von Johannes Eisleben

Am 26. Februar 2022 endete das internationale Währungssystem, das sich nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems 1973 herausgebildet hatte. Beendigt wurde es vom Westen, im Wesentlichen den USA und der EU, indem an diesem Tag der Russischen Zentralbank der Zugriff auf ihre Fremdwährungsreserven in Höhe von 630 Milliarden US-Dollar gesperrt und viele Russischen Banken von der Nutzung des SWIFT Systems ausgeschlossen wurden. Damit endet ein wesentliches Element der US-Welthegemonie, unter der alle heute lebenden Menschen den größten Teil oder ihr ganzes Leben verbracht haben. Der Westen hat sich übernommen und verzockt, die Finanzwelt und damit ein zentraler Aspekt der Machtausübung über das Wohl und Wehe der Menschen werden nun multipolar. Damit wird im Finanzsystem nachvollzogen, was kulturell, wirtschaftlich und militärisch schon lange offensichtlich geworden ist: Der Niedergang des Westens.

Was hat das zu bedeuten? Wie konnte es soweit kommen? Was sind die Hintergründe?

Die Vorgeschichte: Bretton-Woods und Petrodollar

Das Bretton-Woods-System wurde im Sommer 1944 von den Siegermächten des 2. Weltkriegs beschlossen und bestand bis 1973. Es nutzte den US-Dollar (i.F. einfach ›Dollar‹) als Ankerwährung zur Abwicklung des internationalen Handels. Anstatt Güter jeweils in den Binnenwährungen der Staaten auszutauschen, wurden die meisten bedeutenden internationalen Geschäfte in Dollar abgewickelt. Die USA mussten sich verpflichten, zum Ausgleich von Handelsbilanzungleichgewichten unbegrenzt Gold zu handeln, die anderen Länder mussten die Wechselkurse durch Währungsgeschäfte der Zentralbanken stabil halten. Der Dollar war dabei bis 1971 an Gold gebunden.

Die Vorteile dieses Systems waren die Senkung der Transaktionskosten im internationalen Handel durch ein System fester Wechselkurse. Das System zerbrach an der Unfähigkeit der USA, angesichts des eigenen Handelsbilanzdefizits unbegrenzt Gold zu verkaufen und am Trilemma der Währungspolitik. Demzufolge sind von den drei Zielen nationale autonome Geldpolitik, fester Wechselkurs und freier internationaler Kapitalverkehr nur zwei gleichzeitig realisierbar. In der Tat mussten Nationalbanken von Ländern mit Handelsbilanzüberschüssen (Export größer als Import) zur Aufrechterhaltung des Wechselkurses Dollar kaufen, um die Wechselkurse zu stabilisieren, da die eigene Währung sonst zu sehr aufgewertet worden wäre. Dies führte zu importierter Inflation und Spannungen, unter denen das System 1973 zusammenbrach, als zahlreiche Länder die Dollarkäufe stoppten. Ein wesentlicher Grund für das Scheitern des Systems war das chronische Handelsbilanzdefizit der USA, das bis heute besteht.

Das System wurde dann durch ein recht ähnliches Nachfolgesystem ersetzt, bei dem der Dollar die wesentliche Leitwährung blieb, aber durch einige andere Währungen (DM, CHF, EURO, Japanischen Jen und GB Pound) ergänzt wurde. Noch heute werden 60 Prozent aller Währungsreserven in Dollar gehalten. Die 1944 gegründeten Institutionen, die das Bretton-Woods-System stützten, IMF und Weltbank, blieben nach 1973 ebenfalls erhalten.

Zusätzlich entstand zwischen 1945 und 1975 der Petrodollar, ein System, das bis heute anhält. In diesem System wird der Ölhandel in Dollar abgewickelt, so dass die Exporteure für ihre Verkäufe stets Dollar einnehmen. Diese legen sie zu einem guten Teil durch den Kauf von langlaufenden US-Staatsanleihen an, was oft mehr als die Hälfte ihrer Fremdwährungsreserven ausmacht. Die USA konnten durch dieses System seit den 1950er Jahren ihr Handelsbilanzdefizit finanzieren.

