von Ralf Willms
I. Axel Sanjosé: Gelegentlich Krähen
In den Gedichten Axel Sanjosés kommen immer wieder Spuren extremer Gewalt zum Vorschein, nicht selten recht unverhüllt, so wie in diesem titellosen Gedicht (S. 51): »Es war in den letzten Ritzen der Sprache, / ein Unzeichen [...] / Man fand Worte, es nicht mehr zu nennen, / Satzfetzen, man fand Zitate, Zwang und Zärtlichkeit, / sagte Unsagbares, lallte Unlallbares, / riss die Eingeweide mit bloßer Hand aus dem Rücken [...] gab Kindern Draht, sich Nabel zu bohren, / teilte Spinnen aus und Splitter / zu gurgeln, zu gurgeln.« Die Gewalt, die einerseits bis in die »letzten Ritzen der Sprache« dringt, und andererseits nicht mehr genannt wird, erscheint, wie man weiß, stets in immer neuen und alten Gewändern:
von Ulrich Siebgeber
Nun, es sollte einmal gesagt werden, beiläufig meinethalben, aus Anlass einer beliebigen Preisverleihung: Jürgen Wölbing ist ein bedeutender Künstler, ein Zeichner und Grafiker, aus dessen Fingerspiel die feinsten Ungeheuerlichkeiten hervorgegangen sind, einer von denen, die den durchsichtigen Stab gefunden haben, mit dem man die Lamellen der Wirklichkeit auseinanderdreht, weniger, um hindurchzusehen, als sich an dieses Spiel zu verlieren.
von Ralf Willms
Als »poetischer ›Zwischenbericht‹ (Klappentext) nach dem ›Ortswechsel‹« gilt der Gedichtband Wo es war von Kurt Drawert. Die Bezeichnung ›Zwischenbericht‹ mag sich dem Erscheinungsjahr verdanken, der Gedichtband erschien im vierzigsten Jahr des 1956 geborenen Autors, nachdem der Debütband Privateigentum sieben Jahre zuvor (und vier Jahre vor dem Ortswechsel von Ost nach West) veröffentlicht wurde. Ein Generalthema, das beide Gedichtbände durchzieht, ließe sich so formulieren: Wie behandelt ein politisches System – als gesellschaftliche Wirklichkeit – die Menschen, die in ihm leben?
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G