Ulrich Siebgeber - ©LG
Ulrich Siebgeber
Vergessen hilft. Aber nicht wirklich.
 

 

Siebgebers Kolumne entstand in den späten Jahren der Merkel-Herrschaft, die geprägt wurden durch ein Klima des politischen Konformismus und der Zuspitzung gesellschaftlicher Differenzen nach dem Motto Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich und muss aus der öffentlichen Debatte entfernt, zumindest unsanft an den Rand gedrängt werden. Gleichzeitig wurden politische Entscheidungen getroffen, deren Brisanz für jeden Einsichtigen offenlag und deren verheerende Auswirkungen das Land gegenwärtig nach und nach zu spüren beginnt.
Siebgebers Aufzeichnungen enden am 8. Mai 2020. Zusammengefasst und nach Themen geordnet lassen sie sich nachlesen in dem Buch Macht ohne Souverän. Die Demontage des Bürgers im Gesinnungsstaat, das 2019 erschien und nebenher das Pseudonym, besser, die literarische Maske des Autors aufdeckte. Im Land der Masken wirkt dergleichen Mummenschanz ohnehin wie aus der Zeit gefallen. Was nicht gegen ihn sprechen sollte.
Ulrich Schödlbauer

Von Ulrich Siebgeber

Nicht alles, was öffentlich sein will, ist auch öffentlich, nicht allem, was privat bleiben möchte, gelingt es, das Licht der Öffentlichkeit vermeiden. Facebook ist eine seltsame Öffentlichkeit, weltweit und voller Geheimnisse.

1.

Sehr geehrter Herr ***,

wir sind nun bereits so lange Facebook-Freunde ( hin und wieder lese ich Ihre teils traurigen, teils spöttischen Einträge), dass ich Sie gerne ein paar Dinge fragen möchte. Haben Sie einmal in einem anderen europäischen oder nichteuropäischen Land gelebt? Können Sie Vergleiche zu anderen Ländern ziehen, wenn Sie sich über Ihre deutsche Lebensumgebung mokieren?

Ich frage das nicht aggressiv, sondern aus Interesse. Ich liebe England, Frankreich, die Niederlande, Italien, Schweden. Warum schreibe ich das? In jedem dieser Länder bin ich gelegentlich als Deutscher angegangen, Ihre Facebook-Freunde würden vielleicht schreiben: rassistisch angepöbelt worden. Sagen wir: Ich habe dort Szenen erlebt, die nicht so prickelnd waren. Dennoch habe ich mich in jedem dieser Länder wohlgefühlt, habe Freunde und verständige Leute gefunden, habe begriffen, was es heißt, unter Menschen unterschiedlicher Nationalität, Mentalität und sozialer Herkunft zu leben.

Ich weiß nicht, wie Sie sich verstehen: als in Deutschland lebender Türke, als türkischer Deutscher, als Deutscher türkischer Herkunft oder als deutscher Türke? Wie immer Sie sich entschieden haben: All das nimmt Einfluss darauf, wie Sie Ihre deutschen Mitmenschen sehen und, nicht zu vergessen, wie Sie von ihnen gesehen werden.

Wenn ein Deutscher, wie Sie schreiben, zu Ihnen sagt: »Ich mag keine Türken, aber ich mag Sie«, dann können Sie ihn fragen: »Wann waren Sie das letzte Mal in der Türkei?« Und wenn er Ihnen antwortet: »Schönes Land, gastfreundliche Leute«, dann wissen Sie Bescheid. Sie wissen, dass er zu der Minderheit von Deutschen gehört, die die türkische Einwanderung nach Deutschland ablehnt. Sie werden ihn nicht ändern können und er wird Sie nicht ändern wollen.

Falls Sie ihm sympathisch sind, können Sie sagen: »Politisch sind wir unterschiedlicher Meinung, aber menschlich ist die Sache in Ordnung.« Vielleicht lehnen Sie ihn ab, dann können Sie sich fragen warum. Lehnen Sie ihn als Person ab, weil er Ihnen unsympathisch ist? Lehnen Sie ihn als Deutschen ab, weil Ihnen Deutsche unsympathisch sind? Lehnen Sie ihn ab, weil Sie ihn, sagen wir, für einen Rassisten halten?

Das schreibt sich schnell so hin, nicht wahr? Betrachten Sie sich vielleicht als Vertreter einer türkischen Rasse? Betrachten Sie ihn vielleicht als Vertreter einer deutschen Rasse? Sie zögern? Woher diese Rassephantasien?

Also: was ist los? Ist es der Fremdenkoller, der jeden Menschen gelegentlich einholt und dazu führt, dass selbst gebildete Leute hin und wieder der Schmähsucht verfallen? Wie viele Deutsche (im angedeuteten Sinn) kennen Sie? Leiden Sie darunter, die falschen zu kennen? All das wäre möglich. Es wäre menschlich. Vielleicht möchten Sie darüber reden. Vielleicht auch über etwas anderes; ich weiß es nicht, aber ich würde es gern erfahren.