Das System aus Dollarleitwährung und Petrodollar erlaubt es der FED, über die Ausgabe von Staatsanleihen, die sicher abgenommen werden, Geld zu drucken und damit Geld zu verdienen. Man bezeichnet dies als Seigniorage (https://de.wikipedia.org/wiki/Seigniorage), die Zentralbank verdient einen um die Inflation der in der Periode neu geschaffene Zentralbankgeldmenge bereinigten Betrag. Dieser Betrag ist umso höher, je größer die bereits vorhandene Geldmenge ist. Durch den Leitwähungscharakter des Dollars ist die Seigniorage also besonders hoch.

Dieses System hat zusammen mit anderen historischen und kulturellen Faktoren dazu geführt, dass die USA und auch UK, Frankreich und Kanada sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter deindustrialisiert haben und ständig mehr verbrauchen, als sie produzieren. Sie haben dadurch Handelsbilanzdefizite. Sie geben ihren Gläubigern, den Handelsbilanzüberschussnationen, dafür Versprechen auf die künftigen Steuererträge (staatliche Rentenpapiere, von denen Deutschland auch jede Menge hält). Damit haben die USA seit 70 Jahren einen gewaltigen Überkonsum finanziert. Das den Russen dafür abgegebene Versprechen auf Erträge aus dem US-Steuersystem haben die Amerikaner nun wegen eines Lokalkrieges gebrochen. Warum?

Die Gründe und Hintergründe

Tatsächlich haben die Amerikaner und Europäer das System nicht absichtlich beendet, sondern aus einem Gefühl großen Erfolgs heraus im Überschwang gehandelt. Der Anlass war die Invasion der Ukraine durch Russland, eine Reaktion (https://www.lifesitenews.com/opinion/abp-vigano-globalists-have-fomented-war-in-ukraine-to-establish-the-tyranny-of-the-new-world-order/) auf langanhaltende Provokationen und Bedrohungen durch den Westen einerseits, ein Ausdruck Russischen Hegemoniebedürfnisses (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/russland-was-auf-frieden-in-der-ehemaligen-sowjetunion-hoffen-laesst-17841055.html) andererseits.

Woher kam der Überschwang westlicher Eliten? Mit der Corona-Pandemie haben die westlichen Plutokraten in den letzten zwei Jahren einen gewaltigen Erfolg erzielt. Die Ausbreitung eines Virus, das schon in seiner Alpha-(Wuhan)-Variante deutlich weniger letal war als Influenza, wurde als ›Pandemie‹ propagiert, obwohl das Hauptkriterium einer Pandemie, eine nennenswerte Übersterblichkeit aller Altersgruppen proportional zur Altersverteilung der Bevölkerung, sich niemals ereignet hat, sondern das Durchschnittsalter der Toten stets deutlich über 80 Jahre lag. Sodann wurden laut den Zulassungsstudien klinisch wirkungslose, aber toxische ›Impfstoffe‹ in etwa 5 Milliarden Menschen injiziert, wodurch diese chronisch vergiftet wurden, sofern die Dosen pharmakologisch wirksam waren; viele Dosen sind es wegen der mangelhaften Skalierung der Produktion von in Lipidnanopartikel eingehüllten modRNA-Molekülen nicht. Daher sind die Nebenwirkungen nicht so häufig zu beobachten, wie es bei durchgehend hoher Qualität der Impfstoffe zu erwarten wäre. Doch dieses grauenhafte Verbrechen haben die globalen Eliten als großen Herrschaftserfolg verbucht – es ist ja nicht so einfach, Milliarden von Menschen dazu zu konditionieren, sich Gift spritzen zu lassen. Damit haben sie ihren Wunsch nach totaler Kontrolle von Wahrnehmung, Bewegung und Körper der Massen zu einem gewissen Grad realisiert.

Gleichzeitig ist das ökonomische Kalkül der Plutokraten aufgegangen: Die Corona-Politik hat ihren Anteil am Realeigentum weiter drastisch gesteigert und kleinere und mittlere selbständige Eigentümer aus zahlreichen Märkten gedrängt. Nicht nur unabhängiges Eigentum an Produktionsmitteln soll verschwinden, sondern auch Wohneigentum. Die Plutokraten wollen das ganze Eigentum vereinnahmen, wie Schwab in seinem neusten Buch The Great Narrative betont.

