merkels gegen den ausdrücklichen Willen der gewählten Biden-Administration hat die EU ein Investitionsabkommen mit China beschlossen. Egoistische Motive Deutschlands gaben den Ausschlag, genau wie bei Nord Stream 2. Merkel sprach in beiden Fällen von europäischen Interessen, im Endeffekt wurden sowohl transatlantische als auch europäische Interessen von der deutschen Regierung ignoriert. Merkel hat also zur Westlessness mindestens in zweifacher Hinsicht beigetragen, einmal indem sie durch die Vernachlässigung der Armee den Bündnispflichten nicht nachgekommen ist, und zweitens dadurch, dass sie China und Russland ermöglichte, mit einem Investitionsabkommen sowie Nordstream 2 den Westen zu spalten.

Situation der EU (damals noch EG) bei Kohls Regierungsantritt

Die einseitige Bevorzugung der europäischen Ebene war einer der Hauptgründe für die erste Eurosklerose. De Gaulle hatte die europäische Integration zeitweise zum Stillstand gebracht, indem er Mehrheitsentscheidungen auf europäischer Ebene ablehnte. Der Luxemburger Kompromiss von 1966 sicherte jedem Mitgliedstaat ein Vetorecht, damit konnten nur einstimmige Beschlüsse auf europäischer Ebene gefasst werden. Der Traum von einem europäischen Bundesstaat war vorerst beendet, de Gaulles ›Europa der Vaterländer‹ stand für eine zwischenstaatliche Kooperation. Dies war der erste Hauptgrund für die erste Eurosklerose.

Der zweite Hauptgrund war die Abnahme der internationalen Wettbewerbsfähigkeit oder besser gesagt die Unfähigkeit den damaligen wirtschaftlichen Wandel produktiv zu gestalten. Die Bedeutung von Kohle und Stahl ging rapide zurück und führte zu enormen Verwerfungen. Schlimmer aber war, dass man der japanischen Konkurrenz nicht gewachsen war. Die Japaner übernahmen ganze Wirtschaftsbereiche in der Unterhaltungsindustrie (Foto-, Fernsehgeräte). In den 80er Jahren stand sogar die deutsche Automobilindustrie auf dem Einkaufszettel der Japaner, was heute kaum noch jemand weiß. Erst die Angst auch wirtschaftlich in die zweite Liga zurückzufallen (militärisch und politisch spielten die Europäer seit dem Zweiten Weltkrieg in der zweiten Liga, da man den zwei Supermächten, USA und Sowjetunion, nicht das Wasser reichen konnte), erzeugte den nötigen Druck, die europäische Integration voranzubringen.

Ruinen in Friedenszeiten?

Die Blockade des politischen Systems konnte dadurch überwunden werden, dass durch die Einheitliche Europäische Akte (EEA, 1985 beschlossen und 1987 in Kraft getreten) ein komplexes Mehrebenensystem eingeführt wurde. Durch neue Entscheidungsverfahren, vor allem die Einführung von Mehrheitsentscheidungen auf EU-Ebene, konnten wesentliche Effizienzsteigerungen realisiert werden. Die Einführung des Subsidiaritätsprinzips als ein weiteres Strukturprinzip der EG hat zur Überwindung der politischen Entscheidungsblockaden beigetragen. Die Bedeutung aller staatlichen Ebenen (europäische Ebene, Nationalstaaten und Regionen sowie Kommunen) wurde ausdrücklich hervorgehoben. Nur die Probleme, die auf den unteren Ebenen nicht gelöst werden konnten, sollten auf die EU-Ebene übertragen werden (Subsidiaritätsprinzip).

Hinzu kommt noch eine wichtige strategische Neuausrichtung: Statt allein auf europäische Harmonisierung zu setzen, ging es fortan neben der Harmonisierung auch um die gegenseitige Anerkennung nationalstaatlicher Regeln.

Binnenmarktprojekt und Währungsunion führten zur Wiederherstellung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, von der die EU bis heute profitiert. Entscheidend für die praktische Umsetzung waren detaillierte Programme, das wirkungsmächtigste war sicherlich das Weißbuch für die Vollendung des Binnenmarktes von 1985, das die Vollendung des Europäischen Binnenmarktes bis 1992 vorsah.