2.

Sie schreiben, Sie kennen sich ganz gut in den EU-Ländern aus und nirgends hätten Sie so viel Rassismus erfahren wie in Deutschland. Sie sehen Deutschland in vergangene Verhaltensmuster abdriften. Daneben schreiben Sie, dass Sie in Deutschland leben und sich im Kreise der Ihren wohlfühlen. Sie wollen über Erfahrung reden und die Menschen zum Denken anregen. Sie halten mich, den Sie nicht kennen, für jemanden, bei dem das ›ja‹ funktioniert zu haben scheint.

An dieser Stelle könnte ich, wie Sie vielleicht erwartet haben, schreiben: Kein Problem. Ich habe jedoch eins. Mag sein, dass ich Sie verstehe. Ich möchte aber verstehen, was ich verstehe, wenn ich Sie verstehe.

Thema Alltagsdiskriminierung: Es gibt die offene, brutale Diskriminierung, sprich Zurücksetzung, gegen die man sich verbal oder per Anwalt zur Wehr setzen kann. Über sie rede ich nicht. Schreiben Sie mir, wie viele Prozesse Sie geführt und verloren haben, und ich höre Ihnen zu. Daneben gibt es die versteckte, die man mehr erahnt und empfindet als erkennt. Man hat praktisch keine Chance, sich gegen sie zur Wehr zu setzen. Eben deshalb wird man dünnhäutig und beginnt sie dort zu empfinden, wo sie gar nicht existiert.

Beispiel: Ich kannte ein junges Paar, er eingewanderter Indonesier mit deutschem Pass (hätte sich nie als Deutscher bezeichnet), sie Deutsche aus der Provinz, beide in einer deutschen Großstadt lebend. Wann immer ich die beiden traf, hörte ich, und zwar aus ihrem Mund, wie schlimm so ein Ausländerleben (!) in Deutschland sei, wie man auf der Straße angestarrt werde usw. Redete ich mit ihm, so merkte ich, dass er sich erst angestarrt fühlte, seit sie ihn darauf aufmerksam machte, ihm selbst wäre es nicht aufgefallen.

Ein paar Jahre später (er arbeitete mittlerweile in einer großen Firma) hörte ich ihn sich lautstark darüber beklagen, dass die Führungspositionen der Firma den ›Deutschen‹ vorbehalten seien. Da ich sein Examen kannte, wunderte ich mich über sein Selbstbewusstsein, aber verstand, dass er litt, weil er die Erwartungen seiner Frau nicht erfüllte. Wieder ein paar Jahre später hatte er alles erreicht, was er wollte, die Anspannung schwand und sein Deutsch verschlechterte sich. So stellte er die Differenz zwischen sich und den ›Deutschen‹ (er hatte immer noch einen deutschen Pass und verstand sich inzwischen als Chinese) wieder her. Man kann auch sagen: Sie hat ihm ein Leben lang als Kompass gedient. Auf die Idee, sich als Deutscher zu fühlen, kam er keine Sekunde. Dabei hätte ihn diese Sekunde vielleicht etwas lehren können: dass nur der, der sich mit einschließt, das Leben der Gruppe, sei sie Minderheit oder Mehrheit, begreifen und leben kann – falls er es will.

3.

Sie fragen zurück, warum sich jemand als Deutscher sehen muss, damit er hier ohne Diskriminierung oder Rassismus leben kann. Sie sprechen vom Konformitätsdruck der Mehrheit, der Pöbelei in den Medien und der Missachtung Ihrer Werte. Sie führen die öffentliche Verteufelung des Fußballers Mesut Özil als Beispiel an und fragen mich: Wenn Sie sich schon nach der Lektüre von ein paar Threads unwohl fühlen, wie würden Sie in meiner Haut reagieren?

Ich hoffe nachdenklich.

Unwohl indessen, da gebe ich Ihnen recht, fühle ich mich schon. Sie fragen, wie es Menschen ergeht, denen das tägliche Quantum an Feindseligkeit, Dummheit, Arroganz und Unwissenheit aus den Medien entgegenschlägt. Sie fragen nicht, wie es mir dabei ergeht. Ich will es gerne sagen: Ich finde die Rasanz, mit der sich die Öffentlichkeit dieses Landes (und mit ihr die Bevölkerung) in feindselige Blöcke zerlegt, ebenso schauderhaft wie besorgniserregend: Wehe dem, der den Hass schürt, den zu bekämpfen er vorgibt! Wenn ich Ihre Beiträge lese, dann frage ich mich: Sprechen sie von Alltagskonflikten und ihrer Bewältigung? Oder drehen sie mit an der Eskalationsschraube? Arbeiten sie daran mit, das Land für alle lebbar zu erhalten, oder heizen sie, willentlich oder nicht, einen Konflikt mit an, der es zerreißen wird? Das ist die erste aller Fragen.