Aus der Euphorie der jüngsten Erfolge haben die Plutokraten sich hinsichtlich der Ukraine nun mehr zugetraut, als sie finanziell und militärisch schultern können. Das Ziel der Sanktionen, der Kaltstellung der russischen Guthaben und der Aufrüstung der Ukraine ist es, die Machtsphäre der NATO bis an die Grenze Russlands auszudehnen. Wie der Westen reagieren würde, wenn Moskau auf Kuba oder an der mexikanischen Grenze der USA Mittelstreckenwaffen stationierte, wissen wir aus der Kubakrise von 1962. Doch genau solch eine Bedrohung hat der Westen seit 2014 gegen Russland in der Ukraine aufgebaut.

Letztlich möchten die westlichen Plutokraten das rohstoffreiche und landwirtschaftlich bedeutende Russland ökonomisch genauso penetrieren und zu einem Teil ihres neofeudalistischen Systems machen wie Polen, Tschechien, Ungarn und andere Länder im westlichen Bereich des ehemaligen Warschauer Pakts. Doch das will und kann die russische Elite nicht zulassen. Daher wird Krieg geführt. Selbstverständlich ist ein Angriffskrieg stets zu verurteilen, doch wäre dieser schon vorbei, wenn der Westen der Ukraine nicht die Illusion vermittelte, sich sinnvoll verteidigen zu können. Insgesamt geht es bei diesem Krieg um die Abgrenzung der russischen von der westlichen Herrschaftssphäre, und der Westen wird diesen Krieg verlieren.

Die Folgen
Wie die Lage in der Ukraine wirklich ist, kann keiner beurteilen. Manche meinen, Russland habe schon gewonnen, wie etwa der Ex-CIA Mitarbeiter Larry Johnson (https://www.unz.com/mwhitney/larry-c-johnson-the-ukrainian-army-has-been-defeated-whats-left-is-mop-up/). Andere glauben, es käme bald zu einem Frieden, weil die Parteien feststeckten. Andere wieder gehen davon aus, Russland würde besiegt. Jedenfalls ist die westliche Propaganda schrill. Der Westen könnte zwar militärisch eingreifen, doch wäre dann keine ausreichende Kapazität mehr vorhanden, um die US-Interessen im Chinesischen Meer rund um Taiwan zu wahren. Einen Zweifrontenkrieg gegen Russland, das von China unterstützt wird, und China um Taiwan kann die NATO nicht führen. Doch unabhängig vom Kriegsausgang, werden Russland und andere Nationen mit Handelsbilanzüberschüssen nun aus dem Petrodollar aussteigen und den Dollar als Leitwährung wegdrängen. Putin kündigte bereits an, dass Russland Erdgas nur noch gegen Rubel (https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/gaslieferungen-russland-rubel-101.html) handeln will. Saudi-Arabien hat angekündigt, den Ölhandel in Zukunft in Yuan statt in Dollar (https://finanzmarktwelt.de/saudi-arabien-denkt-ueber-yuan-statt-us-dollar-fuer-oel-verkaeufe-nach-china-nach-228761/) abzuwickeln. Indien kauft Russland mehr Öl ab (https://www.sueddeutsche.de/politik/oel-indien-putin-1.5549879) als bisher und kompensiert damit die Einnahmeausfälle durch westliche Sanktionen. China und Russland haben zudem Anfang Februar ein sehr weitreichendes Partnerschaftsabkommen (https://clubderklarenworte.de/in-der-falle/) unterzeichnet. Warum handeln diese Nationen so?

