... neulich im Einstein
hörte ich die sehr deutsche Frage, die man zur ›Bewältigung‹ derselben zu stellen gewohnt ist: Wie konnte es dazu kommen? – Sie galt aber diesmal nur einem gerade erschienenen Buch, das von einem deutschen Menetekel phantasierte… Nicht so sehr was da geschrieben stand, machte einer der Kritikerinnen des Buches Sorgen, sondern dass es überhaupt erscheinen konnte. Der Schoß sei fruchtbar noch, wie man ja wisse!
So sei es an der Zeit, das Gerede über jenes – da sind sich die veröffentlichte Meinung & die politische Klasse hierzulande einig – menschenverachtende Buch zu beenden und endlich etwas Zielführendes zu unternehmen. Wenn wieder mal Menschen verbrannt werden sollten, müssen ja zuvor auch wieder solche Bücher geschrieben werden … oder so ähnlich, oder? Jedenfalls soll das Buch hier weg und solche Bücher sollen überhaupt nie mehr publiziert werden! – Aber wie? Aktualiter durch Strafanzeigen! Das man jetzt zu solchen Maßnahmen greifen müsse, so wurde gerade im Interview mit einem Anwalt, der eine solche Anzeige begleitet, erklärt, läge auch in einem Versäumnis ›aus der Mitte der Gesellschaft‹. Es habe, so wörtlich in der jüngsten Wochenendausgabe des Neuen Deutschland (v. 4./5. Sept.), eines versagt, auf das die Nie-wieder-Gesellschaft nicht verzichten könne: »die demokratische Selbstzensur des Verlages« … Die demokratische [?] Selbstzensur im Verlag – es ist DVA – habe versagt? Ich wusste gar nicht, dass es sie schon wieder gab. Nicht dass sie gefordert worden wäre, nein – sie habe versagt. Und das angesichts des Umstandes, dass, wie in jenem Interview gemahnt wurde, die Verabschiedung der Nürnberger Rassegesetze dieser Tage 75 Jahre her sei! – So ist wohl ein neuer Eintrag ins Wörterbuch der Politischen Korrektheit fällig! – wer weiß, was noch an Widerständigem gegen Hitler in uns schlummert …
Steffen Dietzsch