Nun zum Fußballer Özil. Ich weiß nicht, ob Sie seine Erklärung an die Welt gelesen haben, in der ein paar Anwälte in bestem Englisch erklären, wie sehr er sich vom Land seiner Erfolge verfolgt sieht, und dass ihm nun nichts anderes übrigbleibt, als die fälligen Konsequenzen zu ziehen. Haben Sie bemerkt, wie sehr sie den Papieren ähnelt, die Scheidungsanwälte aufzusetzen pflegen, während die tief gekränkte Gattin bereits mit einem anderen im Bett liegt? Dieser andere, Sie werden es in den letzten Tagen vielleicht bemerkt haben, ist der türkische Präsident, dessen Namen wir uns hier schenken können.

Die türkische Regierung verfolgt, seit die Aussicht auf den EU-Beitritt der Türkei verflogen ist und an ihre Stelle der Anspruch auf Führung der islamischen Welt trat, gegenüber Deutschland eine ganz spezielle Agenda, über die wir uns hier nicht unterhalten müssen. Wenn ein deutscher Nationalspieler, gleich welche Wurzeln er für sich reklamiert, sich zur Audienz bitten lässt und öffentlich posiert, dann ist das eine politische Handlung, die wohl überlegt sein will. Mit Integration, gelungen oder nicht, hat das herzlich wenig zu tun.

Überhaupt Integration: dieser Ausdruck stammt aus der Gruppentherapie und dort gehört er auch hin. Herr Özil mag in seine Mannschaft gut integriert sein, d.h., er weiß, zu wem er flanken muss und wann er mit den Kameraden einen heben gehen sollte. Gesellschaftlich sagt der Ausdruck nur: nicht straffällig, verfügt über eigenes Einkommen. Wenn einer etwas tut und dafür von den Medien zerrissen wird, dann nützt ihm sein Integriertsein gar nichts. Wäre dem nicht so, dann wäre im Moment auch ein Horst Seehofer ein Beispiel für verfehlte Integration.

Warum schreibe ich das? Weil hier der Rassismus-Vorwurf ins Spiel kommt. Rassismus, Sie wissen es sicher, ist ein Kind des darwinistisch verklärten Kolonialismus. Zwischen Deutschen und Türken, man mag das bewerten wie man will, gibt es kein Rassismus-Problem, höchstens ein Hochmuts-Problem, und zwar auf beiden Seiten. Zu Kolonialzeiten waren beide Länder Reiche, zwischen denen ein herzliches Einvernehmen bestand. Dieser allzu durchsichtige Rassismus-Vorwurf stammt aus den Giftküchen der Politik und dort sollte er auch bleiben. Dass ein Teil der heutigen Deutschen ihn sich so bereitwillig anzieht, liegt vermutlich daran, dass sie darauf trainiert sind, ein neues ’33 zu verhindern – in Berlin oder am Bosporus, wissen sie selbst nicht so genau. Dass letzteres eine türkische Seele kränken kann, verstehe ich. Die Gründe sollten auch Sie verstehen.

Und was den Islam angeht: da ist viel Pfeifen im Walde, sprich: Angst. Angst, vor dem, was umgeht. Angst vor dem, was kommt.

4.

Die Leute haben Angst. Was daran ist ›diskriminierend‹? Wenn ich meine Wohnung verlasse und über eine Brücke gehe, sehe ich an der Ufermauer in riesigen Lettern aufgesprüht das Wort Daeş (für Graffiti-Unkundige gleich zweimal, der Deutlichkeit halber). Jeder, der über die Brücke geht, liest das. Zwei Brücken weiter befindet sich ein unscheinbarer Gedenkort, eingerichtet für die Toten einer dieser Lkw-Attacken, Sie wissen schon.

Sie wissen schon – genau so ist dort das Gedenken gehalten: Nur keine Täter nennen! Nur keine Schuldigen! Das könnte gewisse Leute, nun, sagen wir, verschnupfen. Sie werden sagen: Was geht das meine Religion an? Ich weiß es nicht, da ich Ihre Religion nicht kenne. Vermutlich nichts.

Wenn allerdings in der Welt, in der diese Religion, sagen wir, das Sagen hat, Christen Straßenkiller losschicken und Attentate am Fließband verüben würden, und ein Christ höbe in Ihrem Beisein die Arme: Was geht’s mich an, dann … Sie verstehen schon. Auch ich würde Sie verstehen. Wir müssten beide schlucken und verstehen, dass diese Angst in der Welt ist. Wir befänden uns auf einer Seite.

›Phobie‹ heißt ›Angst‹. Medien, die keine Skrupel besitzen, dem Gros ihrer Mitmenschen ›Rassismus‹ zu unterstellen – den sie nicht einmal definieren könnten –, übersetzen es aber in diesem speziellen Fall mit ›Hass‹. Warum? Weil es christlich ist, gegen den Hass zu predigen. Die Kirchen sind leer, aber die Prediger gegen den Hass haben alle Hände voll zu tun. Aber: Unterstellen Sie einem Mitmenschen, den die Angst plagt, Hass, und sie werden diesen Mitmenschen, gleichgültig, welchen ›Wurzeln‹ er sich verpflichtet fühlt, nach und nach in Rage bringen. Voilà, der Hass!

