
von Lutz Götze
Die Sonne glühte über Berlin, als in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung eine größere Runde zusammenkam, um über die Auswirkungen des russischen Überfalls auf die Ukraine in den Ländern des ›global south‹ zu debattieren. Der Hunger in den Staaten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas ist gewaltig; die ukrainische Kornkammer liefert, auf Druck der russischen Besatzer, viel zu wenig Getreide und Dünger, um die Katastrophe zu verhindern. Kriege wie im Sudan oder am Horn von Afrika mehren das Übel.
von Helmut Roewer
In diesem kurzen Beitrag geht es um linke Ikonographie am Beispiel der Tina Modotti. Sie war eine Fotografin, eine Stummfilm-Darstellerin, ein Modell, eine Komintern-Agentin, und sie ist ein Liebling aller gerecht und billig und feminin Denkenden. Kratzen wir ein wenig an der Fassade!
von Ulrich Schödlbauer
Das große Karthago, orakelte einst Bertolt Brecht, führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden. Lange Zeit galten die Sätze als Menetekel des in zwei Weltkriegen besiegten Deutschland, dann, mit steigenden Nuklearkapazitäten der Supermächte, Europas und der menschlichen Zivilisation insgesamt. Inzwischen versetzt der Russland-Ukraine-Krieg, dem Moskau das Etikett ›Krieg‹ hartnäckig verweigert, den dominierenden Teil der Nato-Eliten in einen Rausch der Angstlosigkeit, angesichts dessen der andere Teil sich noch immer erstaunt-verzweifelt die Augen reibt. Soviel Unbedarftheit war nie.
von Heinz Theisen
Die Unterscheidung nach West-, Mittel- und Osteuropa ist zu Unrecht aus der Mode gekommen. Mit dem Einheitsbegriff ›Europa‹ werden aber vielfältige kulturhistorisch gewachsene und geografische Unterschiede verwischt.
Die stärkste unterschiedliche Prägung liegt heute darin, dass die ost- und mitteleuropäischen Länder jahrzehntelang von der kommunistischen Utopie beherrscht worden sind. Sie stehen daher utopischen Visionen weitaus ablehnender gegenüber als der nach einer langen Phase des Wohlstandes übermütig werdende Westen. Sie haben keinen Bedarf mehr, Realität und gesunden Menschenverstand wolkigen oder wokigen Phantasien zu opfern.
von Herbert Ammon
Vor einem halben Jahr, ein paar Wochen vor Wiederholungswahl am 12. Februar 2023, gab ich die Prognose ab, an den Berliner Zuständen werde sich auch nach den Wahlen nichts ändern. Hinsichtlich der Koalitions- und Regierungsildung habe ich mich geirrt. Das Unerwartete geschah: Franziska Giffey verzichtete – nach ihrem Verzicht auf den am OSI-Exzellenzzentrum ›The EU and its citizens‹ der FU Berlin erworbenen Doktortitel – auch auf das Spitzenamt des – funkional ungegenderten – Regierenden Bürgermeisters zugunsten des CDU-Wahlsiegers Kai Wegner. Und unerwartet unterlagen in der Abstimmung über Regierungsbildung samt Koalitionsvertrag die radikal karrierelinken Jusos gegenüber den altersbedingt ›konservativen‹ Genossen in den Außenbezirken
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Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2023 Monika Estermann: Lascaux