Aufnahme: ©rs

Das Einstein in der Kurfürstenstraße war das schönste und legendärste Caféhaus Wiener Prägung in Berlin. Man fand dort die tägliche Weltpresse ebenso wie Leute ›von Welt‹ (oder solche, die sich dafür halten): ›Monde‹ & ›Demi-Monde‹ reichlich, glücklich vereint. Dort auch sitzt der Flaneur, trifft sich mit Leuten, mit denen er beruflich zu tun hat, liest Zeitung, sieht schönen Frauen nach, unterhält sich über Ausstellungen, Theater etc. Die Kolumne des Berliner Philosophen Steffen Dietzsch, Bannkreis, versammelt – in loser Folge – die Resultate seines Flanierens: kleine Glossen, Artikel zur Sache. 

 

… neulich im Einstein

fiel wieder einmal auf, wie alltäglich – und schon sozial akzeptiert? – es heute ist, auf Universitäten veralbert zu werden; – es scheint, als ob von den Lektionen, die Mephisto dem Scholaren gibt, nur die eine bleibt: »Schon gut! Nur muß man sich nicht allzu ängstlich quälen; / Denn eben wo Begriffe fehlen, / Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.« (Vers1994-1996)

In der SZ (Nr. 179/2017) war von Leuten zu lesen, die man früher Bekenner (Professor) genannt hätte, die jetzt aber, um ihre Vermutungen von der Konstruktionsmacht der Sprache zu demonstrieren, neue Zeichenreihen (als Berufserkennung) für sich entwerfen: Profx …was, obwohl logopädisch als klassische Wortfindungsstörung ausgewiesen, sich wohl nicht auf deren Lehrkompetenz auszuwirken scheint.

Das sei der ›Personx‹ und ihrem Freund(x)kreis privatim natürlich unbenommen (Privatsprachen sind möglich, aber … na ja, das weiß sowieso jeder). Nur ist dies ein sehr naiver Zugriff auf die Konstruktions- und Machtnatur von Sprache. Man kann deren gleichermaßen mimetisches wie performatives Vermögen nicht einfach – moralisch – ›neutralisieren‹ wollen. Man hat für jeden konstruktiven Eingriff kognitive und artifizielle Kosten zu tragen. Das ist wie bei der Konstruktion ›Geld‹, spöttische Aufklärer wie Johann Georg Hamann (1730-1788) wussten bereits: »Geld und Sprache stehen in einer näheren Verwandtschaft, als man muthmaßen sollte.« (Sibyllinische Blätter, Nr. 47) Zu beiden gibt es nachhaltige Falsifikate! – In Analogie zu ›Geld‹ gilt: Die reale ›Ungerechtigkeit‹/›Ungleichheit‹, die von Allem – von allen Gütern und Menschen – durch dessen (des Geldes) Wert-Engführung erzeugt wird, kann nicht durch eine Ersatzkonstruktion – etwa ›Bezugs‹- oder ›Aufwandsscheine‹ anstelle von Geld – behoben werden. Denn: nicht für ALLES gibt es ›wirkliches‹ Geld, sondern nur für das, was marktfähig ist ... – und wer bestimmt das? Na der Markt (d.h.: wir!) selber, den man befeuern oder vernachlässigen kann, mit der Folge, Geld zu haben oder eben nicht. Und wer keines hat, wird aus dem Reproduktions(Lebens!)zusammenhang herausgenommen (so wie der aus dem Verständigungszusammenhang, der Privatsprachen benutzt). Hier gibt es keinen ›Neutralitäts‹modus, – wie insgesamt das Leben nichts ›Neutrales‹ (vulgo: für-alle) kennt; nur die Entropie ist für-alle, irreversibel.

Wie man beim ›Bezugsschein‹ die Tauschpraxis imitiert, so wird im Verfahren, das Sprachx (-ecs) zu etablieren, die Konstruktivität von Sprache lediglich imitiert. Denn konstruieren ist kein solipsistisch-empirischer Vorgang, kein flapsig beliebiger Einfall, sondern einer der inneren Evolution des natürlichen Körpers ›Sprache‹ selber. Die aber folgt der Verkehrsform und Logik Ockhamscher Rationalität (und Eleganz).

Das hieße aber: Da man bei Profixen nichts mehr lernt, was standard- bzw. wissenschaftssprachlich mitteilbar wäre (oder nur das Fixen als Ausweg), sollte man schon beim Inskribieren aufpassen: ich will bei Professor X lernen, bekomme aber nur Profx angeboten … Was tun? Ganz einfach: Uni oder Fakultät wechseln! Statt Erziehungs-, Gender- oder Kommunikations›wissenschaft‹ vielleicht Mathematik, Physik, Linguistik, Theologie, Medizin, Biologie, Astronomie, Technik, Sprachen …? Auf alle Fälle nichts, was noch die Floskel –wissenschaft hinter sich herschleppt.

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