
von Helmut Roewer
Falls Sie einen Konservativen kennen, so besuchen sie ihn ohne Scheu. Tun Sie es bald, denn… man weiß ja nie. Falls Sie einen Konservativen kennen, vermeiden Sie es, ihn danach zu befragen, was das denn sei, so ein Konservativer. Nehmen Sie stattdessen ein Schlückchen von seinem in überschaubaren Quanten angebotenem Roten, schlürfen den mit aufgesetztem Kennerblick und lassen sich die familiären Sammlungen zeigen, Stocknägel, Flinten, Krawattennadeln oder so. Freuen Sie sich im Übrigen an dem wohltemperierten Gespräch, das nur ab und an die Grenzen des Politischen streift und von dort mit kurzem Augen-zum-Himmel-heben wieder weggelenkt wird.
Sie werden sich höflich verabschieden und auch mit ebenderselben Höflichkeit verabschiedet werden, und wenn sie den angenehmen Abend Revue passieren lassen, dann werden Sie sagen: Schön, dass es sie noch gibt, diese Konservativen.
von Burckhard Dücker
Für die kulturwissenschaftliche Untersuchung der humoristischen Dimension (Humor, Ironie, karnevalistische Szenen, Komik, Parodie, Schwank, Verlachen, Witz u.a.) als kommunikative Handlungsform in Johannes Bobrowskis »Zeitroman[en]« mit historischem Bezug Levins Mühle (1964) und Litauische Claviere (postum 1965) scheint ein Blick auf Geltung und Funktion von Humor und Komik in der öffentlichen Kommunikation der Gegenwart nützlich zu sein, weil er den Rezeptionskontext der Studie erschließt. Markieren zeitgenössische Belege doch einen entsprechenden Referenzrahmen, in dem Wahrnehmungen und Einschätzungen von sowie Erwartungen an Situationen und Formen des Lachens sichtbar werden. Haben Lachen, Humor und Komik bestimmbare soziale Bedeutung und gesellschaftliche Funktionen?
von Helmut Roewer
...und andere nützliche Motive, eine Autobiografie zu lesen
Der Dienstagmittag war regenverhangen in Erfurt, und da ich zu früh dran war, trat ich in das mildtätige Geschäft von Oxfam ein, um mich unter den Augen wohl konservierter älterer Damen die nächsten zehn, zwanzig Minuten herumzudrücken und vor dem einsetzenden Dauerregen zu schützen. Ein wunderbarer, ein ordentlicher Laden, die Bücher reichlich und wohl sortiert. Die überwiegende Zahl davon autobiografischen Inhalts und davon die meisten von Schauspielerinnen.
von Jobst Landgrebe
Die Geostrategie, eigentlich eine Arkanwissenschaft, hat derzeit Hochkonjunktur, was man daran merkt, dass sich nun ein jeder berufen fühlt, sich zu dem Thema zu äußern; so auch der Autor. Dabei lassen sich im Westen zwei führende Schulen geo-strategischen Denkens abgrenzen: der neo-konservative Altbestand US-amerikanischer Prägung, der das Washingtoner Establishment und die wesentlichen westlichen Leitme- dien der NATO-Ländern dominiert, einerseits, sowie das Lager der westlichen Kritiker der eigenen Hegemonialpolitik andererseits. Wir fassen hier die beiden Positionen kurz zusammen, bevor wir einige der Nuancen der Kritiker vertiefen und verfeinern, um uns zu fragen: Quo vadis, Occidens?
von Rainer Paris
In soziologischen Konflikttheorien spielt die Analyse der Feindschaft nur eine untergeordnete Rolle. In den einschlägigen Übersichtsartikeln sucht man das Stichwort oftmals vergebens; wenn es überhaupt auftaucht, dann häufig in Verbindung mit ›Krieg‹ oder als Verweis auf den Politikbegriff Carl Schmitts. Zudem konzentriert sich die Fragestellung in der Regel auf die sozialstrukturellen Ursachen gesellschaftlicher Konflikte (Parsons, Dahrendorf) oder in mikrosoziologischer Perspektive auf die interaktive Dynamik von Gewalt.
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