… neulich im Einstein,
draußen, im herrlich schattigen Garten, las ich in Hugo von Hofmannsthals Aufzeichnungen vom August 1904:
»Es ist der wundervolle regenlose Sommer, wie vielleicht seit Jahrhunderten keiner da war. Im unteren Land ist furchtbare Dürre. Täglich sind in allen Ländern große Brände von Dörfern und Wäldern. Auch der berühmte Wald von Fontainebleau brennt zum größten Teil. Aus der Elbe und andern fast vertrockneten Flüssen steigen die ›Hungersteine‹. Einer trägt die Jahreszahl 1484 und die Inschrift: ›Wenn ihr mich sehen werdet, werdet ihr weinen‹.«
Hat man dann gleichzeitig die ideologisch-suggestiven Verkündigungen (von Klimaforschern, Moderatoren, Wetterberichtlern, Journalisten, Aliteraten, etc.) im Ohr – Jetzt erleben wir den Beginn einer neuen Heißzeit, jetzt heizt sich die Erde auf, jetzt steigt die Flut, jetzt ist der Klimawandel da! – wird man stutzig.
Seit biblischen Zeiten wissen wir von Dürren, Sintfluten, Eis- & Warmzeiten; – Theodor Storms Regentrude (1864) formierte unser (deutsches) Wetternarrativ! Heute aber hört man – in Umkehr des hegelschen Fortschrittsgefasels – unisono nur: die Wetter-Katastrophen (Dürren, Sintfluten) nehmen zu … Was heißt das? Worauf müssen wir uns gefasst machen? Also: es wird wieder mehr Wärme geben, wieder mehr Kälte, wieder Regen und keinen Regen? Dass das, was wir wetterwendisch von jeher wissen, immer wieder zunimmt?
Meinen die, die das alles behaupten, dass wir jetzt, im Sommer 2018, den Beginn der Entropie erleben? Das aber wäre ein Naturgesetz (das beginnt nicht mit dem Industriezeitalter). Dem kann man dann natürlich nicht politisch – mit ›Klimazielen‹ á la Merkel IV – entgegenwirken. Es wäre, wenn wir wirklich die Ouvertüre zur Entropie erleben müssten, nun mal unser Erdenschicksal (… mit der Hoffnung: es zieht sich noch).
Klimawerte als Durchschnittsbestimmungen des jeweiligen Wetterverhaltens waren niemals feste, gar normative Werte, sondern informieren uns immer über Veränderungen, über Wandel. Wenn dabei statistisch richtig gerechnet wird, bekommen wir einen Eindruck von der planetarischen Dynamik des Wetters als einem Fließgleichgewicht terrestrischer wie extraterrestrischer Konstellationen. Dazu zählen natürlich auch Emissionsprozesse jeweiliger natürlicher (geologischer) wie lebenspraktischer (sozial-industrieller) Vorgänge. Über diese Komponenten gilt es aber theoretisch ins Reine zu kommen …
Was wir gegenwärtig als Hype des Klimawissens erleben, ist vielleicht nur die Konstruktion einer politisch induzierten Wissensfiktion. Zwei Argumente für diese Vermutung. Erstens ein mediales: Es wäre das Mindeste, dass sich ihrer Informationspflicht bewusste, neutrale Medien immer auch darüber informieren, welche wissenschaftlich durchaus kontroversen Begründungen es zu den Ursachen des – gegenwärtigen? – Klimawandels gibt. Zweitens ein reduktionistisches: In fast allen apokalyptischen Erzählungen zum Klimawandel werden wir ausschließlich mit (sich-selbst-erklärenden?) augenfälligen, empirischen Befunden konfrontiert (Gletscherrückgänge, Eis-Abbrüche, Wüsten, Wadis, etc.). – Nun ist es jedoch wissenschaftliches Basiswissen über wissenschaftliche Methoden, dass man (wie Kant an Herders Umgang mit Geschichtsfakten moniert), ›die Köpfe dadurch verdirbt, wenn man ihnen Mut macht, ohne Durchdenken der Prinzipien mit bloß empirischer Vernunft allgemeine Urteile zu fällen‹ (AA 15, 399).
Die dispositionslogische Vorfrage zur, nennen wir es ›Klimapolitik‹, wäre doch: Ist es denn – gerade auch aus ruinösen Erfahrungen realsozialistischen ›Beherrschens der Natur‹ (Flussumleitungen, Wolkenimpfung, Windregulierung, Melioration) – überhaupt noch denkbar, dass wir mit irgendwelchen politisch sanktionierten Maßnahmen hoffen könnten, die Welttemperatur beeinflussen zu können? Haben wir denn gar keinen Sinn mehr für das Problem der Verfügbarkeit? Verfügen wir – zumal politisch – bloß noch über künstliche intelligenz?