Wichtig ist an dieser Stelle: Nicht nur die EU-Ebene, sondern auch die National- und Regionalebene gewannen durch diese Reformen enorm an Kraft. Die Stärke der EU ist darin begründet, dass sie auf potente Nationalstaaten zurückgreifen kann. Auch die Nationalstaaten wären bei weitem nicht so leistungsfähig, wenn sie nicht Teil dieser EU wären.

Das Binnenmarktprogramm, später die Einführung einer gemeinsamen Währung, des Euro, sowie die Erweiterungspolitik nach Osten haben eine wirtschaftliche Dynamik in Gang gesetzt, von deren Erträgen der heutige Wohlstand maßgeblich abhängt. Die EU konnte nicht nur Japan, sondern auch die USA in einigen Bereichen überholen. Der wirtschaftliche Erfolg war enorm; heute ist die deutsche Automobilindustrie mit der japanischen auf Augenhöhe und kann mit dieser ohne Weiteres konkurrieren, ja ist ihr sogar oft überlegen.

Fehlende internationale Wettbewerbsfähigkeit sowie Staatsversagen

Am Beginn des 21. Jahrhunderts wird wieder eine fehlende internationale Wettbewerbsfähigkeit sichtbar. Der EU fehlt in einer digitalen Wissensgesellschaft schlicht die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Sowohl in der Bildungs- als auch in der digitalen Infrastrukturpolitik haben Politiker in Deutschland und auf EU-Ebene diesen Wandel verschlafen. Es ist paradox: Obwohl der Neoetatismus sowohl auf EU-Ebene als auch in den meisten EU-Ländern dominiert, ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit durch Staatsversagen entstanden.

Das Binnenmarktprogramm von 1985 sowie die EU-Erweiterungsrunden haben zu einer enormen wirtschaftlichen Wachstumsentwicklung geführt. Weiterhin kam es durch die Freisetzung der Marktkräfte zu technologischen Fortschritten, so dass nicht nur die Autoindustrie eine ungewöhnliche Entwicklung nahm.

Die EU wurde in den 90er Jahren bei der Handyproduktion führend, so dass Nokia, Ericsson und Siemens am Anfang des Jahrhunderts weit über 50 Prozent, teilweise zwei Drittel der weltweiten Handyproduktion auf sich vereinten. Hardware und Software wurden von diesen Firmen geliefert. Weiterhin wurden die Standards bei den Mobilfunknetzen der ersten beiden Mobilfunkgenerationen ebenfalls von diesen europäischen Firmen gesetzt.

Mittlerweile ist Europa sowohl bei der Handyproduktion als auch bei den Netzwerken unbedeutend und wurde von zwei ehemaligen Entwicklungsländern, China und Südkorea, überholt. Der Ausbau der Kommunikationsnetze in der EU kann mit dem Netzausbau in Ostasien nicht mithalten. Vor allem in Deutschland ist er katastrophal, Deutschland steht in der EU beim Ausbau mit Glasfaserkabeln an vorletzter Stelle. Die für die Nutzung der Netze notwendige Hardware wird vor allem in Asien gebaut. Die Software für die Handys wird in den USA programmiert.

Der Staat kann sehr verschiedene Aufgaben erfüllen, die sich auf die Wirtschaft auswirken. Einmal als Regulierer, indem er Regeln für die Wirtschaft formuliert. Der Ordoliberalismus meint, dass dies seine einzige Aufgabe sein sollte. Der Staat kann aber auch als Anbieter von wirtschaftlichen Leistungen in Erscheinung treten, indem er mit staatlichen Unternehmen Wirtschaftsleistungen erbringt. Der Staat tritt ebenso als Nachfrager wirtschaftlicher Leistungen in Erscheinung. Vor allem in dieser Rolle hat er beim Übergang in die Wissensgesellschaft versagt.

Die europäischen Staaten und die EU haben weder in die digitale Infrastruktur noch in die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung investiert. Obendrein hat sich der Staat wie ein Wegelagerer verhalten. Die privaten Unternehmen mussten in zwei Jahrzehnten allein in Deutschland bei jeder Netzgeneration, d.h. fünfmal, Milliarden an den Staat für die Nutzung von Funkfrequenzen bezahlen.

