von Christian Müller und Gunter Weißgerber

Die FAZ nimmt am 8. November 2018 in ihrem Artikel »Fast jeder dritte Deutsche vertritt ausländerfeindliche Positionen« das Ergebnis einer Studie der Uni Leipzig zum Anlass für die Feststellung, dass ungefähr ein Drittel der Bundesbürger, im Osten fast die Hälfte, ausländerfeindliche Positionen vertritt. Soweit die hoffentlich statistisch gut gesicherte Untersuchung. Um die Einprägsamkeit dieser Feststellung zu vergrößern, wird in der FAZ zur Illustration ein mit Schwarz-Rot-Gold geschmückter Balkon abgebildet. Das soll dann wohl bedeuten, dass nun alle Träger dieser Farben, egal ob Politiker mit Abzeichen am Anzug und Privatleute, die am 3. Oktober die Flagge hissen, Rassisten sind. Eine Ausnahme von dieser Bezeichnung könnte man dann vielleicht Denjenigen zugestehen, die von Amts wegen die Flagge zu tragen oder zu hissen haben, etwa Soldaten und Bürgermeister. Den Anhängern einer bunten Republik mit »Bevölkerung« würde das sicher sehr gut gefallen. Noch besser wäre es für sie bestimmt, die Nationalflagge durch eine Regenbogenfahne zu ersetzen. Das wurde in Berlin schon hin und wieder praktiziert. Man wäre geneigt, an dieser Stelle eine Reihe von zynischen Anmerkungen hinzuzufügen. Aber dafür ist die Sache zu ernst. Nationalkonservative Kräfte treten unter Schwarz-Rot-Gold auf. Das mag man bedauern, doch sie stehen damit zum Grundgesetz, denn sonst würden sie Schwarz-Weiß-Rot oder gleich die Reichskriegsflagge wählen. Als demokratisch gesonnene Bürger dieser Republik lassen wir uns nicht die Benutzung unserer Nationalfarben verbieten. Und wir wollen auch, dass unsere Fußballnationalmannschaft nicht »Mannschaft« heißt und dass die Fußballfreunde aus gegebenem Anlass und ohne Vorschrift »von oben« mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen herumfahren können, auch wenn diese dann oft am Straßenrand liegen. Außerdem sollten alle Schüler eine Pflichtexkursion zum Hambacher Schloss unternehmen, um die Anfänge der Demokratie in Deutschland verstehen zu lernen. Gemeint ist übrigens nicht der »Hambi«, wo junge Leute eher das Gegenteil vermittelt bekommen.

Eine Nachhilfe in Sachen der Farben der Freiheit und der Demokratie in Deutschland gibt der Deutsche Bundestag auf seiner im allgemeinen weder als rassistisch noch chauvinistisch titulierten Homepage. Hier heißt es:

»Schwarz-Rot-Gold

Der Ursprung von Schwarz-Rot-Gold ist nicht eindeutig nachweisbar. Nach den Befreiungskriegen 1815 wurden die Farben auf die schwarzen Uniformen mit roten Vorstößen und goldfarbenen Knöpfen des an den Kämpfen gegen Napoleon beteiligten Lützower Freikorps zurückgeführt. Große Popularität gewannen die Farben durch die schwarz-rote Fahne mit goldener Verzierung der so genannten Jenaer Urburschenschaft, der ehemalige Lützower angehörten.

Nationale Symbolkraft erhielten die Farben aber vor allem dadurch, dass sie in der deutschen Öffentlichkeit irrigerweise als Farben des alten deutschen Reiches angesehen wurden. So führten auf dem Hambacher Fest 1832 viele der Teilnehmer schwarz-rot-goldene Fahnen mit sich. Die Farben wurden zum Sinnbild für nationale Einheit und bürgerliche Freiheit und waren während der Revolution 1848/49 nahezu allgegenwärtig. 1848 erklärte der Frankfurter Bundestag ebenso wie die Deutsche Nationalversammlung Schwarz-Rot-Gold zu Farben des Deutschen Bundes beziehungsweise des zu gründenden Deutschen Reiches.(…)

Im Zuge der sich seit 1866 abzeichnenden Reichseinigung unter Führung Preußens wurde auf Betreiben Bismarcks Schwarz-Rot-Gold von Schwarz-Weiß-Rot als Nationalfarben abgelöst. (…)

1949 entschied sich der Parlamentarische Rat bei einer Gegenstimme für Schwarz-Rot-Gold als Farben der Staatsflagge der Bundesrepublik Deutschland. Im Grundgesetz wurden die Farben der Einheits- und Freiheitsbewegung und der ersten Republik in Artikel 22 festgelegt. (…)

Heute sind die Farben Schwarz-Rot-Gold national wie international unumstritten und stehen für ein weltoffenes, vielfach geachtetes Land. Die Deutschen identifizieren sich mit diesen Farben wie nur selten zuvor in ihrer wechselvollen Geschichte, was nicht nur bei Fußball-Weltmeisterschaften vielerorts zum Ausdruck kommt.«

Um mit FAZ-adäquaten Formulierungen retour zu satiren: »Fast jeder Dritte Journalist vertritt freiheitsfeindliche Positionen.« Damit steht die Frage im Raum, wo erwarben solche Positionen-Inhaber ihre Klippschulbildung und wissen jene überhaupt, was Freiheit und speziell eine selbsterkämpfte Freiheit bedeuten? Die meisten Deutschen wollten 1990 die Einheit in Freiheit in den schwarz-rot-goldenen Farben der Demokratie.

Die grünen Umerzieher mit ihrem »Nie wieder Deutschland!« fielen jedenfalls am 2. Dezember 1990 aus dem Bundestag. Völlig zu Recht! Dreißig Jahre später scheinen diese Versager sehr viele Redaktionsstuben auf wundersame Weise besetzt zu haben.

 

 

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