von Ulrich Siebgeber

Als der alte Clown
sich ein vielleicht letztes Mal schminkte, sich
die rote Knollennase übers Gesicht
stülpte, die längst zu groß war,
da geschah’s, dass ihm etwas einfiel,
was er beinahe vergessen hatte, etwas, an dem er klebte,
so wie andere daran kleben, die
wie er das Sprechen vergessen hatten
oder vom Sprechen vergessen
wurden, denn auch das Sprechen
kennt seine Leute und nimmt nicht jeden.

Der alte Clown dachte nach.
Dann sprach er es langsam und, wie er dachte,
gewichtig aus nach der Art des Hauses,
in dem er lebte und in dem er zu sterben gedachte.
Das Wort schien ihm deutlich und über jeden Zweifel erhaben.

Er rechnete mit dem Sturm. Er rechnete mit der Tücke.
Selbst die List der Geschichte schien ihm nicht zu gemein
und er bediente sich ihrer, denn dieses Wort
sollte ihn hinausrücken über die Lager,
in denen er das Denken gelernt und wieder vergessen hatte,
denn alles ist endlich.

Man kann nicht sagen,
dass ein Sturm losbrach.
Niemand hielt
den Atem an.
Selbstverständlich
war die Entrüstung.
Nur die üblichen Schreier
fanden, er habe gut daran getan,
ihnen die Stichworte gleich mitzuliefern,
schließlich waren auch sie grau geworden
und das Denken nie ihre Stärke.

Der alte Clown
steht im Sturm.
Keiner sieht den Sturm.
Alle sehen nur ihn.
Die große Geste
steht außer Bedacht.
Sie bietet niemandem Schutz,
sie gebietet niemandem Einhalt.
Die große Geste
verdeckt, was sie zeigt.
Die große Geste
zeigt, was sie verdeckt.
Im Netz der Gemeinheit deutet sie auf
die großen Linien, die der Zufall heute so wirft
und morgen so. Der Friede, Wort oder Unwort,
kommt und geht. Den Heuchlern
ist jedes Machtwort recht,
selbst das des Geständigen.

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