Germany first am Beispiel der Gasversorgung

Die Doppelmoral der deutschen Politik nach Kohl, unter Schröder und Merkel, kann man am Beispiel der Energiepolitik sehr deutlich herausarbeiten. Anspruch und Wirklichkeit liegen in diesem Politikbereich seit zwei Jahrzehnten extrem auseinander. In Berlin reden nicht wenige wie Mutter Theresa und handeln wie Donald Trump. Deutschland gibt sich immer als Musterschüler, wenn es um europäische und internationale Zusammenarbeit geht. In der Gasversorgung betreibt Deutschland seit zwei Jahrzehnten eine solche Politik ohne Rücksicht auf die Interessen der EU- oder der NATO-Partner.

Zu Beginn des Jahrhunderts sahen die Pläne der EU vor, die Gasversorgung der EU zu diversifizieren. Es sollten zwei neue Pipelines gebaut werden, einmal die Nord-Stream-Pipeline und zum Zweiten die Nabucco-Pipeline. Letztere sollte Erdgas aus dem Kaspischen Meer über die Türkei bis nach Italien und Österreich bringen. Das erste Projekt wurde als Nord Stream 1 realisiert und 2011 eingeweiht, das zweite Projekt wurde aufgegeben. Danach wurden wieder zwei Projekte in Angriff genommen, Nord Stream 2 und South Stream. South Stream sollte Gas aus Russland durch das Schwarze Meer an die bulgarische Küste liefern und von da sollte eine Leitung nach Österreich, die andere bis nach Italien verlegt werden und alle südosteuropäischen Staaten mit Gas versorgen. Die Annexion der Krim durch Russland im März 2014 brachte diese Pläne durcheinander. Die EU verhängte deswegen gleich im März mehrere Sanktionen gegen Russland.

Die deutschen Befürworter des Nord-Stream-2-Projekts behaupten wahrheitswidrig, dass es sich um ein europäisches Projekt handelt. Die wichtigsten Organe der EU, Kommission, Parlament und Rat, haben sich nicht nur wiederholt gegen dieses Projekt ausgesprochen, sondern auch konkrete Maßnahmen beschlossen, um es zu verhindern. Deutschland hat jedoch in egoistischer Weise seine Interessen gegen die EU und die europäischen Partnerländer durchgesetzt.

Die süd- und südosteuropäischen Länder konnten dies nicht, obwohl neben Bulgarien, Griechenland, Ungarn und Österreich mit Italien auch eines der größten EU-Länder betroffen war. Im Juni 2014 leitete die Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren wegen South Stream gegen Bulgarien ein, das daraufhin die Arbeiten stoppte. EU-Kommissar für Energie war von 2010 bis September 2014 Günther Oettinger. Gegen Deutschland gab es kein Verfahren. Im Dezember 2014 beerdigte Putin das Projekt. Nun wird das Gas durch das Schwarze Meer in die Türkei gepumpt, Turkstream heißt die Pipeline. Eine Leitung soll von der Türkei nach Griechenland verlegt werden und soll irgendwann, sofern diese überhaupt fertig wird, Gas bis nach Italien und Österreich pumpen. Der europäische Teil dieser Pipeline heißt jetzt Tesla. Nun ist man auch von den Launen der Türkei abhängig. Damit wurde das Ziel einer unabhängigen Versorgung der EU von Deutschland mutwillig erschwert. Nicht Deutschland, sondern die EU-Partner in Südosteuropa zahlen den Preis. Deutschland wird aufgrund der Energie-, aber auch der Finanz- und Migrationspolitik teilweise völlig zu Recht als egoistischer Hegemon der EU wahrgenommen.

EU-Neoetatismus

Es gibt zwei Hauptkonflikte in der EU, einmal geht es um das Verhältnis Markt und Staat sowie zum Zweiten um das Verhältnis zwischen der supranationalen und der nationalstaatlichen Ebene.

Der von Merkel in Deutschland und der EU beförderte Neoetatismus sowie die einseitige Bevorzugung und Förderung der europäischen gegenüber der nationalstaatlichen Ebene haben entscheidend zum Brexit sowie zur Spaltung der EU geführt. Nicht nur Hurra-Nationalisten, sondern auch Hurra-Europäer haben zur Polarisierung der politischen Auseinandersetzung beigetragen. Merkel, ›der Kompromissmaschine‹, ist eben keine Balance in diesen für die EU entscheidenden Fragen gelungen.

