Ulrich Siebgeber - ©LG
Ulrich Siebgeber
Vergessen hilft. Aber nicht wirklich.
 

 

Siebgebers Kolumne entstand in den späten Jahren der Merkel-Herrschaft, die geprägt wurden durch ein Klima des politischen Konformismus und der Zuspitzung gesellschaftlicher Differenzen nach dem Motto Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich und muss aus der öffentlichen Debatte entfernt, zumindest unsanft an den Rand gedrängt werden. Gleichzeitig wurden politische Entscheidungen getroffen, deren Brisanz für jeden Einsichtigen offenlag und deren verheerende Auswirkungen das Land gegenwärtig nach und nach zu spüren beginnt.
Siebgebers Aufzeichnungen enden am 8. Mai 2020. Zusammengefasst und nach Themen geordnet lassen sie sich nachlesen in dem Buch Macht ohne Souverän. Die Demontage des Bürgers im Gesinnungsstaat, das 2019 erschien und nebenher das Pseudonym, besser, die literarische Maske des Autors aufdeckte. Im Land der Masken wirkt dergleichen Mummenschanz ohnehin wie aus der Zeit gefallen. Was nicht gegen ihn sprechen sollte.
Ulrich Schödlbauer

von Ulrich Siebgeber

Dieter Rudolf Knoell: Glassturm. Aphorismen, 104 S., Heidelberg (Manutius) 2005

Die Aphorismen von Knoell sind nett, sauber, knorrig. Sie haben auch Biss, und darauf kommt es an. Liebhaber der alten Rechtschreibung werden sich freuen: es ist der einzige Band der Edition Zeno, der die neue verschmäht. Nicht nur das, er schmäht sie auch. Und nicht zu knapp: die Sippschaft aus ehemals progressiver Sprachwissenschaft, Kultusbürokratie und lärmender Autorenschaft, die nur im Ausnahmefall weiß, worum es geht, macht den Verfasser ausgesprochen beredt. Ähnlich die SPD, der Kapitalismus, Helmut Kohl, Gott, die Kunst, die Frauen und die vergebliche Hoffnung aufs Nachleben. Ein pfiffiger Leser des FAZ-Süddeutsche-Zeit- etc.-Feuilletons und der Scharteken, die damit verkauft werden, er kennt seine Pappenheimer, weiß, sie sind nicht immer von Pappe, bisweilen auch aus Zwirn. Im globalen Dorf vermutet er das Potemkinsche, der Leser stimmt zu, die Leserin hoffentlich auch, obwohl das Buch hin und wieder einen Anflug von Misogynie zeitigt. Wer wirft den ersten Stein? Der Autor, wer sonst.

 

Kolumnen

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