von Ulrich Schödlbauer
1. Nun ist er vermutlich da, der Santa Claus aus Mar-a-Lago, und alle Gutmeinenden fürchten sich, dass es zum Fürchten ist. Und er wandte sein Angesicht zur Linken…
2. Die Medien, ein paar alternative ausgenommen, haben sich so lange geweigert, das Trump-Programm zur Kenntnis zu nehmen, dass sie jetzt alle Flüchtende sind, mit einem verlorenen Krieg im Gepäck, den sie liebend gern am Wegrand entsorgen würden.
3. Die neue Spaltung Amerikas wird zwischen denen stattfinden, die Trump ›erstaunlich moderate‹ Entscheidungen treffen sehen, und denen, die alles daransetzen werden zu verhindern, dass es überhaupt zu bedeutsamen Entscheidungen kommt.
4. Die Wähler haben Trump gewählt, weil ihnen nicht nach einer Präsidentin Kamala Harris zumute war. Wie es heißt, hat die Wallstreet grünes Licht gegeben, um die green economy zu beerdigen, jedenfalls ihre unprofitablen Zweige. Es soll in den USA auch Leute geben, denen der Kreuzzug gegen Russland, hinter dem sich unübersehbar China in Stellung bringt, unkontrollierbar zu werden scheint. Ob sie hinter den Kulissen Einfluss ausüben, weiß man nicht. Jedenfalls hätten sie einen rationalen Grund gehabt.
5. Die zerschmettert am Boden liegenden Deutschen jammern, als fielen sie jetzt aus Gottes Hand. Soviel Verblendung war nie. Bloß die AfD darf aufatmen. Niemand will genau wissen, wie viele deutsche Entscheidungsträger der AfD hinter vorgehaltener Hand die Daumen drücken. Keiner weiß, wie so eine Hand das aushält.
6. Nicht Europa muss unter (›gegen‹) Trump souverän werden, sondern die führenden EU-Staaten müssen sich nolens volens Souveränität zurückholen, um nicht von ihrer neuen Bedeutungslosigkeit verschluckt zu werden. Das Heilige Brüsseler Reich deutscher Fasson wird sich eine weitere Runde gedulden müssen.
7. Trumps Wahlsieg signalisiert Amerikas brachialen Eintritt in die Welt der Multipolaren. Damit ist sie nicht länger eine Angelegenheit der BRICS. Mit einem Fensterplatz wird es sich nicht begnügen. Wer auf einen neuen amerikanischen Isolationismus rechnet, der wird bitter enttäuscht werden.
8. Über Trump wurden so viele Dummheiten ausgeschüttet, dass, vorausgesetzt, man jagt ihm die Präsidentschaft nicht doch noch ab, Freunden wie Gegnern jeder seiner Züge genial erscheinen wird. Die Kaffeesatzleser jedenfalls haben bereits in der Wahlnacht damit begonnen.
9. Althistorikern ins Stammbuch, die den USA partout den Übergang von der Republik zum Caesarentum prophezeien wollen: Caesar unterwarf erst Gallien, dann Rom. Amerikas ›Caesar‹ war der militärisch-industrielle Komplex. Biden ist bereits Dekadenz. Trump darf ein bisschen den Marc Aurel geben – ohne Philosophie und in einfacher Sprache.
10. Wie immer man es drehen und wenden mag: der Trump der zweiten Amtszeit ist ein Übergangspräsident. Den inneramerikanischen Tumult wird er nicht beendigen. Aber am Ende werden genügend Amerikaner wissen, wie sie künftig regiert werden wollen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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