Aber das ist schon ein Thema von vorgestern. Heute muss man einen gerade noch umjubelten Spitzenfußballer vor ›Rassismus‹ schützen. Warum? Weil ein paar Propagandaleute es so beschlossen haben? Weil es leichter ist, gegen den Hass zu predigen, als sein Gehirn einzuschalten und darüber nachzudenken, was da gerade gespielt wird? Weil ein paar Leute Probleme mit ihrem Land haben? Weil es leichter ist, Menschen, die vielleicht unter Zurücksetzung leiden, vielleicht auch nur unter schlechter Verdauung oder einem Übermaß an Fußball- oder Diaspora-Patriotismus, gegen ihre Mitmenschen aufzuwiegeln, die weiterhin mit ihnen Geschäfte machen oder den Arbeitsplatz teilen oder am Abend mit ihnen ein Bier trinken wollen?

Aufwiegeln geht einfach, abwiegeln schwer. Vor allem: Es bleibt immer etwas zurück. Sie schreiben von den Narben, die Diskriminierung in Ihnen zurückließ. Doch haben Sie sich die Mühe gemacht zu begreifen, was in solchen Momenten geschah? Nein? Warum nicht? Weil Sie empört waren? Weil Sie sich diskriminiert fühlten und dieses Gefühl in Ihnen kochte? Weil es noch immer kocht? Sehen Sie: So sind die Leute.

So sind die einen. Die anderen… Wissen Sie, es gibt immer andere. Unter 80 Millionen können Sie sich alles aussuchen, was Sie meinen. Jahrelang musste ich, wie Millionen von Mitmenschen, jede Woche eine Autobahnbrücke passieren, an der, ähnlich groß, ähnlich deutlich zu lesen stand: Deutschland verrecke. Die Leute, die das schrieben, stellen sich heute schützend vor ›Muslime‹. Ohne Artikel, ohne weiteren Zusatz.

Haben Sie ihnen den Auftrag erteilt, sich schützend vor Sie zu stellen? Vielleicht nehmen sie Ihnen die Sicht auf das, was gerade vorgeht. Dann sollten Sie sie freundlich bitten, ihrer Wege zu gehen. Sie brauchen ihren Schutz nicht. Wenn es aber Ihrer Eitelkeit schmeichelt, beschützt zu werden (oder dem Ressentiment, siehe oben), dann sollten Sie bedenken, dass hier, gerade an dieser Stelle, der Weg in die Unfreiheit beginnt.

Welche Unfreiheit, mögen Sie fragen, ich bin ein unabhängiger Mensch und frei in meinen Entschlüssen.

Wie ist das, wenn Ihnen jemand die freie Sicht auf die Dinge nimmt? Wenn seine losen Reden Sie dazu verführen oder sogar nötigen, Vokabeln zu benutzen und Dinge zu sagen, die Ihnen vorher nicht in den Sinn gekommen wären?

Woher kommt diese Macht? Weil er Fremdschämer ist und Ihrer Schwäche schmeichelt? Oder weil ein Patriot es vorzieht, in einem fremden Land zu leben, das Patrioten nicht mag? Weil sein Boss die Mittel hat, eine Arena zu mieten und darin heiße Reden zu führen? Weil er clevere Anwälte hat, die wissen, worauf Journalisten und Funktionäre scharf sind? Oder weil er für eine Zeitung schreibt, deren Besitzer gern solche Sätze liest? Wie auch immer, es ist seine Macht über Sie. Wer immer es sei.

5.

Ich habe weitergedacht, während Sie schwiegen. Gerade lese ich, was ein anderer in unsere Korrespondenz hineinschrieb: »Bla bla bla, am Ende seid Ihr doch nur Heuchler und Besserwisser!« Wir wären also am Ende? Meint er Sie, meint er mich? Ich lese seinen Namen und denke: Er meint mich. Nein, er meint nicht mich, er meint meinesgleichen. Ist das gerecht? Es ist realistisch, so zu denken. Es ist realistisch, zu denken, dass es Leute wie ihn gibt – auf beiden Seiten des Kanals. Wenn einer den Kanal voll hat, soll heißen, sich genervt von einem Land distanziert, weil er seine Bewohner für rassistische A***er hält: Wie viele ›Erlebnisse‹ braucht es, um ihn dahin zu bringen? Eines pro Tag? Pro Woche? Pro Monat? Pro Jahr? Irgendwo dazwischen, werden Sie sagen. Aber: Wie viele ›Interaktionen‹ insgesamt hatten Sie mit einem von denen pro Tag? Wie viele pro Woche, pro Monat, pro Jahr? Wie ist das Verhältnis? Wer ist in diesem Augenblick der Rassist?