Der Neoliberalismus hat nicht nur – wie oben hervorgehoben – seine Vorteile, sondern auch Schattenseiten, wie jede Politik. Als Reaktion etablierte sich nicht nur in Deutschland ein Neoetatismus, der möglichst alle Privatisierungen rückgängig machen will und den Staat als den entscheidenden Akteur sieht. Der Neoetatismus hat die EU die Marktführerschaft beim Mobilfunk- und Handygeschäft gekostet. Wichtig wäre eine Komplementarität zwischen Markt und Staat, so wie dies etwa im rheinischen Kapitalismus in Deutschland von 1949 bis 1990 der Fall war.

Wenn man sieht, wie hasserfüllt die EU oder Frankreich auf der einen und Großbritannien auf der anderen Seite sich wegen Kleinigkeiten angehen, erinnert das an den Zerfall der Sowjetunion oder Jugoslawiens sowie an das Buch von Christopher Clark Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog.

Merkel hat 16 Jahre lang als Schlafwandlerin die deutsche und europäische Politik bestimmt. Kein anderer europäischer Politiker hat einen so großen Anteil an der technologischen Rückständigkeit und am Zerfall der EU sowie Deutschlands.

Wiedervereinigung sowie Spaltung Deutschlands

Kohl ist die staatliche Wiedervereinigung gelungen. Trotzdem schaffte er es nicht gleichwertige Lebensverhältnisse in Ost und West herbeizuführen. Merkel hat die Spaltung Deutschlands nicht nur nicht überwunden, sie hat durch ihre vielen 180-Grad-Wenden in der Atom-, Finanz-, Verteidigungs-, aber vor allem in der Migrationspolitik diese noch verstärkt.

Bis heute gibt es keine adäquate, regelbasierte Einwanderungspolitik, weder in der EU noch in Deutschland. Mehr noch: Die Migrationspolitik ist die größte offene Wunde Deutschlands und der EU. Merkel hat am meisten zu diesem Manko beigetragen. In den ersten zehn Jahren ihrer Kanzlerschaft hat sie aus Opportunismus die weltfremde CDU-Politik, Deutschland sei kein Einwanderungsland, vertreten. Deutschland hat sich fast zwei Jahrzehnte hinter der Dublin-Regelung versteckt. Die Asylsuchenden mussten in dem Land die Anträge stellen, in dem sie europäischen Boden betraten. Da Deutschland nur an EU-Staaten angrenzte, war man in einer bequemen Situation. Dies wurde sehr asozial und egoistisch ausgenutzt. Die Hilferufe vor allem von Griechenland, Italien und Spanien wurden nicht erhört und die Toten im Mittelmeer kaum wahrgenommen, weder von Merkel, der deutschen Politik noch von der Öffentlichkeit; jahrelang gab es von deutscher Seite keine Solidarität.

2015 hat Merkel dann ohne Abstimmung mit den EU-Partnern, ja noch nicht einmal auf nationaler Ebene, eine 180-Grad-Wende vollzogen, von einem Extrem ins andere. Plötzlich hat sie eine linksextremistische ›No-Border-Politik‹ vertreten. Nun forderte Merkel Solidarität von den EU-Partnern und wollte die Migranten auf alle Länder verteilen. Länder, die diesen Schwenk nicht mitmachen wollten, wurden aufs übelste mit Moralismus traktiert. Staaten und Regierungen, die an den seit fast zwei Jahrzehnten geltenden Dublin-Regelungen festhielten, wurden diffamiert. So wurde Ungarn wegen des Baus einer Grenzmauer extrem attackiert, aber gegen die Grenzzäune, die Spanien vorher in den Exklaven Ceuta und Melilla errichtet hatte und an denen viele Menschen starben, hatte man jahrelang keine Einwände. Daher taugt die Migrationspolitik nicht, Merkel als prinzipienfeste Politikerin hinzustellen. Genau dieser Politikbereich zeigt den Zynismus Merkels. Weiterhin ist er ein Paradebeispiel dafür, dass es Merkel nur um Merkel ging. Dafür hat sie immer die Meinung vertreten, die für sie von Vorteil war, in der Migrationspolitik einmal eine rückwärtsgewandte, rechtspopulistische Parteilinie, dann surfte sie mit einer linkspopulistischen Meinung auf dem Zeitgeist.