Weil sie nach der Sperrung Russischer Währungsreserven eingesehen haben, dass es unklug ist, die USA und die EU als verlässliche Partner zu sehen. Sie möchten aus dem Dollar als Leitwährung und der sich daraus ergebenden Seigniorage der USA und dem Kauf von US Treasury Bonds aus ihren Überschusserträgen aussteigen. Es gibt kein Gesetz, das diese Länder dazu zwingt, weiterhin Dollar zu handeln, sondern diese Leitwährung wurde genutzt, weil sie Transaktionskosten sparte und weil die USA als Hegemon nach dem zweiten Weltkrieg die Macht hatten, dieses System vorzuschlagen und durchzusetzen. Diese Hegemonie geht nun zu Ende, wirtschaftlich, militärisch und kulturell.

Was sind die Folgen für den Westen? Überkonsumierende Länder mit chronischen Außenhandelsbilanzdefiziten wie die USA, UK, Frankreich und Kanada werden ihre Defizite durch Konsumverzicht oder Stärkung der Binnenproduktion steigern müssen. Beides sind harte Anpassungsprozesse, die Menschen werden weniger kaufen können, weil sie weniger verdienen werden (Produktivitätssteigerung durch Reallohnsenkung) und die Preise durch Güterverknappung und Inflation steigen werden. Der Staat wird seine Ausgaben kürzen müssen, was zu einem geringeren Lebensstandard führen wird. Die Menschen werden wieder härter und physischer arbeiten müssen, um Wertschöpfungsketten im Inland abzubilden.

Diese Überlegungen beziehen noch nicht mit ein, dass der Westen einen gewaltigen Schuldenberg aufgebaut hat, der reduziert werden muss. Wahrscheinlich kann dies nicht allein durch die seit 2008 bereits ablaufende kalte Enteignung (Reallohnentwicklung geringer als Inflationsrate) geschehen wie nach dem zweiten Weltkrieg, als es ein sehr hohes Wachstum der Produktivität und des Bruttosozialprodukts gab. Das WEF plant, dieses Schuldenproblem durch die Einführung digitalen Zentralbankgeldes (https://www.zerohedge.com/crypto/ukraine-crisis-accelerating-rise-central-bank-digital-currencies) zu bewältigen. Das würde zwar viele Probleme lösen und könnte sowohl eine Hyperinflation als auch einen Zusammenbruch des Zahlungsverkehrs durch massenhafte Bankenpleiten verhindern – doch angesichts des offensichtlichen Unwillens der nicht-westlichen Exportländer, sich noch auf das westliche Finanzsystem zu verlassen, wäre damit das Problem des Welthandels nicht adressiert. Hier scheint sich die Wiederkehr der Gold- oder Rohstoffdeckung (https://cryptohayes.medium.com/energy-cancelled-e9f9e53a50cd) abzuzeichnen, das heißt, bei einem Handelsbilanzdefizit müsste der Überkonsument das Defizit durch Gold oder Rohstoffe decken. Russland hat nun die Goldbindung des Rubels angekündigt (https://nordhessen-journal.de/gastautor-goldbindung-des-rubels-und-die-konsequenzen-fuer-die-dollar-dominanz/). Doch im Westen sind nur die USA potentiell bei der Versorgung mit Kohlenwasserstoffen autark, aber nur, wenn sie wieder fracken und alternative Ölformen ausbeuten. Der Rest sollte Atomkraftwerke bauen und sich Spaltmaterial dafür sichern, sonst wird es bald sehr unangenehm, weil es schwieriger und deutlich teurer werden wird, Rohstoffe einzukaufen.

Zurück zu Putin. Aufgrund der steigenden Einnahmen im Handel mit China, Indien und anderen nichtwestlichen Partnern könnte er bald sogar die Gaslieferungen nach Westeuropa einstellen. Dies würde uns sehr hart treffen, da die Industrieproduktion vieler Branchen von diesem Gas abhängig ist und nicht leicht ersetzt werden kann. Doch selbst wenn das Gas weiterhin geliefert wird, kommt es diesen Frühjahr und Sommer zu Versorgungsengpässen aufgrund der Sanktionen, unter denen die EU und Deutschland deutlich stärker leiden als Russland, das sich im Osten und Süden vor dem Krieg abgesichert hat.

Wie die westeuropäischen Massen, die seit den 1950er Jahren keinen Mangel mehr kennen, darauf reagieren werden, bleibt abzuwarten.