Ich lade Sie zu einem Gedankenexperiment ein. Suchen Sie sich zu Ihrem nächsten Zwiegespräch unter Gleichgesinnten jemanden aus, der in Ihren Augen die Seite gewechselt hat und ›sich als Deutscher versteht‹. Lassen Sie Ihre Erlebnisse stecken und fragen Sie ihn nach den seinigen. Ich wette: Die Chancen stehen gut, dass er Ihnen von seinen Erlebnissen mit ›Ausländern‹ erzählt. Sie werden mit einigem Missmut feststellen, dass er mit besonders schmerzlicher Liebe bei solchen mit ›schlecht integrierten Türken‹ verweilt. Warum der Missmut? Weil Sie sich in diesem Augenblick als gut integriert empfinden und es Sie stört, dass ein Mensch, dem Sie sich verbunden fühlen, das Bild trübt, das Sie von sich und Ihresgleichen verfertigt haben. Wäre er ›Deutscher‹ nach Ihrem Sinn, Sie würden ihn umstandslos einen Rassisten nennen und das Gespräch abbrechen. Er ist aber Ihresgleichen, jedenfalls betrachtet er Sie als seinesgleichen, sonst würde er nicht so vertraulich mit Ihnen plaudern. Sicher könnte er auch ›Erlebnisse‹ in Ihrem Sinne zu Besten geben. Aber er wüsste vermutlich nicht, warum er das tun sollte, es sei denn, er fühlte Ihren Schmerz und fischte nach etwas, das er mit Ihnen teilen kann.

Trösten Sie sich: es gibt auch andere Beispiele.

Nein, es ist nicht gleichgültig, für welche Seite wir uns entschieden haben. Es durchtränkt unsere Wahrnehmung, es füttert unseren Stolz, es lässt uns bestimmte ›Erlebnisse‹ haben und andere nicht. Warum nicht? Weil wir sie ausschließen – durch unser Auftreten, durch unsere Wahrnehmung, durch Ja und Nein, durch die Art, wie wir Informationen ›verarbeiten‹. Was den einen tödlich beleidigt, findet der andere komisch. Wenn ich Ihre Threads lese, dann finde ich beides. Doch eigentlich finde ich nichts von beidem. Vieles von dem, was Sie berichten, möchten Sie komisch finden, aber auf dem Weg nach draußen schaltet sich der innere Zensor ein und verwandelt Ihre Rede in bitteren Hohn. Brauchen Sie das? Wer braucht das? Wer kann das brauchen? Wem kommt es zupass? Wessen Stimme flüstert Ihnen unentwegt zu: Weiter so, gib’s ihnen, sie haben es verdient?

6.

Ein Bekannter erzählt mir, er sei kürzlich in eine neue Stadt gezogen und habe ein hässliches Erlebnis gehabt. Ein Türke – ›älteres Semester, gepflegtes Äußeres, scheinbar bestens integriert‹ – habe seine Frau in einem vollbesetzten Bus mit verbalem Unflat traktiert und ihr Gewalt angedroht, falls Sie sich nicht für eine Zufallsberührung bei ihm entschuldige. Er selbst, der dazwischengegangen sei, sei von dem Mann tätlich angegangen worden, während die Umstehenden in tiefes Schweigen verfallen seien: »Du weißt, bloß kein Ärger mit denen, das kennt man ja.«

Was denkt man, was habe ich während dieses Berichts gedacht? Bevor ich mein Aussehen änderte – aus Gründen, die nicht hierher gehören –, wurde ich manchmal auf der Straße auf Türkisch angesprochen – von Türken, die in mir einen ›Landsmann‹ zu erkennen glaubten. Das ist eine Weile her. Man war in Deutschland und Deutscher oder Türke. Heute glaube ich hin und wieder Türken in der Menge zu erkennen, so wie ich gelegentlich Schweden oder Italiener zu erkennen glaube. Jeder weiß, wie weit man damit daneben liegen kann. Der ›Italiener um die Ecke‹ ist Portugiese. Eigentlich kommt er aus Tunis. In Ihren Augen ist er vielleicht ein ›Deutscher‹.

Wird jemand, an dem mir liegt, öffentlich angegangen, schärft sich der Blick, ohne dass einer deshalb mehr über den anderen wüsste. Erlittene Aggressivität verstärkt den Eindruck von Fremdheit und verlangt klare Zuordnung – die im Polizeiprotokoll, falls es denn dazu kommt, oft rasch wieder zerfällt. Wir alle leben mit Anmutungen, die aus Zeiten stammen, in denen dergleichen überlebenswichtig war, manchmal sind sie es noch heute. Man lässt sich nicht für dumm verkaufen, außer, es gibt dafür Entschädigungen oder einen kleinen Bonus. Dann allerdings…