Die Migrationspolitik hat nicht nur Deutschland weiter gespalten, sondern auch die Beziehungen zu den EU-Ländern Ungarn und Polen extrem belastet, ebenso zu Italien, Griechenland und Spanien. Sie hat auch ganz besonders das Verhältnis zur Türkei belastet. Mehr noch: Die Migrationspolitik hat sich zur Achillesferse Deutschlands und der EU entwickelt, vor allem, weil Merkel solch extreme Positionen vertreten, Maß und Mitte verloren hat sowie keine tragfähige Kompromisslösung in einem zentralen Politikfeld erreichen konnte. Eine regelbasierte Migration, wie sie etwa Kanada seit Jahrzehnten praktiziert, ist noch in weiter Ferne. Zurzeit entscheiden hauptsächlich Schlepperbanden, also das organisierte Verbrechen, welche Migranten nach Deutschland und in die EU kommen.

Das Verhältnis zu europäischen Partnern

Während Kohls Regierungszeit gab es sehr gute Beziehungen zu Frankreich, Großbritannien, Italien, Griechenland, Polen, Ungarn und der Schweiz. Kohl gelang es mit Margaret Thatcher, sicherlich der schwierigsten Premierministerin Großbritanniens, die EU zu erneuern. Merkel konnte keine Kompromisslösungen in schwierigen Fragen finden, so dass es zum Brexit kam. Die EU befindet sich nicht nur mit Großbritannien, sondern auch mit der Schweiz quasi unter ›friendly fire‹, zum Schaden aller. Die Beziehungen zu Italien und Griechenland sind seit Jahren so schlecht wie nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Das gleiche Bild bei Polen und Ungarn.

Auf den ersten Blick scheint das Verhältnis zu Frankreich großartig zu sein. Hier stimmt jedoch nur die Verpackung: Tolle Bilder mit sich herzenden Politikern und pathetische Reden zu jedem noch so nichtigen Anlass täuschen gekonnt die Öffentlichkeit. Neue europäische Impulse, von allen angemahnt, versanden vor allem aufgrund deutscher Weltfremdheit im Abseits. Dies fällt besonders in der europäischen Verteidigungspolitik auf. Der Zustand der Bundeswehr spricht für sich und eine Verteidigung ohne leistungsfähige Armee geht nun einmal nicht. Weiterhin geht es auch bei Rüstungsprojekten nicht voran, da in der Regel die deutsche Seite blockiert. Weitere grundlegende Differenzen, die jede Weiterentwicklung verhindern, gibt es in der Finanz- sowie in der Energiepolitik. Kurz: Der vielbeschworene deutsch-französische Motor der EU stottert seit Kohls Zeiten vor sich hin und hat keine nennenswerten zukunftweisenden Strategien auf den Weg gebracht. Was jedem auf den ersten Blick einfällt, ist die Spaltung der EU, insbesondere der Brexit, aber auch die vergiftete Art, wie verschiedene Länder jeweils in unterschiedlichen Politikbereichen gegeneinander agieren.

Das Verhältnis zur Sowjetunion, zu Russland und der Türkei

Vor allem aufgrund des NATO-Doppelbeschlusses war das Verhältnis zur Sowjetunion in den 80er Jahren extrem belastet. Hinzu kam, dass Kohl einen sehr diffamierenden Vergleich zwischen Gorbatschow und Goebbels vornahm. Trotzdem gelang es Kohl, mit Gorbatschow ein gutes Verhältnis aufzubauen. Die deutsche Vereinigung in Frieden wäre ohne diese Leistung nicht möglich gewesen. Nachdem die Sowjetunion 1991 von der Weltbühne verschwunden war, konnte Kohl zu dem neuen Machthaber im Kreml, dem russischen Präsidenten Jelzin, ein genauso hervorragendes Verhältnis aufbauen. Der Abzug der russischen Streitkräfte von deutschem Boden verlief ohne Zwischenfälle.

