von Lutz Götze
Neuerliche Auseinandersetzungen in den klassischen Einwanderungsländern Kanada und Vereinigte Staaten von Nordamerika, aber auch in europäischen Staaten, haben die Diskussion um das Mit- und Gegeneinander von Kulturen neu belebt, zugleich aber die Auseinandersetzung um den Kulturbegriff erneut entfacht. Wir setzen damit unsere Argumentation aus dem Jahre 2005 fort (Götze 2005).
von Günter Grass
In jeder Epoche hat es Künstler gegeben, die als Antwort auf die jeweils vorherrschenden Krisen und Hoffnungen ein emblematisches Bild geschaffen haben. So Albrecht Dürer mit seinem Kupferstich Melencolia I zur Zeit des Humanismus. So Francisco Goya mit einem Blatt innerhalb der Capricio-Radierungen mit der Unterschrift Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer zur Zeit der Aufklärung.
In kleinem Format sitzt die personifizierte Vernunft als schlafender Mann an einem Tisch. Über ihm bildet fabelhaftes Nachtgetier in dämonischer Ballung den düsteren Traum ab. Ein vieldeutiges Bild, das bis heute Fragen aufwirft: Ist es die Vernunft, in deren Kopf die Ungeheuer ursprünglich sind? Oder bedrohen Ungeheuer die Vernunft, weil sie schläft?
So ist auch die von dem Künstler Carl Frederik Reuterswärd geschaffene und unseren gegenwärtigen Krisen und Hoffnungen gemäße Skulptur vieldeutig, wenngleich man meint, ihren Sinn mit einem Blick erfassen zu können.
von Milutin Michael Nickl
Dem Andenken des amerikanischen Pluralisten und Rhetorikers Richard McKeon (26.4.1900 - 31.3.1985) gewidmet. Er hat viel zur architektonisch-konstruktiven, systemgestaltenden Erneuerung der Rhetorik beigetragen. Intention, Selbstverständnis und Leistungen der Rhetorik stellen sich grundsätzlich als sprechtätig-vermittelte Wissensformen mit partikularisiertem und partikularisierendem Charakter dar, z.B. als »productive architectonic art« (McKeon 1971). Weder die populärwissenschaftlich-utilitaristische, noch die in mitteleuropäischen Szenarien dominierenden literarischen, philologischen oder ›kritischen‹ Rhetoriken werden diesem Grundcharakter der Rhetorik zureichend gerecht. ›Eklektisch‹ gilt wohl meist als Schimpfwort. ›Eklektisch‹ lässt sich jedoch ebenso gut konstruktivistisch-produktiv und systembildend auffassen und anwenden. In diesem Kontext werden zwei strittige Exempla generiert und kommentiert: »Journalistik als Medienrhetorik« und »hard science oder traditionelle Rhetorik?«
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G