von Rudolf Walther
Den Begriffen ›Bonapartismus‹ und ›Populismus‹ ist gemeinsam, dass sie quer durch die Geschichte der Gesellschafts- und Herrschaftsformationen ziemlich beliebig verwendbar sind. Für Leo Trotzki etwa fallen die Präsidialregimes unter den Reichskanzlern Brüning und von Papen ebenso unter den Begriff ›Bonapartismus‹ wie die Diktaturen Stalins und Hitlers, Bismarcks Herrschaft oder jene des ›österreichischen Bonapartismus‹. Die Enthistorisierung und Verallgemeinerung des Begriffs ist nicht Marx‘ zuzurechnen, der in seiner Schrift Der achtzehnte Brumaire des Louis Napoleon (1852) eine historisch-politisch und sozialstrukturell präzise beschriebene Herrschafts- und Regierungsform meinte. Engels‘ dehnte den Begriff zur bürgerlichen Herrschaft überhaupt, als er am 13. April 1866 an Marx – der ihm nicht widersprach – schrieb: »Der Bonapartismus ist doch die wahre Religion der modernen Bourgeoisie.«
von Lutz Götze
›Siempre adelante con Evo‹ schreien die Parolen von Wänden und Mauern, als sich der Fremde, von Copacabana am Titicaca-See kommend, über üble Pisten und nicht zu Ende gebaute Vorstädte der bolivianischen Metropole La Paz nähert: ›Immer voran mit Evo‹, dem mythisch verklärten Präsidenten mit aymarischen Wurzeln. Vom armen Bauernsohn auf dem Altiplano ist Evo Morales 2006 zum bolivianischen Präsidenten aufgestiegen und erlebt jetzt, nach der Wiederwahl, seine zweite Amtsperiode. Er residiert, zumeist im alternativen Pullover, an der Plaza de armas im Zentrum der Millionenmetropole: Sitz des Parlaments und der Regierung, nicht aber Hauptstadt. Die bleibt unverändert, seit der Unabhängigkeit und Staatsgründung 1825, Sucre im Süden des Andenstaates.
von Christina Breidenbach
Die Theorie, dass die US-Amerikanische Weltmachtstellung kippt, wird mit dem Einfluss Russlands im syrischen Bürgerkrieg und in der von Moskau beeinflussten Meinungsbildung in Südost- und Osteuropa immer deutlicher. Auch China nimmt seine Rolle als dominierender Akteur wahr und nutzt die Wahl Donald Trumps gezielt für seine Zwecke. Die chinesische Regierung sieht die Chance, durch die angekündigte Abschottung bzw. durch die eventuellen Rückläufe der USA international zu profitieren und sich zu profilieren.
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