Mit Putin hatte Merkel einen erstmals extrem deutschlandfreundlichen Präsidenten als Verhandlungspartner. Im Gegensatz zu Kohl sprach Merkel fließend Russisch, sie besaß aber leider weder Empathie noch handwerkliches Können, um die deutsch-russischen Beziehungen auch nur annähernd so erfolgreich zu gestalten, wie das Kohl vermocht hatte. Mit Abstrichen gilt dies auch für die Beziehungen zur Türkei, auch diese befinden sich auf dem absoluten Tiefpunkt seit dem Zweiten Weltkrieg.

Merkel, die erfolgreichste Politikerin der 68er-Generation

In einem Zeitalter, in dem die Kommunikation einen so hohen Stellenwert besitzt, kommt es entscheidend auf süße Worte und weniger auf verantwortliche Taten an, Hauptsache man macht ›bella figura‹. Der 68er-Zeitgeist prämiert Spätpubertierende, d.h. Menschen, die den Sprung ins Erwachsenenalter nicht geschafft haben. Wichtig ist nicht der Inhalt, sondern die Verpackung. Hauptsache man vermeidet unschöne Bilder. Ästhetisierung und Emotionalisierung begünstigen Politiker, die vor allem darauf setzen Anstand zu zeigen, Haltung einzunehmen, Betroffenheit zu simulieren. Eine Empörungswelle nach der anderen wird fast täglich inszeniert. Wichtig ist vor allem das ästhetische und emotionale Erscheinungsbild und nicht die rationale Lösungskompetenz. Das Ergebnis ist eine extreme Polarisierung (Schwarz-Weiß-Denken), die zu einer Infantilisierung der Politik führt. Die schlechten Ergebnisse kann man am Beispiel der Außenpolitik von Merkel bestaunen.

Merkel ist die erfolgreichste Politikerin der 68er-Generation. Dieser Generation ist eine Revolution gelungen: Die bürgerliche Gesellschaft wurde in eine infantile Spaßgesellschaft (Hauptsache Spaß) verwandelt.

Eine bürgerliche, seriöse Gesellschaft zeichnet sich durch zwei grundlegende Eigenschaften aus. Einmal herrscht Evolution und keine Revolution. So wird das politische System aufgrund seiner Komplexität sowohl durch stetig-inkrementelle Verbesserungen (Kaizen) als auch durch Innovationen weiterentwickelt. Die augenscheinlichste Eigenschaft von Merkels Regierungsstil sind die 180-Grad-Wenden in wichtigen Politikfeldern, also ihr revolutionärer Stil. Sie hat das TINA-Prinzip (There is no alternative) genauso effektiv durchgesetzt wie vor ihr nur Margaret Thatcher. Mit dem Habitus einer sachorientierten, geerdeten Frau hat sie revolutionäre Projekte quasi aus dem Stand durchgesetzt und die Änderungen als alternativlos hingestellt.

Zweitens wird in einer bürgerlichen Gesellschaft zwischen Wichtigem und Unwichtigem strengstens unterschieden: Arbeit ist Arbeit, Schnaps ist Schnaps, so lautet ein deutsches Sprichwort, das die bürgerliche Sicht der Dinge auf den Punkt bringt. Der Schein, die bürgerliche Verpackung hat bei Merkel immer gestimmt. Dank eines exzellenten politischen Marketings konnte sie wie kaum ein anderer Politiker auf dem Zeitgeist surfen. Sie hat sich als prinzipienorientierte, sachorientierte und unprätentiöse Politikerin inszeniert und hat das Gegenteil praktiziert, wie ich hier am Beispiel der Außenpolitik gezeigt habe. Diese Politik, die mit dem Prädikat ›auf Sicht fahren‹ von einigen auch noch gelobt wird, hat jedwede Kontinuität und Verlässlichkeit zerstört. Im Ergebnis hat sie entscheidend zur Spaltung des Westens, Europas und Deutschlands beigetragen.

Kohl als Kanzler der Einheit, Merkel Kanzlerin der Spaltung

Kohl hat in schwerer Not, als der Sowjetblock dem Westen militärisch überlegen war, den NATO-Doppelbeschluss durchgesetzt und hat sich daher große Verdienste um die Einheit des Westens erworben. Unter seiner Führung wurde Deutschland ein verlässlicher Partner des Westens sowie eine wesentliche Säule der NATO. Er hat entscheidend zur Überwindung der ersten großen Krise des Westens nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen.