Keine dieser Anmutungen lässt sich auf ›pure Wirklichkeit‹ eingrenzen, keine kommt ›von Natur‹. Wenn ich das Benehmen dieses Kerls befremdlich finde, dann bin ich mit ihm ›in der Fremde‹, das heißt, ich befinde mich auf ungewohntem Terrain. Gleichzeitig bin ich zu Hause, das heißt, in einer Umgebung, in der meine Maßstäbe gelten. Diese Spannung wird sich irgendwie lösen, sei es durch einfachen Wechsel der Situation, sei es durch kluges, abwägendes Handeln, sei es durch eine unbedachte, schwer zurückzuholende Äußerung mit Konsequenzen, die besser vermieden worden wären, sei es durch Schlimmeres. Bewege ich mich im fremden (oder als fremd empfundenen) Land und mir passiert spiegelverkehrt dasselbe, dann werden schlummernde Ängste geweckt und irgendwo spannt sich das zum Kampf herausgeforderte Tier.

7.

Mein Gedankenexperiment ist noch nicht zu Ende. In einem Ihrer Threads mokieren Sie sich über Deutsche, die nicht damit umgehen können, wenn ›Ausländer‹ ihre Sprache beherrschen, dass sie gebrochen Deutsch zu reden beginnen und dabei mit Händen und Füßen herumfuchteln.

Mein Vorschlag: Postieren Sie sich eine Zeitlang an einer Baustelle und hören (und sehen) Sie zu, wie eingearbeitete Ausländer – so sie denn welche sind – unter den Arbeitern sich mit den erkennbar aus anderen Erdteilen stammenden Neukollegen verständigen. Visitieren Sie die Baustelle ein paar Wochen später und Sie werden feststellen: Die damals Neuen können’s jetzt auch. Es ist kein ›deutsches‹ Geheimnis dabei.

Verkehren Sie von gleich zu gleich mit gutgestellten Geschäftsleuten, so bemerken Sie, dass sie jede Andeutung eines Verhaltens vermeiden, das den Partner als ›anders‹ ausgrenzen könnte. Haben Sie es mit einem Professor zu tun, so wird er sie womöglich mit einem Übermaß an Fragen traktieren, die nicht zum Zweck der Zusammenkunft passen, ihm aber erlauben, ›sich ein Bild zu machen‹.

Sie wissen, was ich damit ausdrücken möchte?

Nun das Experiment: Halten Sie sich selbst dazu an, sich bei jedem ›Erlebnis‹ mit Deutschen, wie Sie es bisher nannten, zu fragen: Aus welcher Schicht stammt diese Person? Mit welchen ›Ausländern‹, ›Migranten‹, ›Andersstämmigen‹ hat sie es in der Regel zu tun? Wieviel von dem Verhalten, das mir so sauer aufstößt, ist nicht bloß Aktion, sondern – falsch adressierte – Reaktion oder könnte es sein? Wie würde sie mit jemandem umgehen, den sie für ihresgleichen hielte? Notieren Sie neben jedem Ihrer ›Erlebnisse‹ stur Alter, Beruf, soziale Herkunft (soweit erkennbar). Nach einiger Zeit werden Sie feststellen: Jetzt sehe ich klarer.

Geben Sie, bitte, nicht auf. Notieren Sie neben jeden Namen die vermutete regionale Herkunft des ›Täters‹: Bayern, Hessen, Schwaben, Sachsen, Thüringen, Friesland. Siehe da: Jetzt sehen Sie klarer.

Machen Sie, wann immer möglich, die Gegenprobe, fragen Sie nach den ›Wurzeln‹, notieren Sie: Bayern, Apulien, Franken, Serbien, Montenegro, Sauerland, Slowenien, Ostpreußen, Polen (aber vor dem Ersten Weltkrieg). Siehe da: Jetzt sehen Sie klarer.

Letzte Probe (es soll nicht in Folter ausarten): Fragen Sie, wann immer Sie sich verletzt, beleidigt, verunglimpft fühlen, nach den musikalischen Vorlieben Ihres Gegenübers und notieren Sie, was Sie hören (ich erspare mir die Aufzählung). Wunder der Musik: Jetzt, endlich, sehen Sie klar.

Geben Sie nicht auf. Schreiben Sie einen Brief an den Spiegel, die taz, die Süddeutsche, die Zeitung Ihrer Couleur und berichten Sie, was Sie über Rassismus in Deutschland herausgefunden haben. Gehen Sie systematisch vor und schreiben Sie getrennte Briefe: einen über Ihre soziologischen, einen über Ihre landeskundlichen, einen über Ihre ethnologischen, einen über Ihre musikalischen Forschungen und warten Sie ab.

Was, glauben Sie, wird passieren? Nichts, sagen Sie. Das sage ich auch. Dann schreiben Sie sich Ihren ganzen Groll gegen die ›Deutschen‹ von der Seele und siehe da: eine Welt von Gleichgesinnten öffnet sich Ihnen und Sie fühlen sich endlich daheim. Es sei denn, ein ungutes Gefühl macht sich dabei bemerkbar. Aber, wie der Ochs zum Bauern zu bemerken pflegt: Was soll’s.

