
von Herbert Ammon
I
Mit Bitterkeit, keineswegs mit Ironie, vernehme ich die jüngste, von dem Vorsitzenden der Katholischen Bischofskonferenz Bischof Georg Bätzing, der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, Erzpriester Radu Constantin Miron, in ökumenischer Gemeinschaft verfasste christliche Botschaft an die Bundesregierung. In einem Brief fordern sie die Bundesregierung auf, sich für eine ›qualifizierte und machtvolle Friedensmission der UN oder der EU‹ einzusetzen, um die ›in Berg-Karabach verbliebenen ethnischen Armenier‹, die ›der Willkür der aserbaidschanischen Regierung und des Militärs ausgesetzt‹ seien, vor weiterem Unglück zu bewahren. Die Kirchenleute ersuchen insbesondere Außenministerin Annalena Baerbock, ›wirksame Schritte zu ergreifen, um die aserbaidschanische Regierung zu einer gerechten und friedlichen Lösung des Konflikts zu bewegen‹.
von Ulrich Schödlbauer
In Wien wurde ein Brunnen aufgestellt, der die Gemüter erhitzt. Wann hat das letzte Mal ein Kunstwerk (oder dergleichen) Gemüter erhitzt? Nun ja, die Wokeness hat sich ihre Opfer gesucht und ist weiter auf der Pirsch. Antisemitismus auf der Documenta ist immer für Schlagzeilen gut, vor allem, wenn eine Ministerin mit im Spiel ist. Doch da geht es um Gesinnung und nicht um Kunstkritik. Der Brunnen aber … es ist nicht gerade der Brunnen des Lebens, um den es dabei geht, gefeiert wird nur das groß geschriebene Wir, besagter Brunnen hat das älteste Wort der Kunstkritik auf sich gezogen: Er ist hässlich, daran kann nun einmal kein Zweifel bestehen, ganz nebenher auch plump und einfallslos, falls das letzte Charakteristikum nicht als besonders pikanter Einfall durchgehen soll. Es ist richtig, wenn gesagt wird, jedes zweijährige Kind könne es besser. Denn offensichtlich fehlt es dem Objekt an dem, was noch die krakeligste Kinderzeichnung auszeichnet: an Grazie.
von Johannes Eisleben
Die öffentlichen Äußerungen deutscher Politiker und Journalisten zur neuesten Eskalation im Nahostkonflikt sind nicht so recht befriedigend. Einerseits hören wir vom Bedauern über das grausame Massaker, das die Islamisten der Hamas Anfang des letzten Monats verübten und vom Recht des Staats Israel, sich zu verteidigen. Andererseits verurteilen viele Teilnehmer am öffentlichen Diskurs das Vorgehen Israels. Derweil demonstrieren Islamisten in den migrationsintensiven westeuropäischen Ländern überall, teilweise auch gewalttätig, gegen Israel und zweifeln dabei das Existenzrecht des Staates an. Die Kommentare dazu versäumen es, die Ursachen des Konflikts klar darzulegen, nahezu keiner der Texte ist richtig schlüssig, fast niemand äußert sich mit der notwendigen Klarheit zu diesem Konflikt. Auch die alternativen Medien, die sich eindeutig für Israel einsetzen wie achgut.com sind in ihrer Berichterstattung nicht ganz klar.
Woran liegt das?
von Ulrich Schödlbauer
Absaufen, Freunde, der nasse Tod … das ist nichts für Gesellschaften. Oder doch? Eine abgesoffene Gesellschaft, wie sähe sie aus? Einsames Wrack, am Meeresgrund vor sich hinrostend, von Fischen durchschwärmt, algenüberzogen, vom lautlosen Fraß der Mikroorganismen einmal abgesehen…: Wo sind die Bewohner? Wohin das lärmende Volk? Frage die Planken, frage die Rettungsboote, frage die Retter, die Hinter- und Überbliebenen! Sie alle wissen es nicht. Von sich wissen sie zu berichten, allenfalls vom Nächsten, der sich als Fernster entpuppte. Rette sich, wer kann! Die einen können, die anderen nicht. Das bleibt übrig, wenn Gesellschaft zugrunde geht. Nicht viel, wenn man mich fragt. Was zwingt den Wasserscheuen, Tauchzeug anzulegen und unter Wasser auf Erkundung zu gehen? Das Gewissen? Welches Gewissen? Das Gewissen der Welt? Wurde sie schuldig? Die Welt hat kein Gewissen. Das, nur das, hat sie mit ihren Lenkern gemein.
von Immo Sennewald
Wer aus der Geschichte nicht lernen wolle – so heißt es – sei dazu verdammt, ihre Wiederkehr zu durchleiden. Gemeint sind natürlich vom Menschen verschuldete historische Katastrophen. Die zweifellos tödlichsten waren Zeiten totalitärer Herrschaft: Die von Kommunisten, die Marx, Lenin, Stalin, Mao, Pol Pot … folgten, ebenso die von Politbürokraten, deren Sozialismus – hinter allerlei Masken getarnt – Menschen massenhaft zur Gefolgschaft verführte: als nationaler, ›real existierender‹, ›demokratischer‹.
Die bis heute gefälligste Maske ist die des ›Sozialismus mit menschlichem Antlitz‹. Hier konnte sich jeder als Menschenfreund fühlen, denn er propagierte wie alle anderen, dass er die ›Ausbeutung des Menschen durch den Menschen‹ abschaffen wolle.
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Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2023 Monika Estermann: Lascaux