Keiner weiß, wie der aktuelle Asyl-Streit zwischen den Unions-Parteien ausgehen wird. Es ist zwar ein Symbol-Konflikt, aber gerade deswegen hoch aufgeladen. Die CSU will vor der Landtagswahl einen symbolischen Akt vollziehen; Seehofer will durch seine Aktivität verhindern, dass er in der CSU demnächst vollends abserviert wird. Wahrscheinlich wird Merkel ihm im Prinzip recht geben, den Vollzug aber von einer europäischen Einigung abhängig machen.

Doch gerade bei der geplanten Europäisierung liegt der Hase im Pfeffer: Worauf wollen/können die EU-Staaten sich denn überhaupt einigen?

Und wenn die »Europäisierung« nicht klappt: Ist die EU dann wieder mal der Sündenbock? Der Verweis auf Europa ist also scheinheilig. Vor allem dann, wenn Merkel sagt, wir dürften jetzt keine isolierte nationale Lösung anstreben. Aber genau das hat sie 2015 ja selbst getan! Und damit Europa gespalten. Später dann die europäische Solidarität eingefordert, dabei aber Österreich und Ungarn lange für die Grenzschließung getadelt, sich dann lieber Herrn Erdogan ausgeliefert.

Alles spricht also dafür, jetzt endlich in eine breite Diskussion über die gesamte Flüchtlingspolitik einzusteigen und Lösungen auszuarbeiten, die mehr sind als Symbolpolitik.

Geschrieben von: Eichengrün Ernst
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