8.

Sie schreiben mir: »Heimat ist kein Ort, Heimat ist dort, wo das Herz ist. Das ist weder die Bundesregierung noch ist es ein Stück Erde.« Das ist gewiss richtig. Aber es ist, bezogen auf meine eingangs gestellten Fragen, nicht die ganze Wahrheit. Hätten Sie kein Problem mit der Wahrheit, so hätten Sie mir geschrieben: Ich pfeife darauf, Türke oder Deutscher zu sein. Ich bin, der ich bin, der Mann meiner Frau, der Vater meiner Kinder, der Freund meiner Freunde, ich mache Geschäfte, wo es mir passt und es ist mir gleichgültig, wo ich lebe. Das alles haben Sie nicht geschrieben, aus dem klitzekleinen Impuls heraus, dass jeder, der lesen kann, auf Ihrer Facebook-Seite etwas anderes zu lesen bekommt. Sie sind einer, der stolz darauf ist, Türke in Deutschland, Türke unter Deutschen zu sein.

Zumindest wollen Sie, dass es so aussieht: Es soll ›cool‹ sein. Cool unter Deutschen sein heißt, wie die Dinge liegen (siehe taz, Spiegel, Süddeutsche etc.), sich nicht damit erwischen zu lassen, ein angepasster, ein ›assimilierter‹ Deutscher zu sein.

In einem Wald voll unangepasster Deutscher mit mindestens einem migrantischen Hintergrund (keine Bange, ich habe auch einen) ein angepasster Deutscher zu sein, das ist nicht allein uncool, es ist auch unklug, weil man damit aller Achtung verlorengeht, die man im Leben so dringend benötigt. Man ist umgeben von patentiert deutschen Freunden, die einen aufmuntern, doch gefälligst man selbst zu sein: Was soll einem da schon einfallen, wenn nicht die andere Herkunft?

Wie viele Menschen leben in der Türkei? Wie viele Türken und solche, die sich gern dafür halten, leben auf diesem Planeten? Viele, sehr viele, unüberschaubar viele, die meisten von ihnen würden Sie keines Blickes würdigen: Kennen wir uns? Wo kommen Sie denn her? Darin also besteht Ihr unangepasstes Selbstsein: Türke zu sein.

Ich habe auf Ihrer Seite (nicht von Ihrer Seite) verächtliche Dinge über die ›Assimilierten‹ gelesen, allen voran das ›Schoßhündchen‹ der aufgeschlossenen Deutschen, Cem Özdemir. Warum eigentlich? Weil ein assimilierter Türke ein Türke weniger ist? Ein Türke weniger an Ihrem zusammengebastelten Groß-Ego? Was schert das Ihre ›Freunde‹? Ich mag, angesichts all dieser ›Freunde‹, nicht über eingebildeten ›Rassismus‹ und Rassismus der Einbildung mit Ihnen reden.

Reden wir lieber über das Ersatz-Ego all derer, die zwischen Baum und Borke sitzen und sich nicht entscheiden können, weil auf beiden Seiten Vorteile winken, derer man im Ernstfall verlustig geht: die Herkunft. Bewohner zweier Welten zu sein, das ist eine alte christliche Vorstellung, die aus der Philosophie in die Theologie und zurück in die Philosophie fand und von dort ins Portefeuille der europäischen Großraumplaner. Was geht es Sie an? Was geht es uns beide an? Alles und nichts. Alles, weil es eine Erfahrung ausspricht, die keinen, prägend oder nicht, im Leben auslässt, nichts, weil es einen dort, wo es ums Ankommen geht, nichts angehen darf, will man nicht das Beste versäumen.

9.

Heimat, diese Art zusammengebastelter Heimat, ist nicht alles, sonst gäbe es nicht die Erfahrung des Exils. Diese Erfahrung besteht nicht darin, auf schlechte Menschen zu treffen. Wer das glaubt, dem ist in diesem Leben ebenso wenig zu helfen wie in einem anderen. Die meisten Menschen leben in kleineren oder größeren Schmäh-Gemeinschaften. Einigen tut es gut, sie reden sich ihre Verletzungen von der Seele, bei andern eitert’s und fertig ist das Malheur.

Ankommen heißt nicht, die Fahrpläne zu kennen und pünktlich auszusteigen. Ankommen heißt… Lassen Sie mich noch eine Anekdote erzählen. Als Student packte ich eines Tages meine Bücher in den Kofferraum, fuhr über den Brenner und mietete mich in einer toskanischen Stadt ein, die so sehr Renaissance war, wie ich es mir als Nordmensch zuvor nicht hatte vorstellen können. Ich wollte Renaissance-Studien treiben und meinen Heroen wenn nicht zeitlich, so doch räumlich und architektonisch näher sein.