Kohl hat sich von den Russen, die damals ihren Imperialismus in sowjetischer Tarnung vollzogen, nicht täuschen lassen. Merkel hat Deutschland und die EU in eine sehr gefährliche Abhängigkeit zu Russland und China hineinmanövriert. Der Scherbenhaufen mit seinen dramatischen Folgen wurde für die überwiegende Mehrheit der Menschen im Westen erst im letzten Jahr sichtbar. Einzig die Osteuropäer, die jahrhundertelang vom russischen und jahrzehntelang vom sowjetischen Imperialismus geknechtet wurden, haben ein déjà vu.

Die Außenbeziehungen nicht nur zu den wichtigsten Partnern und Nachbarn Deutschlands waren bei seinem Rücktritt hervorragend, zu den USA, Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion/Russland, Türkei, Polen, Ungarn, Schweiz etc. Weiterhin gelang ihm an der Seite von Margaret Thatcher und François Mitterand die Überwindung der ersten Eurosklerose und eine tragfähige Weiterentwicklung und Vitalisierung der EU. Die deutsche Wiedervereinigung wäre ohne diese hervorragende außenpolitische Einbettung nie möglich gewesen, ja sie bildete geradezu die Voraussetzung dazu. Mit dem europäischen Binnenmarkt wurde der Grundstein für den heutigen europäischen Wohlstand innerhalb der EU gelegt, von dem diese auch heute noch zehrt. Von dieser Substanz hat Merkel 16 Jahre gut gelebt, mehr noch diese fast aufgebraucht. Kohl hat sich unbestreitbar große Verdienste um die Einigung des Westens, Europas und Deutschlands erworben. Merkel hat mit ihrer Politik enorm zur Spaltung des Westens, der EU und Deutschlands beigetragen.

Wo findet man von Merkel eingeführte politische Strategien, die die Zukunft Deutschlands, der EU oder gar des Westens verbessert haben? Fehlanzeige auf ganzer Linie! Die Verdienste Merkels findet man auf anderen Gebieten. Merkel ist einer der erfolgreichsten politischen Narzissten, die politisches Marketing sowie politische Macht fast in Perfektion ausübte, dabei die eigene Karriere immer vor das Land, den europäischen Kontinent, den Westen oder gar die eigene Partei stellte. Merkel hat schöne Bilder und noch schönere politische Lyrik fürs Poesiealbum produziert, sie hat in Deutschland, in der EU und im Westen ein politisches Trümmerfeld hinterlassen.

Die Beliebtheit von Merkel basiert in der Außenpolitik vor allem auf einer enormen Reisetätigkeit, bei der sehr schöne Bilder und noch schönere politische Phrasen und Sprüche, Politlyrik fürs Poesiealbum entstanden. Kohl mit seinen teilweise makabren Bildern (Handreichungen in Friedhöfen) konnte auf diesem Gebiet mit Merkel nicht mithalten.

Wenn man die Ergebnisse, nicht die Absichtserklärungen betrachtet, dann hinterlässt Merkel extrem schlechte Zustände. Die Beziehungen zu allen oben genannten Ländern sind schlecht, sogar wesentlich schlechter als zu Kohls Zeiten: Die EU ist gespalten und politisch insbesondere durch den Brexit gelähmt und hat enorm an Schlagkraft verloren. Die EU war neben den USA und Japan nach Kohl einer der bedeutendsten Akteure technologisch und wirtschaftlich. Mittlerweile ist die EU bei der Digitalisierung abgehängt und wurde von zwei Entwicklungsländern (China und Südkorea) überholt.

Angela Merkel hinterlässt nicht nur in der EU, sondern insgesamt in der Außenpolitik ein Trümmerfeld: Anspruch und Wirklichkeit stehen in keinem angemessenen Verhältnis, sondern sind himmelweit voneinander entfernt. Merkel hat aus Deutschland einen unzuverlässigen Kantonisten des Westens gemacht. In der NATO ist Deutschland mittlerweile der größte Trittbrettfahrer mit einer Witzarmee. Nicht nur in der Sicherheitspolitik, sondern auch in der Energie-, der Finanz- sowie der Migrationspolitik hat sie 180-Grad-Wenden hingelegt, die zur Spaltung des Westens, der EU und Deutschlands führten.

Fazit: Kohl war der größte deutsche Staatsmann. Merkel die größte deutsche Staatsschauspielerin.

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