Nach vierzehn Tagen fand ich im Staub, der mein Auto mittlerweile über und über bedeckte, folgenden Schriftzug: »Ai Hitler – maiale« – das ist einfach zu verstehen, aber es gibt auch Wörterbücher. Da schwante mir, ich sei angekommen. Zugleich packte mich eine vorher nicht gekannte Wut auf diese Italiener, die mir das angetan hatten. Ich brauchte vierzehn weitere Tage, um meinem italienischen Freund davon zu erzählen. Er blickte stumm in die Ecke, räusperte sich und sagte: »Scheiß drauf. Idioten gibt’s überall.« Wir fuhren dann eine Zeitlang in diesem Auto herum. Er zeigte allen Leuten, bei denen es ihm angebracht schien, die Aufschrift und machte eine entsprechende Handbewegung dazu. So lernte ich Italienisch.

Heute stelle ich mir vor, ich hätte damals ein Facebook-Konto eröffnet und eine Community Italien-gekränkter Deutscher gegründet. Vielleicht wäre ich berühmt geworden und meine Artikel zierten heute den Corriere oder ein anderes von den Blättern, die bald ohnehin niemand mehr lesen wird. Ich weiß jedoch, dass ich dabei etwas verloren hätte: Nenne es Seele, nenne es Dingsda, nenne es irgendwie – aber nenne es niemals Identität. Nicht dass es sie nicht gäbe – wir schleppen uns mit vielerlei Identitäten herum, wir zücken einmal die eine, einmal die andere, manche gefallen uns und wir starren sie an, als wären es Spiegel, andere gefallen uns nicht und wir werden ungemütlich, wenn uns jemand an sie erinnert.

Ich habe eine Pass-Identität, die ich ändern lassen kann, wenn ich es will, und irgendwann entscheide ich mich dafür, sie zu leben. So einfach sind diese Dinge. Will ich in der Fremde leben, so ist es mein Wille, dass meine Umgebung mir fremd bleibt. Auch das kann Vorzüge haben. Will ich in der Fremde leben und, ausgerüstet mit irgendwelchen demographischen Spekulationen wie der beliebte Herr Yücel, darauf warten, dass dieses Land irgendwann ›unser‹ Land sein wird, dann sollte ich mir gut überlegen, wer dieser Wir dann wohl sein wird und womit ich mir die Zwischenzeit vertreibe.

10.

Sie machen, soweit ich sehen kann, alles richtig. Sie äußern progressive Überzeugungen, Sie üben Kritik an der passenden Stelle, Sie bringen sich ein, indem Sie Beifall von der richtigen Seite einfordern. Es steht soviel Beifall im Netz herum, da können Sie ja wohl etwas für Ihre Vase abzweigen. Es soll vorkommen, dass sich sogar richtige Nazis mit Bekennermiene und dem entsprechenden Vokabular auf Ihrer Seite einfinden – lang erwartete Gäste, denen man endlich entgegenschleudern kann, was man schon immer loswerden wollte.

Sie stehen damit nicht allein, Sie sind damit deutscher als mancher Herkunftsdeutscher, dem ›das alles‹ über den Kopf wächst und der sich nicht vorstellen kann, wie es weitergeht. Stimmt einer Ihrer deutschen ›Freunde‹ Ihnen zu (was oft genug vorkommt), dann gehen Sie einen Schritt weiter: Noch Sottisen über die Deutschen gefällig? In einem Kommentar fand ich das Wort ›Lemminge‹: ein kluges Wort, sofern man es einzusetzen weiß, es verrät manches über eine Zeit, in der vielen das Urteil über das, was vorgeht, abhanden gekommen ist. Leider diente es nur dazu, risikolosen Schmäh über ›die Deutschen‹ abzusondern.

Aber wenn die Rede auf Ihr Land kommt, das Land Ihrer Herkunft, das Land Ihrer ›Identität‹, stellen Sie den Stachel auf wie ein Skorpion. Ich frage Sie nicht warum, es will mir nicht in den Sinn, Sie zu kränken. Manchmal genügt eine Frage, um einen Menschen zu kränken. Wer das nicht weiß, hat nichts erlebt. Manche Reflexe sind nicht so unschuldig, wie sie daherkommen, auch wenn sich privat nichts weiter dahinter verbirgt als der Wunsch, im richtigen Club zu feiern.

Ich sehe, Sie haben bereits den nächsten Thread begonnen, und Ihre »Freunde« sind bei der Sache. Le jeu continue. Es war mir eine Ehre, mit Ihnen ein wenig ›kommuniziert‹ zu haben. Ohne Facebook wären wir uns gewiss niemals begegnet. Obwohl, wer weiß … womöglich benützen wir ja dieselbe Brücke und Ihnen gehen dieselben mulmigen Gedanken beim Anblick der Schrift durch den Kopf wie mir. Das wäre dann ein Stück verborgener Gemeinsamkeit, auf das keiner von uns stolz sein möchte.

Doch davon geht die Welt nicht unter.

 

Abb.: Close-up photograph of an Iguana iguana (Green iguana) taken in the zoo of Singapore. Von Basile Morin - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=70840967

Kolumnen

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